Altkreis Brilon. Rüdiger Haertel vom NRW Landesverband Bildung und Erziehung wünscht sich mehr Freiheiten für die Schulen. Auch mit Blick auf die Versetzungen.

Distanzunterricht , Quarantänen , Versetzungen . Schulen haben in der Coronakrise mit vielen Baustellen zu tun. Rüdiger Haertel ist Kreisvorsitzender vom NRW Landesverband Bildung und Erziehung . Er erfährt viel von den Sorgen der Lehrkräfte und würde sich von der Landesregierung mehr Freiheiten für die Schulen wünschen.

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Haertel ist selbst Schulleiter an der Christine-Koch-Hauptschule in Eslohe und geht davon aus, dass es auch in diesem Jahr wieder Sonderregeln geben wird, wenn es um die Versetzung von Schülern geht. Im abgelaufenen Schuljahr gab es noch die „gesicherte Versetzung“ in Schulen . Die Begründung dafür war, dass das verkürzte Schuljahr verhinderte, dass alle sonst notwendigen Leistungsnachweise wie zum Beispiel Klassenarbeiten vollständig erbracht worden konnten und damit die üblichen Versetzungsvorschriften nicht galten. Diese Regelung galt für alle Klassen, in denen keine Abschlüsse vergeben wurden.

Schüler haben ihre Defizite aufgeholt

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„Wenn die Schutzbestimmungen so weitergehen, dann wird sich die Bundesregierung wieder bemühen, dass die Schüler versetzt werden“, sagt Haertel Er sieht darin aber keine Nachteile, weil schwächere Schüler beispielsweise ihre Defizite nicht beseitigen könnten. „Die Schüler haben sehr gut angeknüpft an das, was sie verpasst haben. Aber man sollte individuell auf die Schulen gucken können und schauen, wie viel Distanzunterricht gab es? Wie viel waren die Schüler und Lehrer in Quarantäne ? Und darauf basierend entscheiden“, regt Haertel an.

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Im landesweiten Lockdown habe die Regelung noch Sinn gemacht, weil alle Schulen die gleichen Bedingungen hatten. Auch die Digitalisierung der jeweiligen Bildungseinrichtungen sollte Berücksichtigung finden. Denn nicht jede Schule verfügt über die gleichen Möglichkeiten, um die Lernenden auch zuhause gut arbeiten zu lassen. Er erklärt aber auch, dass die Schulen gut aufgestellt sind, wenn es um den Unterrichtsstoff geht und viel aufgefangen werden konnte, was im ersten Lockdown noch nicht funktioniert hatte.

Bessere Weitergabe von Informationen vom Land

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Haertel würde sich wünschen, dass Schulen nicht erst von der Presse erfahren würden, welche neuen Regelungen gelten, sondern im Vorfeld von der Landesregierung die nötigen Informationen bekommen würden. Bildungseinrichtungen sollten außerdem auf regionaler Ebene auch losgelöst von der Versetzungsthematik mehr Freiheiten eingeräumt bekommen. So würde er beispielsweise ein Hybridsystem bei dem Schüler zwischen Distanz- und Präsenzunterricht wechseln könnten bevorzugen. Jedoch fände er es unsinnig, wenn Klassen zu versetzten Uhrzeiten in der Schule sein müssten. „Das ist hier im Hochsauerlandkreis mit den Busverbindungen auf dem Land sehr schnell problematisch. Träger und Schulen könnten sich besser selbst abstimmen.“

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In seiner Funktion bekommt Haertel aber auch mit, wie ängstlich Lehrkräfte stellenweise bei der derzeitigen Situation sind. Volle Klassen und Unterricht mit Masken benötigen viel Konzentration. Auch mit Blick darauf fände er einen Hybridunterricht hilfreich für die Kollegen im HSK . „Kritisch sehe ich aber auch, dass es öfter heißt, Lehrer würden im Lockdown nichts machen. Dabei bereiteten sie den Unterricht vor und brachten die Materialien stellenweise persönlich bei den Schülern vorbei.“