Siegen. Mehr Radwege haben in Siegen „riesige Vorteile für den Verkehr“: Wichtige Fahrrad-Route unter HTS wird ausgebaut, eine langjährige Lücke geschlossen.

Der Radverkehr in Siegen ist konstant auf hohem Niveau, auch bei Regen und im Winter. Da sei auch nach Corona, als die E-Bike-Flut das Siegerland erreichte, nichts wieder eingerissen. Das melden die drei Dauerzählschleifen entlang der Nord-Süd-Achse als Hauptradweg im Stadtgebiet. Wenn die Infrastruktur also weiter verbessert wird, sagt Bürgermeister Steffen Mues, werden weiterhin immer mehr Leute aufs Fahrrad umsteigen und sich somit für eine weniger klimaschädliche Art der Mobilität entscheiden. „Das hat riesige Vorteile für den Verkehr“, sagt er - denn jedes Fahrrad mehr ist ein Auto weniger auf den Straßen. „Autofahrer sollten dankbar sein für jeden Meter Radweg und auch jeden Meter Umweltspur.“

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In weniger als zwei Monaten wird die Siegener Fahrradinfrastruktur wieder ein Stück besser sein: „Spätestens am 17. Dezember sind wir fertig“, sagt Sebastian Quast, Vorstandsvorsitzender der Otto Quast GmbH, über den neuen Radweg unter der HTS. Im Bereich Schemscheid wird auf knapp 500 Metern eine jahrealte Lücke geschlossen. Der Fuß- und Radweg unter der HTS ist seit Langem etabliert - aber nicht hier. „Eigentlich lag es auf der Hand“, so der Bürgermeister über den Lückenschluss. Den Plan habe er noch mit der damaligen Leiterin der der Straßen- und Verkehrsabteilung Anke Schreiber „ausbaldowert“, sie seien regelmäßig die Siegener Radwege abgefahren und hätten sich immer gefragt, warum da eigentlich diese Lücke auf der wichtigsten Radroute ist.

Siegen: Bisherige Verkehrsführung auf der Schemscheid für Fahrradfahrer nicht ungefährlich

Ein Teil der Antwort: Weil die Fläche nicht der Stadt gehört. Der Bereich im Gewerbegebiet ist eine Brache, war jahrelang wilder Schrottplatz, gehört Straßen NRW und der Deutschen Bahn - die Gleise führen direkt hier entlang. Beide hätten unerwartet gut mitgemacht, „ich bin froh dass es so schnell losgeht“, bekräftigt Steffen Mues beim Baustart am Dienstag, 22. Oktober. Beschlossen wurde der Lückenschluss im Mai 2023.

„„Spätestens am 17. Dezember sind wir fertig.“

Sebastian Quast,
Vorstandsvorsitzender Otto Quast GmbH
Radweg HTS Schemscheid
Die Beteiligten aus Politik, Verwaltung und der Baufirma beim Baustart am Dienstag. © WP | Hendrik Schulz

Zumal der Bereich für Fahrradfahrer nicht ganz ungefährlich ist. Es gibt an den beiden Enden der Schemscheid zwei extrem enge 90-Grad-Kurven an sehr unübersichtlichen Stellen, mit Konfliktsituationen zwischen Auto, Fahrrad, Fußgängern. Außerdem aufgrund der Firmen und Speditionen im Gewerbegebiet herrscht auf der Straße viel Lkw-Verkehr. Im vorderen Bereich, zur Achenbacher Straße hin, schneidet ein Großteil der Autofahrer „von unten“ die dortige S-Kurve, die aufgrund der HTS-Pfeiler teils nur schlecht einsehbar ist, während Radfahrer von oben auf dem steilen Stück von der Achenbacher Straße ordentlich Fahrt aufnehmen. Es habe sich geradezu aufgedrängt, auch hier einen eigenen Radweg unter der HTS zu bauen, Auto- und Radverkehr voneinander zu trennen, betont Mues. Für weniger als 500 Meter Fahrradweg sei die Maßnahme mit rund 210.000 Euro auch gar nicht mal so teuer - zumal die Stadt, anders als bei den meisten anderen Radwegen, keine Zuschüsse bekommt. Um die Bauarbeiten zu bezahlen, wurden nicht ausgegebene „Reste“ aus den Haushalten der vergangenen Jahre zusammengekratzt.

Radweg-Baustelle in Siegen: HTS als Dach über dem Kopf - das macht die Sache einfach

Der Radweg selber ist eigentlich recht simpel, erklärt Florian Rötter, Bauüberwacher der Stadt: Da er mit der HTS gleichsam ein „Dach über dem Kopf“ hat und vor Witterung geschützt ist, reicht eine „abgespeckte“ Version. Die Trasse einebnen, darauf asphaltieren, Ränder herstellen, fertig. Hier fahren keine Autos, keine Lastwagen - selbst für noch so viele Radfahrer braucht es keine Tragschicht im Boden, die größere Gewichte auffangen muss. Von Süden führt der breite Weg genau unter der HTS entlang bis zum Bereich Abzweig Friedrich-Friesen-Straße, führt dort über abgesenkte Bordsteine und einen rot markierten Radstreifen ein kurzes Stück über die Fahrbahn und wechselt dann wieder auf den separaten Weg. Eine neue Beleuchtungsanlage soll ebenfalls für mehr Sicherheit sorgen.

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Siegen ist immer noch keine Fahrradstadt, wird das im „klassischen Sinn“ womöglich auch nicht werden. Aber man bemühe sich, tue einiges - bei den Abstellanlagen, findet der Bürgermeister, sei man zum Beispiel schon sehr weit. Die Verbesserung der Radwege-Infrastruktur als Teil des „Klimaschutzteilkonzepts Mobilität“ habe hohe Priorität, entwickle die Verkehrsplanung entsprechend weiter in diese Richtung. So langsam, hofft Steffen Mues, könnte sich Siegen beim nächsten Fahrrad-Check des ADFC auch mal ein paar Positionen weiter oben wiederfinden.