Hallenberg/Graz. Lukas Schöttler machte als auf der Freilichtbühne in Hallenberg erste Erfahrungen als Schauspieler. In Österreich lebt er seinen Traum weiter.

„Ich habe mich gefragt, welche Hobbys ich haben könnte. Fußball war nicht meins und ich suchte etwas spaßiges“, erinnert sich Lukas Schöttler an seine Jugend. Er bekam den Vorschlag sich als Schauspieler an der Freilichtbühne in Hallenberg zu engagieren. Der Jungspund hielt es zunächst für einen Witz, aber die Idee klang doch interessant. Ein Casting später begann eine Reise, die sein Leben fortan positiv verändern würde und ihn vor immer neue Herausforderungen auf und abseits der Bühne stellt.

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„Ich hab zuerst eine Volksrolle bekommen und durfte im Hintergrund gut aussehen“, sagt der heute 27-Jährige mit Blick auf seinen ersten Auftritt in einem Kinderstück in Hallenberg. Die Bühne gibt ihm die Möglichkeit neue Freunde kennenzulernen und alte wiederzutreffen, die er nach dem Wechsel auf die weiterführende Schule nicht mehr so oft gesehen hatte. Schöttler fühlte sich schnell als Teil eines Ganzen.

Lukas Schöttler spielt zuerst in Hallenberg in Kinderstücken im Hintergrund und bekommt dann immer größere Rollen. Auch in den Stücken der Erwachsenen. 
Lukas Schöttler spielt zuerst in Hallenberg in Kinderstücken im Hintergrund und bekommt dann immer größere Rollen. Auch in den Stücken der Erwachsenen.  © Privat

In vielen Kinderstücken war der Nachwuchsschauspieler zu sehen bis er schließlich auch eine Sprechrolle bekam. Drei Jahre waren bis dahin vergangen und fortan waren seine stummen Tage auf der Freilichtbühne vorbei. 2012 spielte er in Le Miserable auch erstmals in einer Produktion der Erwachsenen. „Über die Jahre blieb es mein Hobby, dem ich leidenschaftlich nachgegangen bin. Damals wie heute. Es ist ein großer Teil meines Lebens“, sagt Schöttler. Und er sollte noch größer werden.

Hallenberger lernt Schauspielen in Österreich

Birgit Simmler führte Regie bei „Die Päpstin“ und fragte den jungen Mann, ob er sich vorstellen könnte, dieser Leidenschaft auch professionell nachzugehen. „Das hatte ich nicht kommen sehen. Es bedeutet viel, wenn sie sagt, dass ich es versuchen sollte“, schaut der 27-Jährige zurück. Damals hatte er eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker angefangen und dann rückte diese neue Möglichkeit in den Vordergrund. Er versuchte auf eine Schauspielschule zu gelangen, sprach deutschlandweit vor. Und dann auch in Graz in Österreich. Seine Erfahrungen aus der Heimat in Hallenberg kamen ihm dabei zugute.

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Im Zimmertheater, wo er einen Monolog vorsprechen sollte, war Platz für 300 Personen. Aus dem Sauerland ist er ganz andere Dimensionen gewohnt, wenn 1400 Gäste in den Rängen sitzen. Das erfordert eine gewisse Präsenz. Lukas Schöttler war erfolgreich und ein vier Jahre langes Studium lag vor ihm. Dort geht es natürlich auch um viel Praxiserfahrung. Schon im zweiten Semester stellte ein uniweites Projekt Franz Kafkas „Der Prozess“ auf die Beine. Ein Riesending wie Schöttler sagt und die Möglichkeit schon früh mit dem praktisch in Kontakt zu kommen, was die Nachwuchsschauspieler später machen möchten.

Tournee mit Theaterstück durch Deutschland

„Das Feuerzeug“ von Hans Christian Andersen brachte die Gruppe ebenfalls auf die Bühne. Diesmal sogar in einem Schauspielhaus und nicht in der Schauspielschule. „Der Regisseur wollte mich im Anschluss auf Tournee mitnehmen. Dafür musste ich dann die Ausbildung pausieren und wir waren in Deutschland, Luxemburg und Belgien unterwegs. Im kommenden Jahr ist das wieder geplant“, sagt der Hallenberger.

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Sein Schauspiel hat sich seit seinen Anfängen in der Heimat stark verändert. Vieles war damals unreflektiert. Heute schaut er sich die Umstände viel genauer an. Wer ist die Person, die er verkörpern soll? In welcher Zeit spielt das Stück? Die Rolle soll für ihn viel greifbarer sein, um sie optimal spielen zu können. Dann übernimmt auf der Bühne das Bauchgefühl. Ohne nachzudenken erwacht diese andere Person zum Leben. „Wenn ich nachdenken müsste, dann würde das mein Spielen verlangsamen und das merkt das Publikum.“

Schauspieler im Theater, Film oder Fernsehen?

Mittlerweile befindet sich der 27-Jährige in einer ganz anderen Findungsphase. Er muss entscheiden, wie die Reise weitergehen soll. Er muss schauen, in welchen Stücken er mitspielen möchte. Wo er sich bewirbt. Denn die Alternative ist sonst früher oder später die Arbeitslosigkeit. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Bei einem Theater arbeiten, freiberuflich unterwegs sein oder für Drehs sogar vor eine Kamera treten. Gerade letzteres gefällt ihm derzeit gut. Damit ist eine Rückkehr an die Freilichtbühne aber nicht völlig ausgeschlossen.

Körperliche Veränderungen auf der Bühne

Lukas Schöttler hat in seiner jungen Schauspielkarriere schon am eigenen Leib erfahren, welche körperlichen Anforderungen eine Rolle haben kann.

Für seine Hauptrolle als Gregor in der „Päpstin“ hat er zum Beispiel eine Zeit lang in Springerstiefeln geprobt, um einen maskulineren Gang zu entwickeln.

Während er als Musketier auf der Bühne in Hallenberg noch eine lange Mähne auf dem Kopf trug, war auf der Bühne in Graz aber Glatze nötig.

„Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, sie abzurasieren und ich sagte, können wir machen.“ Ein Schritt, den er nicht bereut und auch wieder machen würde.

Anders sieht es bei extremeren Veränderungen aus, wie eine starke Gewichtszunahme oder abmagern.

„Das kostet natürlich auch viel Zeit. Sieben Monate müsste ich mir dafür frei nehmen. Zeit in der ich nur begrenzt etwas anderes machen könnte. Aber wenn ich die Zeit habe, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Einfach für den Spaß.“ Doch für eine dauerhafte Rückkehr nach Hallenberg sieht es schon deutlich schlechter aus. „Hallenbergwar immer ein Startpunkt bei dem ich das Gefühl hatte, dass ich nicht wiederkomme. Von einem beruflichen Punkt aus gesehen, gibt es wenig Möglichkeiten abseits der Freilichtbühne. Aber ich bin dennoch oft dort. Meine Familie ist in Hallenberg. Meine Freunde auch. Sie bedeuten mir viel.“