Arnsberg. Vielfalt bei Gebro Herwig: Wie ein Haustechnik-Unternehmen Integration lebt. Drei Beispiele, die für eine gesamte Belegschaft stehen.

Drei Männer, ein Schicksal - sie alle kommen als Geflüchtete ins Sauerland, kämpfen mit der deutschen Sprache und versuchen sich auch im beruflichen Kontext zu integrieren. Doch erst Gebro Herwig stellt für sie das Sprungbrett in ein erfülltes Berufsleben dar. Bietet ihnen eine Perspektive und unterstützt sie mit Rat und Tat. Über Hürden, Erfolgserlebnisse und einen großen Arbeitgeber der Region.

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„Man muss die Kulturen kennenlernen und auch annehmen, nur dann gelingt das Zusammenleben“, sagt Salmon Meyrai, „ich habe viele Jahre in Dubai gelebt - unter 180 Kulturen.“ Weltoffen zu sein ist das, was er meint. Der 35-Jährige kam Ende 2014 nach Deutschland. Lernt die Sprache kennen und beginnt direkt, sie regelrecht zu verschlingen. „Ich habe in jeder freien Minute Deutsch gelernt“, sagt er.

Vom Aushilfsjobber zum Anlagenmechaniker

Als Hilfsjobber hält er sich über Wasser. Doch er hat Ziele. Möchte Karriere machen und begegnet bei einer Veranstaltung für und mit geflüchteten Menschen im Neheimer Kaiserhaus Thomas Reiter, Betriebsleiter der Gebro Herwig Haustechnik GmbH. „Eigentlich wollten wir nur syrisches Essen genießen“, sagt Salmon Meyrai. Er lacht. „Doch dann haben wir uns gewundert, was da los ist und uns spontan zu der Podiumsdiskussion gesetzt.“

An dieser nimmt auch Thomas Reiter teil. Salmon Meyrai fragt spontan, ob Gebro ihm nicht eine Ausbildungsstelle anbieten könne - so kommt es. „Wir haben das ganz unbürokratisch gesehen - und einfach einen Vertrag gemacht.“ Erfahrungen hat das Gebro-Team bereits, bildet es doch seit 2015 jährlich auch geflüchtete Menschen aus. „Das klappt natürlich nicht immer“, sagt Thomas Reiter, „aber in diesem Fall war das auch für uns ein Glücksgriff.“

Empathie, Geduld und auch Engagement gehören dazu, aber auf beiden Seiten.
Thomas Reiter - Gebro Herwig Haustechnik GmbH

Denn Salmon Meyrai ist sehr motiviert. August 2019 beginnt er seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK, verkürzt diese um ein halbes Jahr und wird im Juni 2022 fest eingestellt. „Er hat eine der besten Prüfungen abgelegt“, so Reiter, „und sogar den Buchpreis bester Abschlussschüler der Merz-Stiftung erhalten.“ Doch es ist Salmon Meyrais Wille, der ihn antreibt. Der Wille, ein „Teil des Ganzen“ zu werden.

Empathie, Geduld und Engagement - als Arbeitgeber und als Arbeitnehmer

Während dieser Zeit, im Dezember 2020, wird er eingebürgert - in besonderen Fällen kann dies bereits vor der gesetzlichen Frist geschehen. Seitdem führt er beide Staatsbürgerschaften. „Hätte ich mich entscheiden müssen, es wäre die deutsche gewesen.“ Als Anlagenmechaniker SHK Geselle wird er im Montagebereich der Baustellen eingesetzt. Doch schon kurze Zeit später wechselt Salmon Meyrai in den Kundendienst und wird nun in diesem weitergebildet. „Ich möchte gerne in dieser Firma Karriere machen und bin Gebro und insbesondere Thomas Reiter sehr dankbar für diese Chance.“

Die Gebro Herwig Haustechnik GmbH, hier in Person von Thomas Reiter, nimmt sich nicht als agierende Person wahr, sondern als „Chancengeber“. Etwas tun muss letztlich der Auszubildende selbst. „Empathie, Geduld und auch Engagement gehören dazu“, sagt er, „aber auf beiden Seiten.“ Und doch scheint es eben das i-Tüpfelchen zu sein, das einen immensen Teil am Erfolg trägt - hier: Das persönliche Engagement von Thomas Reiter und seinem Team.

Denn dessen Einsatz endet nicht mit dem Feierabendgong um 16 Uhr. „Oft stehen wir auch abends oder am Wochenende in Kontakt miteinander, weil es dann andere Dinge zu regeln gibt.“ Gemeint sind beispielsweise die Hürden der Bürokratie rund um den Aufenthaltsstatus eines Auszubildenden aus einem Drittland, die sprachlichen Barrieren, manchmal auch die Mobilität und recht oft auch die Bleibe. Hier unterstützt Thomas Reiter sowohl persönlich als auch beruflich.

Erfahrungen sammeln und weiterbilden

Auch Tiago Adriano da Silva absolviert seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK bei Gebro - schließt diese vor ein paar Tagen ab und arbeitet ebenfalls nun in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. „In Angola habe ich keine Zukunft“, sagt er. Der 30-Jährige kommt im November 2016 nach Deutschland und lebt in Bestwig. Durch einen Freund, der bereits Azubi bei Gebro ist, lernt er das Unternehmen kennen - und bewirbt sich. „Ich habe vorher keinen Ausbildungsplatz gefunden“, sagt Tiago Adriano da Silva, „oft wegen der Sprache.“

Sie ist es auch, die ihn am meisten innerhalb der Ausbildung fordert. Nicht das Lernen von Artikeln, nicht das Durchforsten der Grammatik, sondern oft schlichtweg der Widerspruch mancher Wörter in sich. „Wasserpumpenzange“ zum Beispiel. Eine Zange, die Wasser pumpt? „Tiago unterstützen wir aktuell zum Beispiel bei der Wohnungssuche“, sagt Thomas Reiter. Denn der dreifache Vater und Ehemann möchte gerne von Bestwig nach Arnsberg umziehen - einfach, um näher am Arbeitsplatz zu sein. „Ich möchte am liebsten eine Karriere bei Gebro machen, Erfahrungen sammeln und mich weiterbilden“, sagt Tiago Adriano da Silva. Die Weichen sind gestellt - nun ist es an ihm, seinen Lebenstraum weiterzuverfolgen.

„Ich hoffe, dass ich auch nützlich bin“

Omid Khalajzadeh schraubt aktuell noch an seinen Weichen. Der Iraner ist seit dem Jahr 2020 in Deutschland. „Am Anfang war es sehr schwer“, sagt er, „ich kam direkt in der Corona-Pandemie.“ Deutschkurse, ehrenamtliche Treffen - nichts findet zu der Zeit statt. Es dauert, bis er den Integrationskurs belegen kann. Trotzdem: Er muss sich durchbeißen, hat schließlich einen 14-jährigen Sohn, den er allein großzieht.

Und so beginnt der 41-Jährige im August 2023 seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK bei Gebro. „Ich habe noch nie eine Firma wie Gebro Herwig gesehen“, sagt er, „ich hoffe, dass ich auch nützlich bin.“ Er schätzt die Sicherheit, die Deutschland ihm bietet, die (Meinungs-)Freiheit, die er hier leben kann. „Ich versuche immer, mich in die Lage desjenigen zu versetzen, der vor mir sitzt“, sagt Thomas Reiter, „und vor diesen drei Menschen und all den anderen, die ihre Ausbildungen unter erschwerten Bedingungen absolvieren und abschließen, ziehe ich meinen Hut - in aller Hochachtung.“ Denn gerade diese hätten persönlich wie auch beruflich viele, viele Hürden zu meistern, bevor sich ein Erfolg einstellt.