Sundern/Düsseldorf. Abordnung aus Sundern überreicht 8000 Unterschriften und weiteres Schreiben in Düsseldorf. NRW-Ministerium kündigt Antwort an.
Serhat Sarikaya und einige seiner Mitstreiter haben am Freitag im NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales die Unterschriftenliste (8000 Unterzeichnende) für den Erhalt des Medizinischen Notfallzentrums in Sundern übergeben. Vorausgegangen war ein 90-minütiges Gespräch mit Gerhard Herrmann, dem Leiter der Abteilung Gesundheitsversorgung und Krankenversicherung, und seinen zuständigen Mitarbeitern. „Der Minister war leider terminlich verhindert, ist aber bestens über unsere Aktion informiert“, berichtet Sarikaya. Auf ein weiteres Schreiben der Initiative werde das Ministerium noch separat antworten. Auch dieses Schreiben wurde am Freitag persönlich übergeben.
Die wichtigsten Inhalte des Schreibens:
Die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sei ein wichtiger Baustein der medizinischen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger Sunderns. Gerade in einer Stadt mit ländlicher Siedlungsstruktur und dezentral liegenden Dörfern sei ein schneller und wohnortnaher Zugang zu einer hausärztlichen Notfallversorgung am Wochenende und auch an Sonn- und Feiertagen wichtig, fassen die Verfasset zu Beginn noch einmal zusammen.
Heiße und emotionale Diskussion
Diese auch in ländlichen Regionen zu gewährleisten, sei die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Seit circa sechs Wochen werde heiß und emotional über die Schließung der Notfallpraxis der KVWL in Sundern gesprochen - auch, weil die KVWL bis heute ihre Entscheidung nicht begründet habe. „Es liegt bis heute keine konkrete und ausführliche Information vor, auf welcher Grundlage diese Entscheidung getroffen wurde“, schreibt Serhat Sarikaya.
Zu keinem Zeitpunkt habe die KVWL eine klare und stringente Begründung dargelegt, wird im Schreiben erneut betont. Im Rettungsdienst-Bedarfsplan sei zu lesen, dass ab dem 1. Januar 2024 ein dritter Rettungswagen (RTW) zur Verfügung steht. An der Rettungswache im Schweinsohl in Sundern stehen derzeit zwei RTWs. Ein RTW im 24-Std.-Dienst und ein RTW im 12-Std.-Dienst. Der dritte RTW soll laut Rettungsdienst-Bedarfsplan auch in den 24-Std.-Dienst aufgenommen werden. Somit fahren ab 2024 zwei RTWs im 24-Std.-Dienst und ein RTW im 12-Std.-Dienst. Neben dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) stehen für Sundern somit drei RTW und ein Fahrzeug für den Notarzt bereit. Ob für das dritte Fahrzeug tatsächlich auch Personal zur Verfügung steht, „sei mindestens fraglich“.
Bagatellen und kleinere Erkrankungen
Für die Betroffenen müsse auch klar sein: „Wenn die Notfallpraxis der KVWL in Sundern geschlossen wird, wird der Rettungsdienst für zahlreiche Bagatellen und kleinere Erkrankungen ausgenutzt. Es gehe nicht um eine Notfallversorgung bei zum Beispiel einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Es gehe hier um die Versorgung an Wochenenden und an Feiertagen, an denen Menschen medizinische Hilfe bei zum Beispiel Atemwegsinfekten, Harnwegsinfekten, Schnittverletzungen, entgleistem Blutdruck, entzündeten Wunden etc. brauchen. Dafür bestehe die Notfallpraxis. Daher kommen viele Menschen nach Sundern, denn in Balve, Meschede und weiteren Orten in der Nähe gibt es keine Notfallpraxis.
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Ärzteverbände fordern andernorts, die bereits geschlossenen Ambulanzen/Praxen wieder zu öffnen und die damals getroffenen Entscheidungen rückgängig zu machen. Der Ärzteverband Marburger Bund habe die Kassenärztliche Vereinigung Baden Württemberg (KVBW) dazu aufgefordert, die Schließungen und Teilschließungen von Notfallpraxen im Südwesten rückgängig zu machen. Die Einschränkungen beim ärztlichen Notdienst müssten umgehend zurückgenommen werden, teilte der Verband, der vor allem Krankenhausärzte vertritt, erst am Montag in Kirchheim unter Teck mit. Weiter ist darin zu lesen, dass durch die Einschränkungen in den Notfallpraxen damit zu rechnen sei, dass deutlich mehr Patientinnen und Patienten in die Notaufnahmen kämen, obwohl sie dort nicht hingehörten. Die KVBW müsse die ambulante Notdienstversorgung sicherstellen, fordere auch der stellvertretende Vorsitzende des Marburger Bundes, Jörg Woll; „Es gibt kein Vertun. Die gesetzliche Regelung ist glasklar: Der Versorgungsauftrag liegt bei den Vertragsärztinnen und Vertragsärzten.“
Persönliches Gespräch?
Irgendwann werde der Vorstand und der Beirat der KVWL feststellen und anerkennen, dass die Schließung der Notfallpraxis der KVWL in Sundern falsch war und und rückgängig gemacht werden muss, hoffen Sarikaya und seine Mitstreiter. So weit sollte es aber gar nicht erst kommen: „Die Notfallpraxis der KVWL in Sundern muss erhalten bleiben und darf nicht geschlossen werden!“
„Ich freue mich, bald von Ihnen zu hören. Gerne stehe ich auch für ein persönliches Gespräch zur Verfügung“, schreibt Serhat Sarikaya in Richtung NRW-Minister Karl-Josef Laumann (CDU).