Siegen. „Bleibt es beim Nein zum Auto am Haus, werden wir das Baugebiet ablehnen“: Erneut allerlei Schreckensszenarien in der Diskussion um Wellersberg Siegen.

Der Streit um das Baugebiet auf dem Wellersberg ist zu Ende - vorerst. Der Rat hat am Mittwoch, 20. November, mehrheitlich beschlossen, den städtebaulichen Entwurf für das künftige Wohnquartier ausarbeiten zu lassen und mit der Planung voranzuschreiten. Und zwar in der Version, die insbesondere die CDU ablehnt: Mit „gemischter“ Bebauung, also auch Mehrfamilienhäusern, um möglichst viel Wohnraum zu schaffen. Die Christdemokraten fordern ein „kleines, aber feines“ Wohngebiet mit Einfamilienhäusern. Mit ihrem entsprechenden Antrag scheiterte die Fraktion aber auch im Rat.

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Entzündet hatte sich die neuerliche Diskussion an dem Verkehrsgutachten, das von den Fraktionen teils sehr unterschiedlich gelesen wurde. Wie berichtet sollte im Auftrag des Rates untersucht werden, ob die Verkehrsknotenpunkte an der Freudenberger Straße den zusätzlichen Verkehr verkraften würden. In jedem Fall müssen dazu die Ampelanlagen komplett erneuert werden, da sich die bestehenden nicht programmieren lassen. Die politische Interpretation des Gutachtens reicht von „es funktioniert gerade so“ bis zu „es wird sogar besser“.

Siegen: Neues Wohngebiet Wellersberg für die CDU ein verkehrspolitischer „Riesen-Fehler“

„Aus unserer Sicht ein verkehrspolitischer Riesen-Fehler“, bekräftigte CDU-Fraktionschef Marc Klein. Man müsse mit erheblichen Verkehrsbehinderungen rechnen. Und in der Zukunft werde sich ein anderer Rat über zusätzliche Verkehrswege auf den Wellersberg Gedanken machen müssen - die Route durchs Charlottental, die bislang von allen kategorisch ausgeschlossen wird. „Das geht dann gar nicht mehr anders“, prophezeite Klein.

„Aus unserer Sicht ein verkehrspolitischer Riesen-Fehler.“

Marc Klein
Fraktionsvorsitzender CDU

„So unterschiedlich kann man Verkehrsgutachten auslegen“, entgegnete Ingmar Schiltz (SPD). „Es sagt eindeutig: Es geht sogar besser, wenn die Ampeln optimiert werden.“ Sowohl Kinderklinik wie auch Wohngebiet könnten den Verkehr damit besser aufnehmen und ableiten. „Das ist nicht nur machbar, sondern absolut sinnvoll und notwendig. Wir brauchen die zusätzlichen Wohneinheiten dringend.“

Schwarzmalen am Siegener Wellersberg: Quartiersgaragen oder Stellplatz am Haus

Er habe Vertrauen in die Verwaltung, wenn die sage, dass das geht, betonte Christian Sondermann (GfS) - und blickte ebenfalls in die Zukunft: Im städtebaulichen Entwurf müssten unbedingt Möglichkeiten für Stellplätze und Garagen auf den Grundstücken eingeplant werden. „Bleibt es beim Nein zum Auto am Haus, werden wir das Baugebiet ablehnen.“ Im Frühjahr hatte sich eine erbitterte Diskussion um sogenannte Quartiersgaragen entwickelt: Der Plan sieht ein autoarmes Wohngebiet vor, in dem die Autos zwar auch mal - für Einkäufe beispielsweise - ans Haus fahren können, grundsätzlich aber in großen Sammel-Parkhäusern abgestellt werden. So soll der Verkehr reduziert, die Aufenthaltsqualität auf den Straßen insbesondere mit Blick auf Familienfreundlichkeit gestärkt werden. Das wird von durchaus Einigen überaus skeptisch gesehen. Auch Marc Klein erinnerte an die „ziemlich knappe“ Entscheidung zu den Stellplätzen und verwies auf mögliche künftige Mehrheiten, die das Thema anders sehen könnten.

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„Die GfS-Fraktion kann sich also nicht vorstellen, in einem Haus zu wohnen, wo das Auto nicht direkt vorm Haus steht“, sagte Martin Heilmann (Grüne): „Das ist kein Argument.“ Denn es gebe ja bereits viele Städte, wo genau das Realität ist. Und auch er warf einen Blick nach vorn und prognostizierte, dass der Wellersberg noch viel mehr bebaut werden würde als nur auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots der belgischen Streitkräfte. Würden wie von der CDU gefordert nur Einfamilienhäuser errichtet, werde angesichts des enormen Bedarfs nach Wohnraum auch „der Rest des Wellersbergs fallen“. Sein Fraktionschef Michael Groß ruderte umgehend zurück: Es sei vor Jahren essenzieller Bestandteil des Kompromisses gewesen, dass die Panzerwiese nicht bebaut, dass kein Weg durchs Charlottental führen werde. Er mahnte auch, den Konflikt um die Wohnformen nicht erneut über die Verkehrspolitik wieder anzufachen: „Das finde ich nicht richtig.“