Hagen. Der 58-jährige Hagener bewirbt sich um das höchste Amt der Stadt. Der Chef des Umweltamtes war 18 Jahre lang Personalratsvorsitzender.

Vor 15 Jahren dankte mit Peter Demnitz der letzte SPD-Oberbürgermeister in Hagen ab. Seitdem ist es den Genossen nicht mehr gelungen, den OB-Sessel mit einem ihrer Kandidaten zu besetzen. Nun haben sie den langjährigen Personalratsvorsitzenden der Stadt Hagen und jetzigen Umweltamts-Chef Thomas Köhler zu ihrem Kandidaten gemacht. Der 58-jährige Hagener will im September 2025 Amtsinhaber Erik O. Schulz beerben. Köhler will die Kräfte dieser Stadt, so sagt er selbst, neu entfachen.

Ein Reihenhaus auf Emst. Thomas Köhler unterbricht einen Ausflugstag mit den rund 60 Kollegen des Umweltamtes. Genauer: den Ausflug ins Freilichtmuseum. „Heute Abend im ,Crocodile‘ bin ich wieder dabei“, sagt der Mann, der im Bereich Dahmsheide in Altenhagen aufgewachsen ist, und auf Partys meistens zu den Letzten gehört. „Ist eben so“, zuckt er dreiwortig mit den Schultern. „Ich bin ein Mensch mit Spaß am Leben.“

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Bevor er Umweltamtsleiter wurde, war Thomas Köhler 18 Jahre lang freigestellter Personalratsvorsitzender der Hagener Stadtverwaltung. „Da habe ich in die hintersten Ecken der Verwaltung geblickt.“ © WP | Michael Kleinrensing

Schon immer in Hagen

Dieses Leben hat bislang immer und ausschließlich in Hagen stattgefunden. „Ich wollte nie weg. Ich habe hier immer alles gefunden, was mich glücklich gemacht hat. Und glauben Sie es mir oder nicht: Ich gehe morgens zu Fuß mit einem Lächeln ins Büro, weil ich meinen Job wirklich gerne mache.“ Sein Vater war einst Mitarbeiter beim städtischen Fuhrpark, fuhr die Wichtigen durch die Stadt. Als er sah, wie Sohn Thomas mal versuchte, ein Fahrrad zu reparieren, riet er ihm: „Geh‘ besser ins Büro.“ Köhler machte das. 1982 war das. Fünf Jahre Verwaltungsausbildung für den gehobenen Dienst.

Als er fertig war, landete er im Hochbauamt und der Denkmalbehörde. 1991 ging es erstmals ins Umweltamt. Bis 2003. Da war Ralf-Rainer Braun noch der Chef und Köhler mit der Abfallwirtschaft betraut. „2003 folgte, was mich menschlich und innerhalb unserer Verwaltung sicherlich am meisten geprägt hat. Ich wurde Personalratsvorsitzender.“ Er blieb das 18 Jahre.

Wenn man so will, freigestellter Betriebsratsvorsitzender der über 3000 Menschen großen Verwaltung. Kein Konflikt, keine Beförderung, keine Neueinstellung, keine Ämterzusammenlegung oder Auslagerung an städtische Töchter ohne Köhler am Tisch. Er war geschätzt, kämpfte in zig Konflikten an der Seite von Mitarbeitern, wurde mehrfach wieder gewählt. „Du guckst in dieser Position in jede hinterste Ecke der Stadtverwaltung. Da wird man zum Experten und kriegt ein Gespür für die Menschen.“

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„Ich will ein OB sein, der das Potenzial von Verwaltung und Politik entfacht. Ich sehe jede Menge Power auf beiden Seiten“, sagt Thomas Köhler. © WP | Michael Kleinrensing

Entweder jetzt - oder nie

Bis 2021 hatte er keinen Chef mehr - dann wurde er selber einer. Köhler wurde zum Leiter des Umweltamtes, was er bis heute ist. Eine OB-Kandidatur konnte er sich vor einigen Jahren schon mal vorstellen. Aber da hatte seine damalige Frau und Mutter des gemeinsamen Sohnes (24) ihre Bedenken, welche Auswirkungen dieses Amt haben könnte. „Nun sehe ich mich in einer Lebensphase, in der ich das versuche oder es lasse. Ich habe so viele Ideen und ich sehe auch, wie viel liegen geblieben ist und nicht angepackt wurde.“

„Um etwas voranzutreiben, muss das Gegeneinander von Politik und Verwaltung aufhören. Ich sehe auf beiden Seiten unheimliche Power, die entfesselt werden muss. Und der, der diese Kraft entfesselt, will ich sein.“

Thomas Köhler

Da muss man insistieren. In verantwortlicher Position ist Köhler schließlich in der Lage, Dinge mit zu bewegen oder zu beeinflussen. Ist es da nicht schräg, von Liegengebliebenem zu reden, wenn man selbst Teil des Apparates ist? „Ich verstehe den Punkt“, sagt Köhler, der heute übrigens eine neue Partnerin hat: „Aber ich würde mich als OB auch als Moderator für meine und gemeinsame Themen sehen. Um etwas voranzutreiben, muss das Gegeneinander von Politik und Verwaltung aufhören. Ich sehe auf beiden Seiten unheimliche Power, die entfesselt werden muss. Und der, der diese Kraft entfesselt, will ich sein.“

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Liegen geblieben, das ist ein bisschen, was ihn durch die Unterhaltung trägt. Es geht um Unternehmer, die in dieser Stadt weiterhin nicht richtig gepflegt würden. Sowohl im Umgang als auch thematisch. „Wir hätten in der Verwaltung längst eine Stelle zur Wasserstoff-Entwicklung schaffen müssen. Wir haben erst jetzt eine EDV erhalten, mit der Dezernenten Unterlagen zeichnen können. Bis kürzlich wurde mit Zetteln durch die Rathäuser gerannt. Wir sind bei der Digitalisierung weit zurück. Ich will da nach vorne.“

„Ich bin sehr guter Dinge. Meine Chancen stehen dann gut, wenn man sich mit mir befasst. Ich bin ein guter Zuhörer und stehe für Engagement. Ich will in dieser Stadt endlich etwas bewegen.“

Thomas Köhler

Und er wisse, dass das Thema Zuwanderung ein bedeutendes für ihn werden könnte. „So lange wir Menschen, die zu uns kommen, in Turnhallen packen und sie nicht arbeiten oder richtig teilhaben lassen, werden wir weitere Probleme bekommen. Ich möchte mich den Themen Sicherheit und Sauberkeit, aber auch über eine neue Art der Stadtplanung nähern. Licht und Ordnung spielen da eine bedeutende Rolle. Und ich möchte, dass wir besser ahnden, was wir verbieten und nicht wollen.“

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Vier weitere Kandidaten bekannt

Köhler war viele Jahre passionierter Fußballer beim Polizeisportverein - obwohl er nie Polizist war. Er trainierte dort jahrelang Jugendteams. 2008 gründete er die Städtepartnerschaftsgemeinschaft „Amis de Montlucon“ (Freunde von Montlucon). Bis heute organisiert er Reisen in Hagens Partnerstadt, vernetzt die Teilnehmer, pflegt die Partnerschaft. Vor 16 Jahren gründete er den BVB-Fanclub „Ewald-Borussen“. Als SPD-Mitglied ist er im Ortsverein Emst-Bissingsheim aktiv.

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Zu seinen Chancen bei einer OB-Wahl, die bereits mit Dennis Rehbein (CDU), Katja Graf (FDP), Philipp Jung (parteilos) und Michael Tropp (HAK) vier bereits bekannte Kandidaten bietet, sagt Thomas Köhler: „Ich bin sehr guter Dinge. Meine Chancen stehen dann gut, wenn man sich mit mir befasst. Ich bin ein guter Zuhörer und stehe für Engagement. Ich will in dieser Stadt endlich etwas bewegen.“

Nach Informationen dieser Zeitung hatten die Grünen überlegt, Köhler als Kandidaten mitzutragen, entschlossen sich aber letztlich dagegen. „Ich wäre dafür offen gewesen. Grüne Themen stehen schon allein durch meine Funktion als Umweltamtsleiter ganz oben bei mir. Zumal das Thema Nachhaltigkeit in Hagen in den vergangenen Jahren wirklich stiefmütterlich behandelt wurde“. Köhler lobt in diesem Zusammenhang zum Beispiel das in Wehringhausen angesiedelte Projekt „Hatopia“.

„Es ist alles da. Man muss das Potenzial nur nutzen. Ich sagte ja: Ich will es entfachen“, sagt Thomas Köhler. „Wenn ich mit offenen Augen durch unsere Stadt gehe, dann komme ich als Erstes zu dem Schluss, dass wir das Themenfeld Sicherheit – Ordnung – Sauberkeit viel stärker in den Fokus nehmen müssen. Dazu gehört auch, dass wir alle Bürger in die Pflicht nehmen müssen, sich an unsere Regeln zu halten. Außerdem werbe ich zweitens mit Nachdruck dafür, dass wir als Politik und Verwaltung einen engen Schulterschluss suchen mit unserer heimischen Wirtschaft, um Hagen wieder zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort zu entwickeln mit gut bezahlten Arbeitsplätzen. Drittens tun wir gut daran, kreative Ideen und ehrenamtliches Engagement in unserer Stadt nach Kräften zu fördern, angefangen vom Sport- über den Kulturverein bis hin zu den vielen Initiativen im sozialen Bereich.“