Hagen. Wer nicht auch im Ausland produziert, hat es offenbar immer schwerer. Deutsche Mittelständler kämpfen mit Umsatz- und Gewinneinbußen.

Die deutsche Zulieferindustrie schrumpft. Industrieunternehmen ohne Produktionsstätten im Ausland verlieren laut Arbeitsgemeinschaft der Zulieferindustrie (Argez) an Wettbewerbsfähigkeit. Die Zahl der Arbeitsplätze in kleineren und mittelgroßen Unternehmen sei bereits ebenso gesunken wie Umsätze und Gewinne. Diese Tendenz habe sich zu Jahresbeginn weiter fortgesetzt, erklärte Christian Vietmeyer, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft und Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverabreitung, am Montag. Wer in der Autobranche tätig sei und könne, investiere an billigeren Standorten im europäischen Ausland, vor allem aber in den USA und China, so Vietmeyer. Ein Großteil der mittelständischen Unternehmen, etwa 60 Prozent, könne dies aber eben nicht. Sie müssen sich mit den Rahmenbedingungen am Standort Deutschland zurecht finden. Immer wieder als Manko benannt: die nach wie vor hohen Energiekosten, zuletzt getrieben durch die Erhöhung von Netzentgelten.

Kaum noch Geld für Innovationen

Die Luft für deutsche Zulieferer, die sowohl die Automobilbranche, den Maschinen- und Anlagenbau als auch die Chemieindustrie beliefern, wird offenbar immer dünner: „Es reicht nur noch für Ersatzinvestitionen“, sagt Michael Weigelt, der als Verbandsgeschäftsführer die Branche Technische Kunststoffprodukte in Deutschland vertritt. Geld für Innovationen ist knapp. Während die Autohersteller 2023 ein sehr starkes Jahr erlebt hätten, sei von den hohen Gewinnen bei den Zulieferern wenig angekommen.

WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer plädiert für Energiepreise weitgehend ohne staatliche Aufschläge. Foto honorarfrei, zur ausschließl. Nutzung für Berichterstattung mit Nennung WSM == Abdruck nur mit Quellenangabe WSM ==
WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer plädiert für Energiepreise weitgehend ohne staatliche Aufschläge. Foto honorarfrei, zur ausschließl. Nutzung für Berichterstattung mit Nennung WSM == Abdruck nur mit Quellenangabe WSM == © WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. | WSM / Mourad ben Rhouma

Weitere Themen aus der Region:

Die Arbeitsgemeinschaft der Zulieferindustrie als Verbandszusammenschluss vertritt rund 9000 Unternehmen in Deutschland mit derzeit noch rund einer Million Arbeitsplätzen und rund 240 Milliarden Euro Jahresumsatz. Im vergangen Jahr sank laut Verband die Produktion um 4,8 Prozent, der Umsatz um 3,2 Prozent und die Zahl der Beschäftigten um 0,7 Prozent, obwohl die Firmen ein Fachkräfteproblem hätten. „Wir würden gerne auch ältere Arbeitnehmer in ihren Jobs belassen, wenn denn hier genügend Arbeit wäre“, sagt Weigel. Die Auslastung vieler Unternehmen sei mittlerweile unter die Marke von 80 Prozent gesunken.

Ausbleibender E-Autoboom belastet Mittelstand

In der Automobilindustrie hätten auch die Zulieferer sich dem Trend zur Elektromobilität angepasst, Geld in Innovationen für neue Produkte gesteckt. Die Nachfrage nach E-Autos ist in Deutschland zuletzt aber deutlich gesunken. „Wir haben auf dieses Pferd gesetzt, sind mit teuren Entwicklungen in Vorleistung gegangen und bekommen nun die Bestellungen nicht“, sagt Vietmeyer.