Brilon. Luisa Kruse aus Winterberg macht ihr Referendariat am Gymnasium Petrinum. Sie erzählt von den Nachteilen durch Corona und welche Vorteile es gab.

Wegen der Corona-Pandemie müssen Schulen seit einigen Monaten auf spezielle Schutzmaßnahmen achten, von Maskenpflicht bis Abstand halten. Während des ersten Lockdowns stellten Schulen auf Heimunterricht um, weil Präsenzunterricht nicht möglich war. Die letzten Monate stellten nicht nur Lehrer und Schüler vor Schwierigkeiten, sondern auch Referendare, die das Unterrichten lernen sollten. Luisa Kruse aus Winterberg beendete gerade ihr 18-monatiges Referendariat am Gymnasium Petrinum in Brilon und erzählt, wie Corona ihre Ausbildung beeinträchtigt hat.

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„Ich denke schon, dass ich weniger Erfahrungen gesammelt habe. Das Referendariat ist mit 18 Monaten nicht lang, zwei Monate davon habe ich gar nicht unterrichten können. Es fehlte die Zeit, um andere Klassen kennenzulernen“, sagt Kruse. Sie hätte gerne anderen Lehrern bei der Arbeit zugesehen, sich Dinge abgeguckt.

Lockdown in Brilon lässt Lehrproben entfallen

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Die Abwesenheit der Klassen führte beim ersten Lockdown dazu, dass ganze Lehrproben ohne Kinder stattfanden, weil die Ausbildung irgendwie weitergehen musste. Problematisch, denn Kruse konnte gar nicht auf das individuelle und spontane Verhalten der Schüler reagieren. Stattdessen sollte sie neben ihrer Unterrichtsplanung auch Alternativen für andere Szenarien vorstellen, die sich in der Klasse zeigen könnten. „Da fehlte dann das reale Geschehen. Der Job basiert auf Interaktion mit den Kindern“, sagt die 26-Jährige.

Mehr Planstellen

Für das Schuljahr 2020/21 werden den Bezirksregierungen bereits 800 Stellen zusätzlich zugewiesen. Diese Planstellen für unbefristete Einstellungen an Gymnasien werden aus personalwirtschaftlichen Gründen bereitgestellt – im Vorgriff auf den durch die Umstellung auf einen neunjährigen Bildungsgang begründeten absehbaren hohen Einstellungsbedarf zum Schuljahr 2026/27.

Die auf diesen Stellen eingestellten Lehrkräfte sollen in dieser Übergangszeit durch Abordnungen insbesondere den Schulen und Schulformen zugutekommen, die aufgrund der Situation am Lehrkräftearbeitsmarkt unter einem Lehrkräftemangel leiden.

Diese Interaktion fehlte auch bei anderen Aktivitäten mit den Schülern. So war beispielsweise eine Skifreizeit geplant, an der sie teilnehmen sollte. Durch Corona musste diese ausfallen. Bedauerlich für die Kinder, die das Miteinander verpassen und ihre Sozialkompetenzen erweitern könnten, aber auch für Kruse, die ihre Schüler noch einmal anders hätte kennenlernen können. „Das wäre ein großes Erlebnis gewesen“, blickt sie zurück.

Ungewissheit nach Schulschließung

Der plötzliche Lockdown sorgte für viel Ungewissheit und auch Sorgen in Bezug auf die Ausbildung in der Schule. „Alles fiel aus. Das machte mich unruhig, weil ich in einem Modus mit viel Druck war und Unterrichtsbesuche monatelang im Vorfeld geplant hatte. Aber auch das gehört zum Job, flexibel reagieren zu können.“

Luisa Kruse aus Winterberg absolviert ihr Referendariat am Gymnasium Petrinum in Brilon.
Luisa Kruse aus Winterberg absolviert ihr Referendariat am Gymnasium Petrinum in Brilon. © Privat

Vorbereitungen auf den Unterricht fanden stattdessen digital statt, Schüler riefen ihre Aufgaben im Internet ab. Kein Neuland für Kruse, die im Studium bereits digital gearbeitet und auch in einem Seminar im Rahmen ihres Referendariats digitale Möglichkeiten kennengelernt hatte. Doch nur weil der Unterricht digital stattfand, ging dies nicht automatisch mit weniger Aufwand für die 26-Jährige einher. Die Aufgaben mussten gezielter gestellt werden, sie musste Nachfragen der Schüler vorausahnen, um diese im Vorfeld beantworten zu können. Der Arbeitsaufwand für die Schüler musste genau kalkuliert werden.

Persönliche Gespräche mit Schülern fehlen

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Für Kruse war das aber nicht negativ. Sie nennt es eine nützliche Erfahrung, die ihr zeigte, welche Möglichkeiten es gibt. Sie glaubt, dass die Schüler auch etwas gelernt haben, obwohl die Belastung für sie sicher groß war. Kruse bedauert lediglich, dass der Kontakt zu den Schülern spärlich war. Zwar gab es die Möglichkeit, zum Telefon zu greifen oder per Mail Fragen zu stellen, aber laut Kruse stand eine gewisse Hürde davor. „Eine Beziehung zu den Schülern entsteht auch durch das persönliche Gespräch. So lernt man sie kennen und das macht dieses Berufsleben auch aus. Das war plötzlich weg.“

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Sie war froh, als Präsenzunterricht unter Hygienebestimmungen wieder möglich war. Auch wenn diese je nach Klasse ihre Zeit in Anspruch nehmen. Die Folge der Abstandsregelung waren vor allem Frontalunterricht und der Verzicht auf Lehrmethoden wie zum Beispiel Gruppenarbeiten, die mit festen Sitzplätzen nicht möglich waren und sind. „Das ist aber nicht unbedingt schlecht“, erklärt Kruse, „Wir schauen, was es an digitalen Kooperationsmöglichkeiten gibt und Partnerarbeit ist auch noch möglich.“ So können beispielsweise digitale Anwendungen am Handy in den Unterricht integriert werden.

Unterricht mit Schutzbestimmungen ist schwierig

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Das Unterrichten unter den Schutzbestimmungen empfand sie nicht als eingeschränkt. An die Maskenpflicht konnte sie sich gut gewöhnen, auch wenn Schüler stellenweise schwieriger zu verstehen waren. Schwierig war es hingegen, Emotionen im Gesicht abzulesen und sich Namen zu merken. Aber der Lockdown hatte laut Luisa Kruse nicht nur Nachteile: „Wir sind jetzt vorbereitet auf diesen Fall und Schulen konnten die Digitalisierung vorantreiben, wo noch Nachholbedarf bestand.“