Siegen. Leerstände gibt es nicht nur in Siegens Oberstadt. Auch die City-Galerie am Bahnhof ist betroffen – nur sieht man dort weniger Grund zur Sorge.
Während der Einzelhandel in der Oberstadt wieder zunehmend unter Druck gerät, gibt sich die City-Galerie Siegen zuversichtlich. „Es ist ein stabiler, gut funktionierender Standort“, sagt Center-Manager Wladimir Senkewitsch im Gespräch mit der Redaktion. „Ich gucke optimistisch in die Zukunft.“
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Acht Ladenlokale stehen derzeit leer. Bei 100 Geschäften ist das fast jedes zehnte. Flächenmäßig ist der Anteil aber wesentlich geringer, betont der Center-Manager, weil hauptsächlich kleinere Objekte betroffen seien. Drei Geschäfte hätten gerade frisch eröffnet, zwei weitere würden in Kürze folgen. Die beiden letzteren seien Pop-up-Stores, also vorübergehende Nutzungen – einmal für Fahrräder, einmal für Dart-Bedarf. Das Pop-up-Konzept habe sich in der City-Galerie bereits bewährt, sagt Wladimir Senkewitsch. Das Center vermeide damit Leerstand und lokale Händler könnten sich in der prominenten Lage ausprobieren.
„Man muss darauf achten, dass man die Qualität hält.“
City-Galerie Siegen: Mehrere Anfragen pro Woche von potenziellen Mietern
Nach Corona habe es natürlich „einige Insolvenzen gegeben“, das habe Shopping-Center überall in Deutschland betroffen. Außerdem seien gestiegene Nebenkosten und Personalmangel im Einzelhandel generelle Probleme, „in fast jedem Shop wird Personal gesucht“. Dennoch habe er „pro Woche drei, vier Anfragen“, sagt Wladimir Senkewitsch über potenzielle Mieterinnen und Mieter. Vieles davon sei Gastronomie, doch da seien die Kapazitäten im Gebäude begrenzt, da diese Nutzung spezielle Anforderungen an die Ausstattung der Räume stelle – etwa in Bezug auf Lüftung und sonstige technische Anlagen. Bei den anderen Anfragen käme es vor allem auf die Konzepte und Sortimente an. „Man muss darauf achten, dass man die Qualität hält“, sagt der Center-Chef mit Blick auf das Gesamtangebot.
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Die Insolvenzen großer Ketten – jüngst Esprit, zuvor unter anderem Görtz – „beobachten wir“, so Wladimir Senkewitsch über die einschneidenden Entwicklungen in der Branche. „Zum Glück ist Siegen ein guter Standort.“ Vom Prinzip „Einkaufszentrum“ zeigt er sich überzeugt: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es Einkaufszentren auch in 25 Jahren noch geben wird. Es ist einfach ein Marketplace, der Leute weiterhin anziehen wird.“
Siegen bleibt regional die Hochburg für Shopping
Besonders gut sei die Stimmung im Einzelhandel insgesamt allerdings nicht, wie Sonja Riedel, Leiterin des Handelsreferats der Industrie- und Handelskammer Siegen, sagt. In der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage in Südwestfalen seien aktuelle Lageeinschätzung und Erwartungen in der Branche weiter gesunken. Schlechter seien die Werte zuletzt lediglich während der Corona-Pandemie gewesen.
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Trotzdem biete Siegen positive Rahmenbedingungen, etwa eine „extrem gute Kaufkraftquote“. Diese lag zuletzt bei 126 Prozent. Das bedeutet: Es wird spürbar mehr Geld in der Stadt ausgeben, als das, was die gemeldeten Einwohnerinnen und Einwohner zur Verfügung haben – eindeutiger Beleg dafür, dass der Standort viel Kundschaft von außen anzieht. Dabei spiele Siegens Position als Oberzentrum natürlich eine Rolle, wie die Handelsreferentin anmerkt: Die Stadt ist gut zu erreichen, die nächste Einkaufsstadt ähnlicher Größe relativ weit entfernt. Doch auch der Mix schlage hier zu Buche: bekannte Ketten, vor allem in der Unterstadt, und inhabergeführte kleinere Läden, schwerpunktmäßig in der Oberstadt.
„Es geht stärker um das Erlebnis als um reines Shoppen.“
Siegen: Einzelhandel ist immer stärker auf attraktives Umfeld angewiesen
Wie überall seien in Siegen generelle Trends zu beobachten. „Städte sind im Umbruch“, sagt Sonja Riedel. Sei es früher oft so gewesen, dass jemand einen Laden eröffnete und dann 25 Jahre am Standort blieb, sei davon heute mit weit geringerer Wahrscheinlichkeit auszugehen. „Die Fluktuation im Einzelhandel ist größer – wie in allen Lebensbereichen“, merkt die Expertin an. Daran hat die große Bedeutung des Online-Handels maßgeblich Anteil. Stationärer Einzelhandel müsse an dieser Stelle insofern mitziehen, als Online-Präsenz mittlerweile auch für lokale Geschäfte dazugehöre. Das allerdings hätten viele Läden erkannt und würden sich entsprechend positionieren: „Man muss auf sich aufmerksam machen.“
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Außerdem seien die Anforderungen an das Drumherum beim Einkaufen gestiegen. „Es geht stärker um das Erlebnis als um reines Shoppen“, hebt Sonja Riedel hervor. Gastro-Angebote seien deshalb wichtiger, zudem die Aufenthaltsqualität (die in Siegen beispielsweise von den Neuen Ufern und dem Bürgerpark Herrengarten sehr profitiere) sowie Aktionen und Events. Der Wandel spiegele sich auch in der City-Galerie wider. Sofern die Akteurinnen und Akteure den Prozess konstruktiv gestalten würden, „ist Wandel an sich nichts Schlechtes“.
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