Hagen. Immer mehr Menschen begeben sich auch in Westfalen-Lippe in Behandlung. Warum es in diesem Gebiet starke regionale Unterschiede gibt.

Die Zahlen steigen: Fast eine Million Menschen allein in Westfalen-Lippe leiden mittlerweile an Depressionen - doch innerhalb des Gebietes gibt es starke regionale Unterschiede, wie eine erstmalige Analyse von Kreisen und kreisfreien Städten der AOK-Nordwest ergibt. Besonders viele Menschen begeben sich demnach in Hagen (16,3 Prozent der Einwohner) und im Märkischen Kreis (16,2) wegen Depressionen in Behandlung. Es folgen die Ruhrgebietsstädte Herne (15,7), Bochum (15,5) und Gelsenkirchen (15,2) sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis (14,9). Unter den Großstädten mit weniger als 500.000 Einwohnern hat Hagen hinter Offenbach und Remscheid bundesweit die meisten Depressionspatienten.

Wegen Depressionen in Behandlung: der Anteil steigt

Deutlich auch zu sehen: Die Zahlen in Westfalen-Lippe steigen wie fast überall im Bundesgebiet weiter an: Zwischen 2017 und 2022 wuchs der Anteil der wegen Depressionen behandelten Menschen von 11,7 auf 13,2 Prozent. Mit diesem Wert liegt Westfalen-Lippe über dem bundesweiten Durchschnitt von 12,5 Prozent. „Depressionen zählen zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie verursachen für die Betroffenen nicht nur persönliches Leid und eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität, sondern auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem und die Wirtschaft“, sagt Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK-Nordwest.

Im Jahr 2023 haben knapp 9000 Versicherte der AOK-Nordwest in Westfalen-Lippe fast 100.000 Psychotherapie-Einheiten erhalten. Kosten allein dafür: rund 10,7 Millionen Euro. 2,3 Millionen Fehltage entstanden im gleichen Jahr in Westfalen-Lippe. Die Gefahr für Depressionen steigt mit dem Alter. Am häufigsten betroffen von Depressionen waren 2023 unter den AOK-Versicherten Menschen, die in der Haus- und Familienpflege arbeiten, in der Altenpflege, in der Sozialverwaltung und -versicherung oder als Bus- und Straßenbahnfahrer/innen.

Weitere Themen aus der Region:

Wie es zu den großen regionalen Unterschieden kommt, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Doch es gibt Hinweise auf mögliche Zusammenhänge. In Regionen mit einem hohen Anteil von Personen mit Rückenschmerzen oder Angststörungen sind auch mehr Menschen an Depressionen erkrankt. Ebenfalls kommt die Analyse zu der Hypothese, dass materiell und sozial benachteiligte Menschen häufiger an Depressionen erkranken als Menschen mit einem hohen sozialen Status. Das würde laut Ackermann auch erklären, warum in Westfalen-Lippe die Stadt Münster den niedrigsten Anteil an Depressionspatienten (9,8 Prozent) aufweist. Weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Depressionen: Rückenschmerzen, Angststörungen, Alkoholabhängigkeit und Zigarettenkonsum, langanhaltende Erkrankungen, mit Stress verbundene Lebensereignisse. Zudem sind Frauen in allen Altersgruppen deutlich häufiger betroffen als Männer.

Der Anteil der wegen Depressionen behandelter Menschen in Südwestfalen:
1. Hagen 16,3 Prozent
2. Märkischer Kreis 16,2
3. Ennepe-Ruhr-Kreis 14,8
4. Siegen-Wittgenstein 13,1
5. Hochsauerlandkreis 12,9
6. Kreis Olpe 12,4
7. Kreis Soest 12,3