Brilon. Antje Jäkel ist Pfarrerin im Probedienst in Brilon. Sie spricht über dumme Sprüche in ihrer Anfangszeit und dem Einfluss der Kelly Family.
„Jeder stellte sich Gläubige fromm und schüchtern vor, aber ich bin normal, war auf Feiern unterwegs zu Schul- und Studienzeiten“, sagt Antje Jäkel. Sie ist in Brilon Pfarrerin im Probedienst. Schon früh stand für sie fest, dass sie ihren Glauben zum Beruf machen möchte. Damit hatte auch die Kelly Family zu tun. Das kam nicht überall gut an.
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Die heute 32-Jährige wuchs in Ramsbeck auf, Glaube und Religion prägten schon früh ihr Leben. In ihrer Jugend setzte sie sich vermehrt mit der Musik der Kelly Family auseinander, einer irischen und amerikanischen Pop-Gruppe, weil sie die Texte mag und ein Mitglied der Großfamilie in ein Kloster ging. Das machte Jäkel neugierig. Sie befasst sich mehr und mehr mit der Thematik, las Bücher, betete Rosenkränze, besuchte leere Kirchen. Sie genoss die Stille.
Konvertierung mehrfach überdacht
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Ihre Freunde sind katholisch, sie selbst evangelisch und das Angebot in der evangelischen Kirche war überschaubar. Der Gedanke zu konvertieren kam ihr deswegen immer mal wieder, aber sie entschied sich dagegen, weil die Karrieremöglichkeiten in der katholischen Kirche nicht ihren Wünschen entsprachen. Sollte sie vielleicht auch ins Kloster gehen? „Dafür fehlte mir dann irgendwie der Elan, daher entschied ich mich für ein Studium“, sagt Jäkel. Auf Theologie auf Pfarramt in Wuppertal fiel die Entscheidung. Dort stellte sich der Elan ein. Dennoch gab es Zweifel und Zweifler.
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„Du?“, bekam die junge Studentin oft zu hören, wenn sie erzählte, was sie studiert. Oder: „In die Kirche gehen nur psychisch labile Menschen.“ Jäkels Vorliebe für die Kelly Family half nicht gerade, um bei Kommilitonen für nicht-verwirrte Gesichter zu sorgen. Auch heute ist ihr Umfeld noch überrascht, wenn sie von ihrem Beruf erzählt. „Ich habe da aber nie ein Geheimnis draus gemacht und es ist nicht so uncool wie man denkt“, sagt die Pfarrerin im Probedienst. Aber auch das Studium ließ sie stellenweise ihre Entscheidung überdenken. Zu viel Theorie, zu wenig Arbeit am Menschen, etwas, das sie mehr interessiert. Ein Praktikum brachte die Freude zurück und nach erfolgreichem Beenden der akademischen Laufbahn zog es die junge Frau zurück ins Sauerland, um das Vikariat, ähnlich wie das Referendariat bei angehenden Lehrern, zu beginnen.
Vielfältige Aufgaben in der Kirche
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Predigten, Segen, Beerdigungen, Stück für Stück lernte Jäkel die Vielfältigkeit der Aufgaben in der Kirche praktisch kennen und kam ihrem Ziel eine Pfarrerin zu werden immer näher. Sie mag die Vielfältigkeit an diesem Beruf. „Ich gehe nicht jeden Tag zur gleichen Zeit aus dem Haus und komme nach acht Stunden wieder. Jeder Tag ist anders und ich lerne viele Menschen kennen. Ich rede gerne mit ihnen“, freut sich die 32-Jährige. Sie genießt die Vorbereitungen der Mini-Gottesdienste, die Besuche, Kontakte im Seniorenheim, denn „jede Begegnung prägt mich und mein Leben.“
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Aber gerade diese Begegnungen sind derzeit schwer umzusetzen. Corona macht vieles unmöglich. „Es ist schwer sich in der Gemeinde jetzt bekannt zu machen, wenn man Andachten nur verteilen kann und einen Zettel anhängt. Die Senioren wünschen sich auch ein Gesicht zum Namen. Aber wir machen das Beste draus“, sagt Jäkel optimistisch. Für sie ist klar, dass ein Bildschirm an dem beispielsweise ein Gottesdienst zu sehen ist die Begegnung am Menschen nicht ersetzen kann. Daher war ihre Freude umso größer, als sie merkte, dass die offene Kirche so gut von den Leuten angenommen wird. Trotzdem macht sie sich auch Sorgen.
Gottesdienste in der Coronakrise
Mehr Besucher
Ein Projekt, das sich mit der Kirchenentwicklung auseinandersetzt ist „Gottesdienst erleben“.
Eine Gemeinde sucht sich einen Sonntag aus, an dem sie besonders zum Gottesdienst einlädt.
Der Gottesdienst kann besonders gestaltet sein.
Neben Plakaten, Gemeindebrief und Zeitung geht es vor allem um das persönliche Einladen, um Freunden, Familienmitgliedern oder ähnliches zu zeigen, was für sie jeweils wichtig ist. Nämlich der Gottesdienst.
So sollen die Besucher des Gottesdienstes zunächst einmalig stark ansteigen, um möglichst vielen die Attraktivität dieser Veranstaltung zu zeigen.
Wie beispielsweise Gottesdienste aussehen werden, wenn die Coronakrise vorbei ist. Immerhin kommen die Gläubigen derzeit auch ohne aus. Jäkel fragt sich, was ist, wenn es sie weiterhin von der Kirche fernhalten wird. „Aber ich denke, dass die positiven Aspekte überwiegen, denn die Leute freuen sich auch auf den Gemeinschaftsaspekt in der Kirche.“
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Und genau den möchte die zukünftige Pfarrerin gerne noch verstärken. Ihr Traum ist es die Kirche noch einladender zu machen und hofft dafür auch, auf offene Ohren der anderen Pfarrer und des Presbyteriums. Dafür müsste die Kirche ihrer Meinung nach auch informierender werden, damit Besuchern klar wird, wieso was genau gemacht wird. Denn auch Jäkel merkt, dass die Gottesdienste vor allem ältere Menschen interessieren und die Altersgruppe von 20 bis 30 Jahren nicht gut vertreten ist. „Mir liegt mein Sonntagsgottesdienst beispielsweise sehr am Herzen und hoffe, dass er erhalten bleibt. Aber um so ein Projekt umzusetzen, braucht es auch helfende Hände. Alleine geht das nicht.“