Sundern. Die Entscheidung für die Schließung der Notfallpraxis steht seit Monaten fest. Nun ist es vollzogen. So reagieren die Beteiligten.
„Der Letzte macht das Licht aus“ - eine bekannte deutsche Redewendung. Im Falle der Notfallpraxis in Sundern ist es allerdings nicht der Letzte, sondern vielmehr die Letzte. Karin Zobel-Peters schaut ein letztes Mal in die Räume, schiebt die Rollos hoch, knipst den Lichtschalter aus und schließt dann die Praxis ab.
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In Sundern endet damit eine Ära. Seit dem 1. Februar 2012 hatte es die KVWL-Notfallpraxis am Standort in der Röhre 8 geben. Zuvor war der Notfallbetrieb seit den späten 1990er-Jahren vom Verein zur Förderung der Notfallversorgung Sundern betrieben worden. „Ich bin sehr traurig, dass diese Zeit nun zu Ende geht. Für die medizinische Versorgung der Menschen hier ist das kein gutes Zeichen“, macht Karin Zobel-Peters keinen Hehl aus ihrer Meinung zur Schließung.
Wehmut im Team
Die ausgebildete medizinische Fachangestellte (MFA) hat sich weiterbilden lassen zur Koordinatorin im Bereich Praxismanagement. Rund 22 Stunden die Woche war sie für die Notfallpraxis im Einsatz. Unter der Woche gab es Büroarbeit zu erledigen, am Wochenende nahm Zobel-Peters Anrufe von Patienten entgegen, erstellte Dienstpläne und übernahm die Bestellung von Medikamenten. „Wir sind ein tolles Team: Ärzte und medizinische Fachangestellte. Dass das jetzt hier enden muss, macht mich wehmütig.“
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Bis zuletzt hatte sie für den Erhalt der Praxis gekämpft. Karin Zobel-Peters gehörte auch der Bürgerinitiative rund um Lokalpolitiker Serhat Sarikaya an, die mehr als 8000 Unterschriften für den Erhalt der Praxis gesammelt hatte. „Wir sind nach Düsseldorf zum Landtag gefahren und haben dort mit Vertretern aus dem Gesundheitsministerium gesprochen. Besonders enttäuschend ist es, wenn man erfährt, dass in Schwerte mit weniger Unterschriften ein Umdenken eingesetzt ist und die Praxis gerettet werden konnte, während wir in Sundern leer ausgehen“, berichtet sie mit großer Unzufriedenheit.
In den zwölf Jahren ihrer Dienstzeit hat Zobel-Peters so einiges erlebt. Allein in den letzten acht Jahren war sie stets an Silvester und Neujahr im Einsatz. „Wir waren mehr als nur Anlaufstelle für Menschen mit Grippe, Rückenschmerzen und Blasenentzündung. Gerade rund um solche Feiertage waren am Telefon auch die seelsorgerischen Fähigkeiten gefragt. Mit der Zeit kannte man auch etliche der Patienten persönlich“, berichtet sie.
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Durch die Sperrung der Rahmedetalbrücke sei die Zahl der Behandlungen angestiegen, weil es viele aus dem Märkischen Kreis aus Zeitgründen nach Sundern gezogen habe. „Rund ein Drittel der Patienten im Monat kamen aus dem Märkischen Kreis“, so Zobel-Peters. Allerdings sei grundsätzlich die Zahl der Behandlungen zurückgegangen, seitdem die Schließung feststand. „Im Dezember hatten wir noch 360 Behandlungen, jetzt im Januar waren es knapp 200 weniger.“
Räume von KVWL angemietet
Die Notfallpraxis war eingebettet in die Praxis für Allgemeinmedizin, zu der auch Dr. med. Niels Schmidt gehört. Passenderweise hat der Mediziner auch den letzten Notdienst zugeteilt bekommen. „Zwei Räume waren vom KVWL angemietet, die durften wir in unserer Praxis nicht nutzen. Wir werden diese Räume aber übernehmen“, so Schmidt. Das Wartezimmer und den Empfangsbereich habe man sich geteilt.
„Es gab auch zwei unterschiedliche Computersysteme für beide Praxen. Da war alles strikt getrennt und sauber aufgeteilt, sodass nichts vermischt wird“, betont Karin Zobel-Peters. Nun heißt es für die die Abwicklung der KVWL-Praxis zum Teil zu übernehmen. „Die Computer werden abgeholt, ein Teil der Medikamente kommt zur Notfallpraxis nach Hüsten. Was mit dem Inventar passiert, ist noch nicht abschließend geklärt.“
Sie selbst geht nicht mit zur Notfallpraxis nach Hüsten. „Ich wechsle in die neue Landarztpraxis Sorpetal von Petra Lehmann.“ Generell geht nur eine von insgesamt acht Personen aus dem MFA-Team nach Hüsten. „Viele aus der Gruppe sind enttäuscht und möchten nicht in Hüsten arbeiten“, deutet Zobel-Peters an.
Für Arzt Niels Schmidt hingegen stehen künftig Dienste am Standort Hüsten an. Wirklich begeistert ist er nicht davon, obwohl er aus seinem Wohnort Hachen genauso schnell dort ist wie vorher in Sundern. „Uns hat niemand gefragt, ob wir die Notfallpraxis in Sundern schließen wollten. Das ist einfach so über unsere Köpfe hinweg entschieden worden.“ Nicht wirklich glücklich zeigt sich Schmidt auch über die Anwesenheitspflicht in der Hüstener Praxis. „Hier in Sundern gab es Kernarbeitszeiten. Außerhalb dieser Zeiten konnte man nach Hause fahren und dort die Zeit auf Rufbereitschaft verbringen. In Hüsten hingegen müssen wir anwesend sein. Es gibt Tage, da ist das richtig zäh. Am besten nehme ich mir wohl immer auf Verdacht ein Buch mit“, sagt der Arzt.