Winterberg. Peter Mergheim muss in der Diskothek Tenne in Winterberg die 2G-Plus-Regel beachten. Er spricht über mulmige Gefühle und Wünsche an die Politik.

Die Corona-Inzidenz steigt weiter massiv in Deutschland an. In Nordrhein-Westfalen ist eine flächendeckende 2G-Regel für den Freizeitbereich angekündigt, um auf diese Entwicklung zu reagieren. Für Diskotheken, Konzerthallen, Karneval und weitere Veranstaltungen werden die Corona-Regeln strenger. Dort gilt 2G plus. Auch Geimpfte und Genesene müssen dann einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen. Peter Mergheim betreibt in Winterberg die Diskothek „Tenne“ und erlebt ein Wechselbad der Gefühle, als er die Neuigkeiten für seine Branche erfuhr.

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„Mittlerweile habe ich mich an den Gedanken gewöhnt“, sagt er, „Aber zuerst hatte ich die neuen Regeln anders beurteilt.“ Er fürchtete, dass die Impfbereitschaft gerade bei jungen Leuten nun sinken würde. Denn trotz einer Coronaschutzimpfung muss schließlich ein Coronatest gemacht werden. So wie ohne einen Stich im Arm auch. Gleichzeitig sagt er aber ebenso, dass die junge Zielgruppe dann wieder vermehrt privat Feiern durchführen könnte, wo keinerlei Kontrollen stattfinden. „Da sehe ich bei uns in der Tenne mehr Sicherheit“, sagt Mergheim.

Kein positiver Coronafall in der Disco Tenne in Winterberg

Als Betreiber bleibt bei ihm aber auch ein mulmiges Gefühl mit Blick auf die derzeitige Pandemielage in Deutschland. Was ihm ebenso wenig gefällt ist, wenn Politiker Diskotheken als Hotspots bezeichnen. Ihm ist bisher seit der Wiedereröffnung vor einigen Wochen kein positiver Coronafall unter gekommen. Trotzdem weiß er natürlich, dass ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht, wenn an einem Ort viele Personen zusammen kommen. Wie zum Beispiel in einer Disco.

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Deswegen nimmt er von Anfang an die Kontrollen sehr ernst. Vor der Türe kontrollieren Türsteher zunächst die Temperatur der Gäste. Danach werden die gültigen Nachweise vorgezeigt, der Personalausweis wird ebenfalls kontrolliert und im Anschluss müssen die Besucher sich mit der Luca-App einloggen und die Hände desinfizieren. Erst dann wird der Einlass gewährt. In dieser Woche kommen noch neue Luftfilteranlagen, die drinnen für noch mehr Sicherheit sorgen sollen. Bei den Nachweisen spielten negative Tests aber eine untergeordnete Rolle. Circa 90 Prozent der Gäste sind geimpft. Von einem wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen würde sich ein Wegfallen der anderen zehn Prozent der Einnahmen noch in einem Rahmen halten, der verschmerzbar wäre.

Lassen sich Kunden vor dem Besuch in der Disco testen?

2G wäre für den Unternehmer daher kein Problem gewesen, aber er bezweifelt, dass die Kunden bereit sind, sich trotz Impfung noch testen zu lassen. Ein Vorteil ist, dass am Oversum eine Teststelle bereitsteht, die vergleichsweise lange geöffnet hat am Wochenende. Mergheim stand bereits im Kontakt mit dem Tourismusmanager der Stadt Winterberg, um anzuregen, die Öffnungszeiten noch zu verlängern. Eine Entscheidung in der Hinsicht steht noch aus. Er hatte vorgeschlagen, die Teststelle bis 22 Uhr geöffnet zu lassen. „Der Besuch in der Disco ist häufig spontan und wenn dann keine Möglichkeit besteht überhaupt einen Test zu machen, bringt das wenig“, so Mergheim. Er hätte die Möglichkeit auch eine mobile Teststelle aufzubauen, aber er würde lieber die Angebote der Stadt Winterberg nutzen wollen.

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Noch ist unklar, wie alt der Schnelltest sein darf. Peter Mergheim glaubt, dass das System funktionieren kann, wenn er lediglich tagesaktuell sein muss. „Aber wenn er nicht älter als sechs Stunden sein darf, wäre das verheerend.“ Er hat Bedenken, dass immer mehr Vorgaben auf seine Branche zukommen und 2G plus nur der Anfang sind. Sollten beispielsweise eine Masken- und Abstandspflicht kommen, würde das seiner Meinung nach einem Lockdown durch die Hintertüre gleichkommen, denn die Vorgaben ließen sich unmöglich kontrollieren und für die Gäste wäre es ein unattraktives Modell. Lieber solle die Politik in diesem Fall die klare Ansage machen, dass Diskotheken erneut schließen müssen.

Tenne feiert 100-Jähriges mit Ikke Hüftgold

Der Ausblick ist für ihn schwierig. Er ist froh, dass die Hilfen der Regierung verlängert wurden und damit nicht mit dem Ende des Jahres versiegen. Das gäbe nochmals Sicherheit. Er würde sich freuen, wenn die Branche weiter geöffnet haben darf. Die vergangenen zwei Monate waren seiner Auskunft nach die beste Zeit am Stück, die die Tenne je gesehen hat. „Und das obwohl weniger Gäste erlaubt sind. Sie kommen eher und verzehren mehr. Da ist ein unheimlicher Nachholbedarf zu spüren und alle sind glücklich.“

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Eine Schließung wäre für Mergheim auch vor dem Hintergrund schade, dass die Tenne im kommenden 2022 100-Jähriges feiert. Pläne dafür gibt es schon. So soll nach bisherigen Planungen im April der Sänger Ikke Hüftgold auftreten. Für November ist geplant, dass Steffis Kneipenquiz zu Gast ist. Dafür steht allerdings noch eine Vertragsunterzeichnung aus. „Ich hoffe, dass wir die Pandemie gut in den Griff bekommen. Wir probieren jetzt, ob wir mit der 2G-plus-Regelung wirtschaftlich klarkommen. Das entscheidet der Gast. Sonst schließen wir.“