Arnsberg/Wangerooge. Es gab 1100 Bewerber - nun ist es ein Mann aus dem Sauerland: Wie Daniel Jochheim aus Arnsberg Leuchtturmwärter auf der Insel wurde.

Gestählt für die Insel hat ihn das Sauerland. Genauer gesagt: der Aussichtsturm am Möhnesee. Der hat exakt 206 Stufen. 45 mehr als der alte Leuchtturm auf der Nordseeinsel Wangerooge. „Auf den Turm am Möhnesee bin ich regelmäßig hochgelaufen, konditionell sollte das also mit dem Leuchtturm kein Problem sein“, lacht Daniel Jochheim. Diese Konditionen wird er künftig auch brauchen.

Denn der Arnsberger wird ab 1. Juni mehrmals täglich die 161 Stufen hoch auf das knapp 170 Jahre alte Wahrzeichen der Nordseeinsel steigen müssen: Daniel Jochheim ist der neue Leuchtturmwärter. Ein Job, um den ihn viele beneiden. Denn der 37-Jährige hat sich gegen knapp 1100 weitere Bewerber durchgesetzt. Schon die Ausschreibung der Stelle hatte deutschlandweit für großes Interesse gesorgt. Nun also ein Sauerländer. Wie kam es dazu?

Sauerländer wird halb Museumsdirektor und halb Hausmeister sein

Zunächst einmal: Daniel Jochheim, verheirateter Vater von zwei Kindern, läuft nicht Gefahr, dass er Schiffe auf die Sandbank leiten oder anderweitig zum Sinken bringen wird. Der etwa 170 Jahre alte Leuchtturm auf Wangerooge erfüllt schon lange nicht mehr seinen ursprünglichen Zweck. Schon in den 1960er-Jahren wurde der neue Leuchtturm gebaut, der auch heute noch mit hoch spezialisierter Technik für Sicherheit sorgt. Aber der Arnsberger ist jetzt verantwortlich für das Herzstück der Nordseeinsel, den alten Turm, der knapp 40 Meter rot-weiß in die Höhe ragt. „Ich werde halb Museumsdirektor und halb Hausmeister sein“, sagt Daniel Jochheim, der Mann mit Vollbart und kariertem Hemd, bei seiner Vorstellung am Pfingstmontag, denn der Leuchtturm beherbergt auch das Heimatmuseum.

Wir haben ein Wohnmobil, damit wir an jedem freien Wochenende hier oben sein können und nicht auf eine Ferienwohnung angewiesen sind.
Daniel Jochheim - neuer Leuchtturmwärter auf Wangerooge zu seiner Nordsee-Liebe

Die Liebe zur Nordsee ist bei dem Arnsberger schon alt, und er teilt sie mit seiner Frau. „Wir sind schon als Kinder im Urlaub dorthin gefahren. Heute haben wir ein Wohnmobil, damit wir an jedem freien Wochenende hier oben sein können und nicht auf eine Ferienwohnung angewiesen sind“, sagt er. Und schon länger lodert da auch der Wunsch, ganz dort oben an der Nordseeküste zu leben und zu arbeiten. „Das wäre das i-Tüpfelchen, haben wir uns immer gedacht.“ Als gelernter Mechaniker glaubt er aber zunächst, in der Industrie oben direkt an der Küste keine großen Chancen zu haben. Als er Anfang des Jahres die Ausschreibung zum Leuchtturmwärter entdeckt, ist er elektrisiert und schickt schnell die Bewerbung ab.

Da werden Punkte für verschiedene Kriterien vergeben und Herr Jochheim lag am Ende vorn.
Rieka Beewen - Kurdirektorin von Wangerooge zum Auswahlverfahren für den Leuchtturmwärter

Aber wie schafft er es dann, sich gegen mehr als 1100 weitere Bewerbungen aus der gesamten Republik durchzusetzen? Die Frage geht an Rieka Beewen, die Kurdirektorin von Wangerooge. Und sie macht sofort deutlich, dass trotz der spektakulären Zahl an Bewerbungen die Auswahl letztlich streng nach denVorgaben im Öffentlichen Dienst erfolgt sei. „Da werden Punkte für verschiedene Kriterien vergeben und Herr Jochheim lag am Ende vorn.“ Dass das Bewerbungsverfahren auch zu einer großen Werbeaktion für Wangerooge und den Leuchtturm wurde, das freut die Kurdirektorin allerdings. „Negativ-Werbung war das jedenfalls nicht“, sagt Rieka Beewen. Aber auch viel Arbeit. „Wenn wir sonst als Gemeinde eine Sachbearbeiterstelle ausschreiben, haben wir vielleicht vier Bewerbungen. Und dann kennen wir die Bewerber auch meistens schon.“ Hier musste man sich durch 1100 Bewerbungen durchkämpfen, eine Auswahlkommission bilden. Am Ende kam es noch zu 45 Vorstellungsgesprächen.

Daniel Jochheim aus dem Sauerland, neuer Leuchtturmwärter auf der Nordseeinsel Wangerooge, steht vor dem denkmalgeschützten Alten Leuchtturm.
Daniel Jochheim aus dem Sauerland, neuer Leuchtturmwärter auf der Nordseeinsel Wangerooge, steht vor dem denkmalgeschützten Alten Leuchtturm. © dpa | Jörn Hüneke

Job bei Leuchten-Manufaktur in Fröndenberg gekündigt

Daniel Jochheim, der mit seiner ruhigen westfälischen Art durchaus auch als Norddeutscher durchgehen kann, kündigt seine Stelle bei einer Leuchten-Manufaktur in Fröndenberg für den neuen Job. Bei dem wird er sich nun schnell einarbeiten müssen. Denn gut vier Jahre lang waren der Leuchtturm und das Museum geschlossen. Erst kam die Corona-Pandemie, dann Mängel beim Brandschutz. Jetzt wird das Museum mit überarbeitetem Konzept wieder eröffnet und in Kürze sollen auch wieder der Turm und das Trauzimmer zugänglich sein. Da könnte es schnell in der Hochsaison, in der er sich schon auf eine Sechs-Tage-Woche einstellt, trubelig werden.

Mehr zum Thema

Der Arnsberger, der mal Rettungsschwimmer beim DLRG war und somit alles andere als wasserscheu ist, hat sich schon einiges angelesen zur Geschichte des Leuchtturms und der Insel, damit er den Touristen bei Fragen auch kompetent Antworten geben kann. Zudem wird er Tickets und Souvenirs verkaufen, sich aber auch um die Pflege der Anlage und kleinere Reparaturen kümmern.

Daniel Jochheim aus Arnsberg im Sauerland ist neuer Leuchtturmwärter auf der Nordseeinsel Wangerooge. Hier steht er im denkmalgeschützten Alten Leuchtturm.
Daniel Jochheim aus Arnsberg im Sauerland ist neuer Leuchtturmwärter auf der Nordseeinsel Wangerooge. Hier steht er im denkmalgeschützten Alten Leuchtturm. © dpa | Jörn Hüneke

Etwa drei Stunden braucht Daniel Jochheim mit dem Auto von Arnsberg bis zur Küste, rechnet man noch die Fähre bis auf die Insel hinzu, sind es viereinhalb. Das ist natürlich nichts zum Pendeln für den Job mit einer 39-Stunden-Woche. Der Arnsberger hat nun zunächst einmal eine Zweizimmerwohnung auf der Insel, aber auch die Option auf vier Zimmer. „Wenn es klappt, dann soll meine Familie bald nachkommen.“ Dann werden die Sauerländer zu richtigen Insulanern.

Weitere Themen aus der Region: