Brilon. Das Stadtbild von Brilon verändert sich weiter. Jetzt verliert die Silhouette eines ihrer prägenden Bauwerke: den Turm der evangelischen Kirche.
Pfarrer Rainer Müller greift zu einem Zitat und schmunzelt: „Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist.“ Das hat einst Ben Gurion gesagt, der erste Premierminister des Staates Israel. Ein Wunder könnte fasst nötig sein, wenn es um die Finanzierung des ehrgeizigen Kirchbau-Projektes der Evangelischen Kirchengemeinde Brilon geht. Es braucht aber ebenso knallharten Realismus, denn die 2,3 Millionen Euro, die das Bochumer Architekturbüro Boländer & Hülsmann rund um die Baumaßnahme um den maroden Kirchturm errechnet hat, sind – realistisch betrachtet – ein gewaltiger Kraftakt für die Kirchengemeinde mit ihren knapp 4000 Gemeindegliedern.
„Wir werden viel Fantasie entwickeln müssen, um das Projekt zu stemmen“, weiß Müller. Vom Presbyterium hat es in dieser Woche grünes Licht gegeben, die weiteren Planungen, vor allem in Bezug auf die Finanzierungsmöglichkeiten voranzutreiben. Bereits seit einiger Zeit weiß man, dass der Abriss des Kirchturmes alternativlos ist.
20 Meter hoher Glockenturm
Das 1922 errichtete Bauwerk ist derart beschädigt, dass eine Sanierung nicht mehr zu verantworten ist. Den Abriss des Turmes und die Außensanierung des Kirchgebäudes haben die auf Kirchbauten spezialisierten Experten aus Bochum mit 600.000 Euro beziffert. 1,1 Millionen werden für den Neubau eines knapp 20 Meter hohen, freistehenden Turmes sowie eines 65 Quadratmeter großen Anbaus an das Kirchengebäude veranschlagt.
Hinzu kommen weitere 600.000 Euro für die Neugestaltung und Sanierung des Innenraumes: Heizung, Fußboden, Licht, Akustik, Orgelreinigung, Anstrich. „Das macht dann die besagten 2,3 Millionen Euro“, rechnet Müller hoch.
Mehrere Immobilien verkauft
In den kommenden Wochen sollen nun verschiedene Fördermöglichkeiten ausgelotet werden. Müller: „Bis zum Sommer brauchen wir Klarheit, ob wir das Projekt überhaupt finanzieren können. Denn eins ist auch klar, die alltägliche Gemeindearbeit darf darunter nicht leiden.“ Ganz mittellos ist die Gemeinde natürlich nicht. In den vergangenen Jahren hat man sich bereits von einigen Immobilien (Kapelle Brilon Wald, Pfarrhaus Helle und Brilon) getrennt.
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Der Erlös aus diesen Verkäufen ist festgelegt und kann eingesetzt werden. Das muss allerdings noch die Landeskirche in Bielefeld absegnen. Das und bereits eingegangene erste großzügige Spenden sind aber erst der kleine Anfang. Der größere Teil müsste über weitere Spenden, Stiftungen, Aktionen und Fundraising zusammengetragen werden. Vielleicht wird man auch einen Förderverein gründen.