Hagen. Viele Bürgermeister-Posten in der Region werden 2025 neu besetzt. Ein Traumjob? So sieht es ein Jahr vor der Wahl aus.

Unattraktiv scheint dieser Job tatsächlich nicht zu sein: Vier Männer kämpfen schon seit März darum, neuer Bürgermeister von Schmallenberg zu werden.  Ein Job, bei dem es exakt 9158,52 Euro brutto (Besoldungsgruppe B4) in einer Stadt der Größe Schmallenbergs (rund 25.000 Einwohner) zu verdienen gibt. Plus steuerfreie Aufwandsentschädigung und gegebenenfalls Familienzuschlag. Ein Job, der aber auch keine richtigen Arbeitszeiten kennt.  „Man ist eine öffentliche Person und damit letztlich 365 Tage im Jahr 24 Stunden im Dienst“, weiß Markus Klaus, Geschäftsführer der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der CDU in NRW, ein Kenner der Szene. Sprich: Das muss man tatsächlich wollen. „Das Leben ändert sich mit dem Amt –  auch für die Partnerinnen und Partner oder die Kinder“, sagt Klaus.

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Doch in Schmallenberg schreckt das das Kandidaten-Quartett nicht. Und wenn nun am Mittwoch, 2. Oktober, die CDU vor Ort nach diversen Diskussions- und Vorstellungsrunden entscheidet, wer denn tatsächlich für die Union ins Rennen gehen soll, dann ist das nur ein Etappen-Erfolg. Denn dann muss der Sieger sich dem Votum des Wahlvolks stellen: Am 14. September 2025 finden in NRW die Kommunalwahlen statt, 14 Tage später dann  - am 28. September, zusammen mit den Bundestagswahlen -  die möglichen Stichwahlen um die Bürgermeister- und Landratsämter.  

Viele Bürgermeister haben sich noch nicht zu ihrer Zukunft geäußert

So weit wie in Schmallenberg, wo Amtsinhaber Burkhard König (CDU) nicht wieder antritt, ist man ein knappes Jahr vor den Wahlen in vielen Kommunen in der Region noch nicht. Teils haben die Amtsinhaber noch nicht einmal erklärt, ob sie noch einmal antreten werden. Aber trotzdem ist nun schon klar: In einer ganzen Reihe von Kommunen und auch Kreisen wird es neue Köpfe geben -  weil teils langjährige Amtsinhaber wie Langzeit-Hochsauerlandkreis-Landrat Karl Schneider (CDU) abtreten oder aber Rathaus-Chefs wie Roland Schröder (parteilos) in Menden nach nur einer Amtszeit nicht wieder kandidieren.  

„Letztlich kostet der Wahlkampf einen Kandidaten Geld, vor allem aber auch viel Zeit.“

Markus Klaus
Geschäftsführer Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) der CDU in NRW

Dass es in Schmallenberg letztlich zu einer Stichwahl kommen wird, ist zumindest nicht sehr wahrscheinlich. Zu dominant ist dort seit Jahrzehnten die CDU. Wer sich im parteiinternen Rennen durchsetzt, der hat beste Chancen, tatsächlich den Chefsessel im Rathaus zu erlangen. KPV-Geschäftsführer Markus Klaus wundert es nicht, dass es hier zumindest bei der Favoriten-Partei keinen Bewerbermangel gibt und vier Kandidaten zwischen 42 bis 56 Jahren antreten und drei von ihnen aus der freien Wirtschaft kommen.

Mit starkem Amtsinhaber haben es Kandidaten schwer

„Ob es sich lohnt anzutreten, das hängt auch sehr von den Gegebenheiten vor Ort ab: Gibt es einen starken Amtsinhaber, der mit dem Amtsbonus ins Rennen geht, dann wird es oft schwierig“, sagt Markus Klaus. Wenn man dann noch für eine Partei antrete, die grundsätzlich eher schwach in der Kommune sei, dann müsse man sich schon überlegen, ob man tatsächlich antreten wolle. „Denn letztlich kostet der Wahlkampf einen Kandidaten Geld, vor allem aber auch viel Zeit.“

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Droht am Ende ein größerer Bewerbermangel in NRW? Noch könne man keine generelle Einschätzung abgeben, sagt Markus Klaus: „Das ist zu früh, die Aufstellungsverfahren haben ja gerade erst begonnen.“ Der Geschäftsführer der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU hat aber schon das Gefühl, dass es mancherorts schwieriger geworden sei. 

In Hagen gibt es gleich mehrere Kandidaten - und für alle ist es ein Heimspiel

Für die Großstadt Hagen mit etwa 190.000 Einwohnern gilt das nicht. Wohl nicht nur, weil es hier mehr als in Schmallenberg zu verdienen gibt. In der Besoldungsgruppe  B 9 ist eine Grundentschädigung von 12.036,09 für den Oberbürgermeister vorgesehen. Und das Amt ist auf jeden Fall neu zu besetzen: Amtsinhaber Erik O. Schulz hat angekündigt, nach elf Jahren nicht wieder anzutreten. Schulz ist parteilos, war früher SPD-Mitglied, ins Amt gekommen war er aber durch die Unterstützung eines Jamaika-Bündnisses aus CDU, Grünen und FDP. Das zeigt schon: In der früheren SPD-Hochburg kann schon seit Jahren keine Partei mehr eine echte Vormachtstellung für sich beanspruchen.

M. Kleinrensing WP Hagen Kommunalpolitik
Der Hagener Oberbürgermeister Erik O. Schulz wird im Jahr 2025 nicht noch einmal antreten.   © WP | Michael Kleinrensing

An Kandidaten mangelt es trotzdem oder gerade deswegen nicht: CDU, SPD und FDP haben schon Kandidatinnen und Kandidaten präsentiert, ein Parteiloser kommt noch hinzu. Und weitere Bewerber könnten folgen. Es sieht alles danach aus, als werde es erst in der Stichwahl zu einer Entscheidung kommen. Was auffällt: Alle Bewerberinnen und Bewerber kommen auch tatsächlich aus Hagen. Die Stadt hat zwar auch Erfahrung mit einem von außen kommenden Kandidaten – doch der hörte schon nach einer Amtszeit wieder auf.

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Aus der Erfahrung von Markus Klaus von der KPV ist der „Heimspiel“-Faktor durchaus nicht zu unterschätzen: „Das Wichtigste ist: Eine Kandidatin oder ein Kandidat muss wählbar sein. Das heißt: Sie oder er muss das Potenzial haben, tatsächlich bei den Menschen anzukommen. Das kann am Ende entscheidender sein als die fachliche Qualifikation. Letztlich ist es ja auch ein politisches Amt.“

Wo CDU, SPD und FDP mit einer gemeinsamen Kandidatin antreten

Spannend versprechen die Kommunalwahlen in Südwestfalen allemal zu werden. Kann es zum Beispiel Enrico Eppner, einziger FDP-Bürgermeister der Region, in Hallenberg im Hochsauerlandkreis wieder schaffen und damit seinen Sensationserfolg von 2020 in der früheren CDU-Hochburg wiederholen? Und kann sich Michael Joithe als Bürgermeister von Iserlohn behaupten, wenn er denn wieder antritt? Der Kandidat einer lokalen Wählergruppe hatte 2020 überraschend die Wahl knapp gewonnen. Jetzt präsentieren CDU, SPD und FDP gemeinsam eine Kandidatin:  Burcu Öcaldi, die Bereichsleiterin Soziales im Rathaus und CDU-Mitglied.

Letzte Amtszeit
Dr. Katja Strauss-Köster tritt 2025 nicht mehr als Bürgermeisterin in Herdecke an und will als CDU-Kandidatin über den Wahlkreis 138 in den Bundestag einziehen © WP | Manuela Pavlovskis

Der parteilose Bernd Fuhrmann in Bad Berleburg muss indes noch sondieren, ob ihn die CDU (wie schon seit 2004) und auch die SPD (wie erst seit 2020) wieder unterstützen und er wieder antreten will. In Herdecke im Ennepe-Ruhr-Kreis hört indes die CDU-Bürgermeisterin Katja Strauß-Köster auf. Allerdings, um einen neuen Karriereschritt zu wagen: Sie will für die CDU in den Bundestag einziehen.

Landratswahlen: Der Nachfolger im Hochsauerlandkreis scheint schon klar

Bei den wichtigen Landratsposten in Südwestfalen ist die Gefechtslage noch nicht ganz klar: Theo Melcher (CDU) tritt im Kreis Olpe wieder an – mit besten Chancen zur Wiederwahl. Marco Voge (CDU) hat sich für den Märkischen Kreis noch nicht erklärt, gleiches gilt für die SPD-Landräte Olaf Schade (Ennepe-Ruhr-Kreis) und Andreas Müller (Siegen-Wittgenstein). Klar ist aber: Karl Schneider tritt im Hochsauerlandkreis nach 20 Jahren ab. Der bisherige Medebacher Bürgermeister Thomas Grosche soll ihm nach Willen der Kreis-CDU folgen. Es braucht keine prophetischen Kräfte, um vorauszusagen: Der 52-Jährige dürfte im weiter schwarzen Hochsauerland  kaum zu schlagen sein.

Lokal
Thomas Grosche soll nach dem Willen der CDU neuer Landrat im Hochsauerlandkreis werden. © WP | Rita Maurer