Siegen. Jobs bei der Stadt Siegen sind durchaus attraktiv. Das will die Verwaltung jetzt auch denjenigen vermitteln, die sich bisher noch nicht bewerben.
Die Stadt Siegen will ihr Instrumentarium für die Personalsuche breiter aufstellen. Bis Sommer kommenden Jahres soll nach derzeitigem Stand ein Konzept für Arbeitgebermarketing vorliegen, wie Dirk Helmes, Leiter der Abteilung Personal, Organisation und IT, auf Anfrage der Redaktion erläutert. Die Ausschreibung gehe im November raus.
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Die Besetzung freier Stellen ist aufgrund der demografischen Entwicklung und des damit verbundenen Fachkräftemangels in vielen Bereichen schon länger kein Selbstläufer mehr. Wirtschaft und öffentliche Hand sind gleichermaßen betroffen und bemühen sich nicht selten um dieselben Kandidatinnen und Kandidaten. Vor diesem Hintergrund gewinnt Arbeitgebermarketing an Bedeutung, weil es einer Verschiebung auf dem Markt Rechnung trägt: Früher mussten vor allem Bewerberinnen und Bewerber Überzeugungsarbeit leisten, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Mittlerweile konkurrieren hingegen oft die Arbeitgeber darum, die überhaupt noch zur Verfügung stehenden Fachkräfte für sich zu gewinnen. Dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach weiter zuspitzen.
Stadt Siegen will als Arbeitgeberin auch für Quereinsteiger attraktiv sein
Private Unternehmen und Betriebe haben dabei meist andere Möglichkeiten als etwa eine Stadtverwaltung, insbesondere in finanzieller Hinsicht – denn sie sind nach oben hin nicht an Tarife gebunden und können frei verhandelte Löhne und Gehälter anbieten. Dennoch sind Verwaltungen für viele Menschen attraktive Arbeitgeber, was sich bei der Stadt Siegen beispielsweise auch an einer steigenden Zahl an Quereinsteigerinnen und -einsteigern zeigt, die aus anderen Laufbahnen ins Rathaus wechseln. Was genau die Attraktivität ausmacht, soll im Zuge des Arbeitgebermarketings dezidiert ermittelt werden, um diese Stärken gezielter nutzen zu können.
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Die Verwaltung beschäftigt sich mit dem Thema schon länger. Noch gelingt die Besetzung von Stellen zwar, manchmal braucht es aber mehrere Anläufe – und weil die Sache mittel- bis langfristig schwieriger wird, braucht es neue Wege der Ansprache und Selbstdarstellung. Thema wird das Ganze auch im Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch, 6. November, wo die Volt-Fraktion anfragt, warum die Verwaltung angesichts „des aktuellen und zukünftigen Personalmangels auf standardisierte Personalgespräche“ verzichte, „um herauszufinden, aus welchen Gründen sich Mitarbeiter für die Stadtverwaltung Siegen als Arbeitgeber entschieden haben“. Außerdem möchte Volt wissen, ob Gespräche mit Leuten geführt werden, die ihre Stelle bei der Stadt aufgeben und „welche Gründe für den Abgang“ genannt werden. In anderen Verwaltungen in Nordrhein-Westfalen werde dies getan, sagt Fraktionsvorsitzender Samuel Wittenburg gegenüber der Redaktion. Die Antworten auf diese Fragen könnten wertvolle Erkenntnisse liefern, um neue Fachkräfte gezielt anzuwerben und das Profil der Stadt als Arbeitgeber zu schärfen.
„Ich weiß nicht, was diejenigen bewegt, die sich nicht bewerben.“
Siegen: Stadtverwaltung bietet Jobs, die das Leben der Menschen verbessern helfen
Standardisierte Personalgespräche gebe es in Siegen nicht, sagt Daniel Helmes. Die Frage, wieso sich jemand bei der Stadt bewirbt, werde aber in jedem Bewerbungsgespräch gestellt. Darüber hinaus seien die Führungskräfte in ständigem Austausch mit den Teams und erhielten so kontinuierlich Feedback. Außerdem gab es eine große Mitarbeitendenbefragung, in der sich „Kompetenz“, „Miteinander“ und „nah dran (an den Bürgerinnen und Bürgern)“ als wesentliche Aspekte für das erwiesen hätten, was die Belegschaft an ihrer Arbeit schätzt. Für Quereinsteigerinnen und -einsteiger gab es darüber hinaus Gesprächsrunden, in denen sie gefragt worden seien, was sie an ihrem neuen Job mögen und welchen zusätzlichen Unterstützungsbedarf sie möglicherweise haben. Und neben dem „Onboarding“ für neue Kolleginnen und Kollegen würde auch „Offboarding“ für diejenigen angeboten, die die Stadtverwaltung verlassen – sofern solche Gespräche gewünscht seien, denn natürlich erfolgten diese auf freiwilliger Basis.
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All das liefere wichtige Informationen dafür, wie die Stadt sich als Arbeitgeber positionieren und ihre Vorzüge nach außen darstellen kann, wie Dirk Helmes bestätigt. Gleichwohl bleibe bisher ein Problem: „Ich weiß nicht, was diejenigen bewegt, die sich nicht bewerben.“ Das Arbeitgebermarketing soll hier Ansätze bieten, eine größere Gruppe zu erreichen. Eine wesentliche Stärke, mit der die Stadt für sich werben könne, sei die Sinnhaftigkeit der Arbeit, ist der Personalchef überzeugt. Vielleicht könne die Verwaltung gerade hoch qualifizierten Fachkräften wie Ingenieurinnen und Ingenieuren nicht die gleiche Bezahlung bieten wie viele Unternehmen, dafür aber eine Tätigkeit, deren Nutzen für die Gemeinschaft unmittelbar sicht- und spürbar sei: etwa Straßenbau, Verbesserung der Infrastruktur oder Aufwertung des Stadtbilds.
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