Olsberg. Schüler oder Lehrer sind wegen der Corona-Pandemie in Quarantäne - wie Lernen auf Distanz trotzdem möglich ist, zeigt das Berufskolleg Olsberg.

Der Lehrer ist in Quarantäne , ein Schüler ist krank. Früher hieß das: Bestenfalls findet Vertretungsunterricht statt, ist das nicht möglich, fällt die Stunde aus. Der Schüler, der nicht am Unterricht teilnehmen kann, muss das, was er versäumt, nachholen. Doch gerade in Zeiten der Corona-Pandemie haben sich viele Schulen auf die Suche nach digitalen Lösungen gemacht. Das Berufskolleg Olsberg gibt Einblick, wie Unterricht auf Distanz aussehen in der Corona -Krise kann.

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Lehrer schaltet sich von Zuhause dazu

Noch ganz neu ist am Berufskolleg Olsberg der Bildungsgang der Produktionstechnologen. Die Schüler, die im Sommer bei verschiedenen heimischen Firmen ihre Ausbildung begonnen haben, sind hier zum Blockunterricht. Zurzeit ist einer der Lehrer in Quarantäne. Trotzdem haben die Schüler/innen schon seit zwei Wochen Präsenzunterricht. An diesem Morgen haben sie eine Aufgabe bekommen, die sie in Gruppenarbeit an ihren Tablets lösen sollen. Zur Präsentation schaltet sich ihr Lehrer online über Microsoft-Teams dazu. Das ist eine Anwendung für Videokonferenzen.

Neuer Bildungsgang am Berufskolleg Olsberg

Produktionstechnologinnen bzw. Produktionstechnologen planen industrielle Produktionsprozesse , richten Produktionsanlagen ein und nehmen diese in Betrieb. Sie arbeiten in Industrieunternehmen der unterschiedlichsten Wirtschaftszweige sowie bei produktionsunterstützenden Dienstleistungsunternehmen. Ihre Aufgaben und Tätigkeiten liegen in Entwicklungsbereichen, in Pilotbereichen und Serienproduktionslinien, in Applikations- und Supportbereichen. Sie überwachen und optimieren Prozessabläufe, analysieren und dokumentieren technische Störungen und Qualitätsabweichungen. Der Bildungsgang wurde zum Schuljahr 2020/21 am Berufskolleg Olsberg eingerichtet.

Papierloses Lernen

Auf dem Bildschirm erscheinen Buttons mit den Initialen der Schülerinnen und Schüler – so kann man sehen, wer am Online-Unterricht teilnimmt. „Auf die Live-Videos von jedem Einzelnen verzichten wir, weil das momentan zuviel Internet-Kapazitäten binden würde. Wir hoffen, dass das Wlan an unserer Schule schnell weiter ausgebaut wird“, erklärt Dr. Martin Roch. Möchte sich ein Schüler melden, kann er digital aufzeigen – also ein Handzeichen geben, das er sprechen möchte. Papier, gedruckte Bücher, schwere Ordner, Kopien – das gibt es in der Welt dieser Schüler nicht mehr. „Nur für Klassenarbeiten verwenden wir in dieser Klasse noch ganz normale Papiervorlagen“, erklärt Dr. Roch.

Dr. Martin Roch, Berufskolleg Olsberg.
Dr. Martin Roch, Berufskolleg Olsberg. © Jutta Klute/WP

Digitales Notizbuch ersetzt dicken Ordner

Die angehenden Produktionstechnologen sind bestens ausgestattet. Sie arbeiten mit Tablets, die ihnen ihre Ausbildungsbetriebe zur Verfügung gestellt haben. Dr. Martin Roch ist Bildungsgangverantwortlicher für den neuen dualen Ausbildungsgang, der bislang NRW-weit nur in Olsberg und in Köln angeboten wird. Er zeigt auf seinem Tablet, wie die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern funktioniert. Möglich wird das durch die Verwendung von „Microsoft One Note“. Das ist ein „digitales Notizbuch“, quasi der Aktenordner, in dem Schüler sonst ihre Unterlagen abheften. Dort gibt es Arbeitsbereiche für den Lehrer, für jeden einzelnen Schüler und für alle gemeinsam. „So ist es zum Beispiel möglich, dass wir alle gemeinsam an einem Dokument arbeiten können – und auch diejenigen, die an dem Tag nicht da sind, können eingebunden werden“, erklärt Dr. Roch.

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Aus dem ersten Lockdown viel gelernt

Sollte es noch mal zu Schulschließungen kommen wie beim Lockdown im Frühjahr, sieht der stellvertretende Schulleiter Oliver Schannath das Berufskolleg inzwischen deutlich besser aufgestellt. Er erklärt: „Im ersten Lockdown haben wir viel über die unterschiedlichen Möglichkeiten des Distanzunterrichts gelernt. Dieses Wissen können wir jetzt nutzen, um variabel auf die differenten Anforderungssituationen reagieren zu können. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Hardware-Ausstattung unserer Klassenräume, ein Augenmerk liegt hierbei vor allem auf der Installation von Videokonferenzsystemen, die auch synchrones Lernen ermöglichen.“ Ziel des Berufskollegs sei es, auch im normalen Schulbetrieb künftig verstärkt digitale Medien (Smart-Boards, Tablets) im Unterricht einzusetzen.

Schulungsbedarf

Mit Blick auf einen möglichen Corona-Distanzunterricht berichtet Dr. Jörg Schünemann, Anlagenkoordinator für technische Assistenten, dass bereits elf Klassenräume mit Videokonferenzsystemen ausgestattet seien. Voraussetzung für einen effektiven Fern-Unterricht sei allerdings, dass die Schüler zu Hause über entsprechende Zugangsgeräte und ausreichend Internet-Kapazitäten verfügen – und da gebe es zurzeit noch einigen Nachholbedarf. Er gibt außerdem zu bedenken, dass nicht bei allen Schülern und Lehrern die Kompetenzen zur Nutzung digitaler Möglichkeiten so gegeben seien wie im technischen Ausbildungsbereich. Da gebe es noch einigen Schulungsbedarf.

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Das sagen Schüler zum digitalen Unterricht

Nora Niedzielski (17): Es ist ein ganz anderer Unterricht als man ihn sonst kennt, aber es hat sehr viele Vorteile, so zu arbeiten. Es geht alles schneller, man hat alles parat und braucht nicht mehr eine Tasche voll Bücher mitnehmen, sondern nur das I-Pad.

Stefan Kechter (32): Ich finde es sehr vorteilhaft, so zu arbeiten. Man braucht keine Bücher und Unterlagen. Alles ist in der Cloud gespeichert. Wenn man sein Handy damit verbindet, kann man von jedem Ort aus auf alles zugreifen.

Jan Diekmann (23): Ich finde es sehr praktisch, dass man alles immer dabei hat und auf einem Gerät abrufen kann. Manchmal läuft es natürlich etwas holprig, wenn 30 Leute hier in der Schule gleichzeitig im Internet sind.

Max Hartmann (24): Ich weiß die Möglichkeiten, die das digitale Arbeiten mit sich bringt, sehr zu schätzen, obwohl ich früher auch eher der Papiertyp war. Doch inzwischen finde ich es richtig gut, so zu arbeiten.

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