Brilon. Schulstart nach dem Corona-Lockdown: Merlin Jonassohn aus Brilon muss für seinen Abschluss zur Schule. Weshalb er sich um seine Zukunft sorgt.
Fünf Wochen Zwangsferien wegen Corona sind vorbei: Die Schulen öffnen auch in Brilon wieder – unter strengen Hygienemaßnahmen und -auflagen. Sandra Jonassohn aus Brilon schickt ihren Sohn Merlin wieder in die 10. Klasse der Sekundarschule – ohne Angst, aber mit zahlreichen Fragen, die ihnen anscheinend niemand beantworten kann.
Entscheidung hat sich früh abgezeichnet
Merlin Jonassohn (16) hat eigentlich alles geplant. Den Schulstoff wiederholen. Die Zentralen Prüfungen schreiben. Den Abschluss an der Sekundarschule Brilon machen – mit großer Abschlussparty. Sommerferien. Freunde treffen. Und dann das Abitur beginnen. Alles sicher. Dann kommt Corona. Jetzt steht er vor einer ungewissen Zukunft.
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In einer Situation, in der niemand wirklich weiß, wie es weitergeht. „Das ist ein surreales Gefühl“, sagt er. „Als die Schule geschlossen wurde, hat die Lehrerin uns noch am Morgen gesagt, dass wir alle unsere Sachen mitnehmen sollen. Vorsichtshalber. Und zwei oder drei Stunden später kam der Erlass“, erzählt Merlin Jonassohn. Seine Mutter Sandra Jonassohn hatte es schon geahnt. „Es hat sich abgezeichnet, dass diese Entscheidung kommen wird. Die Abschlussfahrt der Klasse war ja schon abgesagt worden.
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Es war klar, dass dann früher oder später die Schule schließen wird.“ Für sie der richtige Schritt. „Wenn man gesehen hat, was in Italien passiert ist, hätte ich mir früher gewünscht, dass die Schulen schließen.“
Abschlussfahrt und -Fete sind abgesagt
Eigentlich sollte die Abschlussfahrt vor Ostern nach Hamburg gehen. „Nicht das beste Ziel, aber die macht man nur einmal. Nur einmal mit den Leuten. Ist schade, dass sie ausfällt“, sagt Merlin Jonassohn. Für ihn ist es keine schöne Situation fünf Wochen lang Zuhause zu sitzen, seine Freunde nicht zu sehen. Er nutzt die Zeit zum Lernen. Auf der Homepage der Schule werden Themen weitergeführt. Er bereitet sich auf die Zentralen Prüfungen vor. Sandra Jonassohn sagt stolz über ihn, dass er ein sehr guter Schüler sei. „Ich kann ihm da nichts mehr vormachen. Er hat allein gelernt“, sagt sie. Ein Lehrer sei im Notfall oder bei Fragen auch immer erreichbar gewesen. „Mir ist es Zuhause schwerer gefallen, mich zu konzentrieren.
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Es ist ein anderes Gefühl in der Klasse zu sitzen, mit den anderen“, sagt Merlin Jonassohn.
Corona kein sehr großes Thema in der Familie
Corona selbst ist kein sehr großes Thema in der Familie. „Unser Leben ist ganz normal weitergegangen. Ich arbeite bei einer Fleischerei hinter der Theke.
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Mein Mann im Landschafts- und Gartenbau. Wir arbeiten beide weiter. Niemand von uns ist bisher krank geworden, also hat sich nicht sehr viel verändert“, sagt Sandra Jonassohn. Ihr tut es leid, dass die großen Abschlussfahrten und -feiern ausfallen. „Nach dem Abschluss gehen bestimmt einige weg – die kommen doch so nicht nochmal zusammen. Also kann so eine Feier nicht mehr nachgeholt werden.“
Zentrale Prüfungen fallen aus – Vorbereitung umsonst?
Dann die Nachricht, dass die Zentralen Prüfungen ausfallen. Dass normale Klassenarbeiten stattdessen geschrieben werden. „Alles ist so unklar. Ich habe mich auf die Zps vorbereitet“, sagt der 16-Jährige. In den WhatsApp-Gruppen, in denen er mit seinen Klassenkameraden in Kontakt bleibt, herrscht Ungewissheit. Die meisten sind genervt, sagt Merlin Jonassohn: „Jeden Tag erfährt man etwas anderes. Wir haben nichts gesagt bekommen. Manchmal haben wir auch Infos auf den Homepages von anderen Schulen gefunden.“
Ungewissheit ist das schlimmste
„Wir wissen nichts. Eigentlich wird das Zeugnis doch mit Sekt und dem ganzen Brimborium verteilt. Bekommen wir das nun mit der Post?“, überlegt Sandra Jonassohn.
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Es sind viele Dinge, an die die beiden gerade denken müssen. Zum Beispiel wie sie das Geld für die Klassenfahrt wiederbekommen. Oder wie lange Merlin Jonassohn überhaupt noch zur Schule gehen muss. Eigentlich ist am 15 Juni sein letzter Tag. „Aber was wird denn noch groß nach den Klassenarbeiten gemacht? Sollte da nicht Kapazität für andere Schüler geschaffen werden?“, fragt Sandra Jonassohn.
Donnerstag muss ihr Sohn erstmals wieder in den Unterricht. Er weiß nicht, in welchen Raum er sitzen wird, mit wem er in der Klasse lernen wird, welchen Stoff sie durchnehmen werden. „Man freut sich natürlich darauf rauszukommen und seine Freunde zu sehen“, sagt er. „Aber wie das mit dem Abstand abläuft, weiß ich nicht. Es wird bestimmt erstmal viel Organisation geben.“
Keine Angst vor Ansteckung - aber vor der Zukunft
Sandra Jonassohn ergänzt: „Wie werden die Jungs Abstand halten? Ich bin gespannt, wie das läuft. Ich habe Merlin natürlich nochmal darauf hingewiesen, sich viel die Hände zu waschen und die Hygieneregeln einzuhalten.“
Angst vor einer Ansteckung haben sie beide nicht. „Ich habe keine Befürchtungen“, sagt Sandra Jonassohn. Sie selbst fühle sich eher in der Stadt unbehaglich. „Da ist es doch jetzt so voll, seitdem die Geschäfte wieder auf haben.“ Auch Merlin Jonassohn bleibt entspannt.
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Vielmehr denkt er über seine Zukunft nach. Wie lange wird er nach den letzten Klassenarbeiten zur Schule gehen müssen? Wie lange wird er Zuhause sein? Wird er das Abitur nach den Sommerferien beginnen können? „Wann wird es normal weitergehen?“