Siegen. Vor Jahren wurde um Wohngebiet-Erweiterung am Bürbacher Giersberg gestritten, eine Entscheidung gab es nicht. Jetzt gibt‘s neue, größere Pläne in Siegen.
Etwas weniger Wald, dafür etwas mehr Wohnungen: Das schlägt die Stadt Siegen für die Erweiterung des Bürbacher Giersbergs vor. In der von der Verwaltung favorisierten Variante würden in den Bereichen „Am Wäldchen“ und „Zur Dicken Eiche“ 102 bis 112 Wohneinheiten entstehen. Dafür müssten insgesamt etwa 2830 Quadratmeter Waldfläche in Anspruch genommen werden, primär um Mindestabstände zu wahren. Mit den Plänen beschäftigt sich die Politik beginnend mit dem Bauschuss ab Mittwoch, 4. Dezember. Der Rat entscheidet am 18. Dezember über die Vorbereitung der Bebauungsplan-Aufstellung.
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Zuletzt hatte der Rat sich mit der Erweiterung des Wohngebiets im Juni 2021 beschäftigt. Damals ging es um die Varianten 3 und 4, in denen auf dem Abschnitt „Zur Dicken Eiche“ jeweils lediglich drei Gebäude à vier Wohnungen eingezeichnet waren. Der Landesbetrieb Straßenbau NRW als zuständiger Baulastträger hatte nämlich eine verkehrliche Anbindung von Norden über die Obere Dorfstraße (K4) abgelehnt, wie seinerzeit in einer Vorlage ausgeführt war. Die Beschlussfassung im Rat wurde daraufhin ausgesetzt, um mit dem Landesbetrieb doch noch zu einer Einigung in dieser Sache zu gelangen. Dieser habe „nunmehr unter bestimmten Rahmenbedingungen zugestimmt, so dass für diesen Bereich städtebauliche Varianten erarbeitet wurden“, heißt es in der aktuellen Vorlage. Nun liegen die Varianten 5 und 6 auf dem Tisch.
Wohngebiet Bürbacher Giersberg in Siegen wird um autoarme Bereiche erweitert
Das Areal „Am Wäldchen“ ist in beiden Versionen identisch. Wie bereits berichtet ist im städtebaulichen Entwurf auf etwa 1,71 Hektar Fläche zwischen Giersbergstraße, Leineweberstraße und Wald „die Schaffung eines attraktiven Wohnquartiers mit einem autofreien und gemeinschaftlich nutzbaren Innenhof“ vorgesehen. Die Haupterschließung erfolgt über eine außen herum führende neun Meter breite Straße, die in einer Wendeanlage endet. Carports und eine Tiefgarage mit 50 bis 55 Stellplätzen sorgen dafür, dass Verkehr aus dem großen Innenhof herausgehalten wird. Es würden in Abhängigkeit von der Geschossigkeit 30 bis 40 Wohneinheiten in Mehrfamilien- und zudem etwa 12 in Reihenhäusern entstehen.
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Unterschiede bestehen zwischen den Varianten 5 und 6 in Bezug auf „Zur Dicken Eiche“. In beiden Fällen liefe die Haupterschließung dort „von der Oberen Dorfstraße über eine mittig ins Plangebiet verlaufende Wohnstraße mit Wendeanlage“, erläutert die Verwaltung. Der Landesbetrieb Straßen sei dazu bereit, sofern im Zuge der K4 ein Linksabbiegestreifen eingeplant und eine „Verwaltungsvereinbarung zwischen der Stadt Siegen und dem Kreis Siegen-Wittgenstein nach Vorlage einer detaillierten Fachplanung“ abgeschlossen werden. Dies gestatte „eine wesentlich größere Wohnbaulandentwicklung in diesem Bereich“, weil sonst die Erschließung über die bereits bestehende, aber sehr schmale Wohnstraße „Zur Dicken Eiche“ aus der entgegengesetzten Richtung von der Leineweberstraße aus hätte erfolgen müssen. Da diese aber nur für ein begrenztes Maß an Verkehr ausgelegt ist, hätte auf einige Baugrundstücke verzichtet werden müssen. Nun hingegen könnten sogar die vier Wohneinheiten, die in Variante drei noch am nahen Spiesweg angedacht waren, entfallen, weil die erweiterten Flächen „Zur Dicken Eiche“ genügend Platz auch für diese – und weitere – Gebäude bieten.
Am Bürbacher Giersberg in Siegen muss Wald zugunsten der Bebauung etwas zurückweichen
Für die „Dicke Eiche“ zieht die Verwaltung „die städtebaulich großzügigere und wirtschaftlichere Variante 5“ vor, in der auf 1,82 Hektar circa 60 Wohneinheiten geschaffen würden. Dafür müsste westlich des Areals der Waldstreifen um rund 650 Quadratmeter verkleinert werden. „Ein ähnlich großer Bereich wird als ökologisch hochwertiger, ca. 15 m tiefer Waldsaum umgestaltet“, heißt es weiter. In Variante 6 dieser sogenannte Waldeingriff in diesem Umfang zwar nicht erforderlich, dafür würden aber zwei Wohnhäuser und damit zwölf Wohneinheiten entfallen.
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In Siegen wird, wie in vielen Städten und Gemeinden, seit Jahren bereits ein Mangel an Wohnraum beklagt, dem unter anderem mit neuen Wohngebieten entgegengewirkt werden soll. Unumstritten sind diese Projekte in der Regel nicht. Hauptargumente gegen solche Vorhaben sind meist Sorgen, dass das Straßennetz im jeweiligen Bereich überlastet werden und der Verkehr massiv behindert werden könnte, ein zu niedriger Anteil sogenannten bezahlbaren Wohnraums an den neu entstehenden Kapazitäten oder die mit den neuen Baugebieten verbundenen Eingriffe in die Natur.
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Die Erweiterung des Bürbacher Giersbergs soll sich laut den Plänen mit maximal dreigeschossigen Gebäuden „Am Wäldchen“ und zweigeschossigen Häusern „Zur Dicken Eiche“ (zuzüglich ausgebauter Dächer) möglichst harmonisch in die Landschaft einfügen. „Eine weitere Verdichtung in Form einer Erhöhung der Geschossigkeit oder höheren Dichte wird aus städtebaulicher Sicht als zu massiv angesehen“, hält die Verwaltung in der Vorlage fest. Außerdem sind eine „Betonung der Bebauung an den Hauptstraßen“ und eine „abgestufte Bebauung zu den Freibereichen“ angekündigt.