Hagen. Fast jede dritte Ausbildung in NRW wurde 2023 vorzeitig aufgelöst. In Südwestfalen gibt es teils große Unterschiede. Der HSK setzt sich ab.

Fast jeder dritte Azubi in NRW bricht seine Ausbildung vorzeigt ab. Das geht aus aktuellen Zahlen für das Jahr 2023 von IT NRW hervor. Demnach wurden 29,7 Prozent aller begonnenen Ausbildungen aufgelöst. In Südwestfalen kommt es teils zu großen Unterschieden. Mit 23,4 Prozent hat der Hochsauerlandkreis den zweitniedrigsten Abbrecher-Wert aller kreisfreien Städte und Kreise in NRW (hinter dem Kreis Gütersloh, 23,0) sowie den niedrigsten Wert im Regierungsbezirk Arnsberg. Die Kreise Olpe (27,0), Siegen-Wittgenstein (25,8) und Soest (28,0) liegen allesamt unter dem NRW-Durchschnitt.

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Abbrüche: Höchstwerte nahe dem Ruhrgebiet

Die Städte Hagen (32,4) und Hamm (35,4) sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis (32,3) und der Kreis Unna (32,3) zählen zu den Regionen mit Höchstwerten in NRW. Besonders hoch sind die Abbruchquoten von Frauen in den Handwerksberufen in Südwestfalen – im Ennepe-Ruhr-Kreis löste fast jede zweite Auszubildende ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig auf (49,5). Im Vorjahresvergleich ist die Gesamtquote um 0,6 Prozent gesunken, im Zehnjahresvergleich ist sie aber um 6,3 Prozent gestiegen.

„Junge Leute werden während einer Ausbildung erwachsen und entwickeln sich und ihren Charakter währenddessen. Manchmal funktioniert es in einem anderen Betrieb auf menschlicher Ebene besser. “

Hendrik Schmitt
Geschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen

„Man muss wissen, dass in der Statistik ebenfalls die Auszubildenden mitgezählt werden, die den Betrieb während ihrer Ausbildung wechseln. Das sind ungefähr die Hälfte der vorzeitig aufgelösten Verträge“, sagt Hendrik Schmitt, Geschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen. Es sei heutzutage nicht mehr ungewöhnlich, seinen Ausbildungsbetrieb zu wechseln, das habe gute Gründe: „Junge Leute werden während einer Ausbildung erwachsen und entwickeln sich und ihren Charakter währenddessen. Manchmal funktioniert es in einem anderen Betrieb auf menschlicher Ebene besser. Die Azubis sollen sich ja auch wohlfühlen.“

Geringer Abbruch, weil „man sich auf dem Land kennt“

In den städtischen Kreisen und kreisfreien Städten Südwestfalens liegt die Abbruchquote etwa um zehn Prozent höher als in den ländlichen Regionen. Die Erklärung dafür sieht Hendrik Schmitt bei der Infrastruktur: „Im Hochsauerlandkreis sind wir bestens vernetzt. Man kennt sich hier und kann leichter Lösungen finden als zum Beispiel in großen Städten wie Dortmund, bei denen man im Süden der Stadt nicht unbedingt die Ausbildungsbetriebe im Norden kennt.“ Die hohe Auflösungsquote im Handwerk, insbesondere bei Azubinen, entspringe der steigenden Zahl der weiblichen Handwerksauszubildenden. Ein genauer Grund ließe sich bislang nicht erschließen.

Aus Sicht der Dortmunder Handwerkskammer sind die Nachwehen der Pandemie noch nicht abgeklungen. „Die fehlenden Berufsorientierungsformate während Corona wirken noch nach“, sagt Sonja Raasch von der Handwerkskammer Dortmund. Die fehlenden Informationen würden zu einer erhöhten Unsicherheit führen. Das größere Angebot an Ausbildungsplätzen und der Rückgang an Bewerbern würden die Wechselbereitschaft der Auszubildenden ebenfalls ankurbeln. „Wir empfehlen jungen Menschen, eine handwerkliche Ausbildung vorab zu erproben“, sagt Sonja Raasch.