Hallenberg. Wo tankt man in diesem Sommer das beste Benzin? Bei den „Dreien von der Tankstelle“. Wie die Premiere Freitagabend auf der Freiilichtbühne lief:

Darauf haben die Menschen gewartet. Den Alltag rund um Corona für zweieinhalb Stunden vergessen. Den Inneren Tank befüllen. Das Schiebedach im Kopf öffnen. Den Schmutz von der eigenen Windschutzscheibe kratzen. Den Tempomat für die Seele auf angenehme Geschwindigkeit stellen. Rollen lassen, genießen. All das ermöglicht ein Theaterstück mit Musik, das zwar 90 Jahre auf dem Buckel hat, aber mit Vollgas inszeniert und ohne Handbremse gespielt auch heute noch sehr gut unterhalten kann. In ihrem Jubiläumsjahr 75 Jahre Freilichtbühne macht das Theater sich selbst und dem Publikum ein sehr schönes Geschenk: Es spielt „Die Drei von der Tankstelle“ - eine Komödie mit viel Musik und einem Hauch Nostalgie. Alles in allem so erfrischend wie ein Fahrtwind im Sommer.

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Die Geschichte ist rasch erzählt. Drei junge Männer sind pleite, pachten eine Tankstelle, schieben Wechselschicht und lernen - ohne es zu wissen - dieselbe Frau kennen und lieben. Die unglückliche Dreiecksbeziehung fliegt auf und würde fast im Desaster enden, wenn der Vater der jungen Dame nicht einen fähigen Junior-Chef und Schwiegersohn suchen würde: „Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen“...

Bislang 7500 Zuschauer

Auf Prominenz und Ehrengäste wurde wegen Corona verzichtet. Bühnenvorsitzender Albert Winter eröffnete die „Tankstellen“-Saison und bedankte sich bei allen Helfern auf, vor und hinter der Bühne. Blumen gab’s unter anderem für Regisseur Florian Hinxlage, der selbst im Tankstellen-Blaumann erschienen war.

Wegen der Pandemie sind aktuell nur rund 500 Zuschauer pro Aufführung zugelassen.

Die Stücke „Der gestiefelte Kater“ und „Charleys Tante“ haben rund 7500 Besucher gesehen.

Mehr Bilder der aktuellen Premiere gibt es online unter www.wp.de/brilon.

Die 25 von der Tankstelle

Streng genommen müsste das Stück in Hallenberg „Die 25 von der Tankstelle“ heißen. Denn bis in die kleinste Rolle spürt man die Spielfreude und den Zusammenhalt des Ensembles. Wenn gleich beim Opening der Klassiker „Ein Freund, ein guter Freund“ angestimmt wird und das Publikum begeistert mitklatscht, dann ist der Song gleichzeitig Programm für die 25 Akteure. Coronabedingt liegen anstrengende Wochen hinter ihnen. Vieles war anders als sonst. Erst wenige Tage vor dem Start konnte mit allen Requisiten auf der Bühne geprobt werden. Nach nur acht kompletten Durchläufen musste alles sitzen. Und das tut es.

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Schauspieler-Leistung: „Super-Plus-Kraftstoff“

Vor allem die herausragenden drei Hauptdarsteller Philipp Mause, Markus Kappen und Burkhard Hesse bewegen sich mimisch, tänzerisch, gesanglich und textlich - um im Bild zu bleiben - in der Kategorie „Super-Plus“-Kraftstoff. Der Spagat: Das erfordert viel Konzentration, muss aber trotzdem noch leicht aussehen. Auch Stefanie Balzer als bezaubernde Lilian, Georg Glade als schusselig-überdrehter Rechtsverdreher oder Helmut Mause als Firmendirektor sind wahre „Tiger im Tank“. Zweimal Daumen hoch auch für Vanessa Ante in der Rolle der Bardame Edith - sie hat zudem auch die Choreographie mit umgesetzt. Tolle Leistung! Und es ist schön zu beobachten, wie alle Spieler von den Proben bis jetzt zur Premiere an Sicherheit und Souveränität gewonnen haben.

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Die 25 von der Tankstelle

Mit nur 25 Leuten eine derart breite Bühne überhaupt zu bespielen und sie nicht zum Guckkasten zu degradieren, ist eine Herausforderung, die Regisseur Florian Hinxlage mit Bravour gemeistert hat. Bezaubernd - das in gelb-rotem Retro gehaltene Bühnenbild mit den vielen Details von der Ölkanne bis zum Zeitungsständer- und die Idee, viele Fahrzeuge vom Oldtimer bis zum Kleinbagger über das Tankstellengelände fahren zu lassen. Das bringt Leben auf die Bühne. Insgesamt trägt die Inszenierung Hinxlages Handschrift mit dem Dreh zu lustiger Überzeichnung, Slapstick und Dialogen mit lokalem Bezug.

Abendpremiere hat Charme

Premieren finden in Hallenberg nach alter Tradition immer nachmittags statt. Daher war der Start an einem Freitagabend auch ein Debüt. Bei 250 Gästen passte zuschauermäßig noch etwas Luft in die Reifen; aber vielleicht wäre der Samstagabend eine bessere Alternative. Abendvorstellungen haben jedenfalls einen ganz besonderen Reiz. Und auch hier hat das Team der Technik einen Revue-Charme der 30-er Jahre über die Szenerie gelegt, den man sich einfach gerne ansieht. Gelegenheit dazu gibt es insgesamt elf Mal.

Also, gute Laune tankt man dieses Jahr bei „Die Drei von der Tankstelle“ in Hallenberg. Nächster Termin für den Boxenstopp: Dienstag um 17 Uhr.

Eine Fotostrecke mit vielen Eindrücken von der Premiere finden Sie hier +++