Hohenlimburg/Baltimore. Sheri Stern pflegt enge Kontakte zu Hohenlimburg. Sie ist nun nominiert für eine Medaille, die schon Dirk Nowitzki und Angela Merkel bekamen
Die Amerikanerin Sheri Stern pflegt eine enge Verbindung zu Hohenlimburg - und steht bald vielleicht in einer Reihe mit Personen der Zeitgeschichte wie Angela Merkel und Dirk Nowitzki. Denn die zwei Letztgenannten sind Träger der Lucius-D.-Clay-Medaille, die Menschen für ihre Verdienste in den deutsch-amerikanischen Beziehungen auszeichnet. Auf der Liste der Nominierten für diese Medaille steht diesmal auch Sheri Stern.
Vorfahren von Nazis ermordet
Mit Hohenlimburg verbinden die Jüdin, die in der US-Metropole Baltimore lebt, vor allem der Margot-Stern-Platz an der Reformierten Kirche, der 2023 nach einem deportierten Familienmitglied benannt wurde, und mehrere Stolpersteine in der Wesselbach. Auch sie erinnern an Vorfahren der Familie Stern, die dort gelebt haben und während der NS-Diktatur deportiert und ermordet wurden. Mehrfach reiste Sheri Stern nach Hohenlimburg, um an diesen Stolpersteinen Blumen niederzulegen.
Ein Bild der Stolpersteine ziert auch das Cover eines Buches, das Sheri Stern über die Nachwehen der NS-Verfolgung in ihrer Familie geschrieben hat. Ein biografisches Werk, in dem sie die Gräueltaten, die ihren Vorfahren angetan wurden, verarbeitet - und dabei ihre Besuche in jenem Land reflektiert, in dem diese Taten passierten. Dabei erzählt sie von einem Land, dass sich heute völlig anders präsentiert als zu den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus.
Der Titel des Buches: „Reuniting the Neshamas: A Journey of Remembrance, Commemoration and Healing“. Zu Deutsch: „Die Wiedervereinigung der Seelen: Eine Reise des Erinnerns, Gedenkens und Heilens“.
„Ich halte Sheri Stern für eine würdige Preisträgerin, sie hätte diese Auszeichnung verdient. Sie erzählt in ihrer amerikanischen Heimat davon, dass die Deutschen heute nicht mehr die Nazis sind, als die sie oft noch gesehen werden.“
Vorschlag für Lucius-D.-Clay-Medaille
Ein Buch, das Karin Guenther, Mitglied im Verband der Deutsch-Amerikanischen Clubs, tief bewegt hat. Auch deshalb hat sie Sheri Stern beim deutsch-amerikanischen Verband als Kandidatin für die Lucius-D.-Clay-Medaille 2025 vorgeschlagen.
„Ich halte Sheri Stern für eine würdige Preisträgerin, sie hätte diese Auszeichnung verdient. Sie erzählt in ihrer amerikanischen Heimat davon, dass die Deutschen heute nicht mehr die Nazis sind, als die sie oft noch gesehen werden.“ Auch halte sie Vorträge über ihre Begegnungen mit Deutschen und arbeite so daran, dass festgefahrene Bild vieler amerikanischer Juden von „den Deutschen als Nazis“ infrage zu stellen und zu durchbrechen.
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Buch reflektiert Familienbiografie
Eine Arbeit, die nicht hoch genug wertgeschätzt werden kann, ist Karin Guenther sicher. Sie hat selbst drei Jahrzehnte in der Washington/Baltimore Metropole in den USA gelebt und kennt die Vorurteile, die viele Amerikaner bis heute über Deutsche haben. „Mir wurde mal von einem Amerikaner gesagt: Du bist zwar nett, aber du bist deutsch - und deshalb will ich nichts mit dir zutun haben“, berichtet Karin Guenther. „Wenn man sowas erlebt hat, dann weiß man umso mehr, wie wichtig die Arbeit ist, die Menschen wie Sheri Stern leisten.“
In Kontakt mit dem Buch kam Karin Guenther übrigens dank Stefan Welzel. Der Hohenlimburger pflegt engen Kontakt zur Familie Stern und hat die Amerikaner schon häufig durch Hohenlimburg geführt. Er machte den Deutsch-Amerikanischen Club auf das Buch von Sheri Stern aufmerksam.
Entscheidung steht noch aus
Ob Sheri Stern die Lucius-D.-Clay-Medaille erhält, das entscheidet der Deutsch-Amerikanische Club mit Hauptsitz in München voraussichtlich in den kommenden Wochen. Die Verleihung der Medaille findet jedes Jahr am ersten Wochenende im Oktober statt. Die Lucius-D.-Clay-Medaille ist nach dem amerikanischen General Lucius Clay benannt, der nach dem Zweiten Weltkrieg als „Vater der Berliner Luftbrücke“ in die Geschichte einging.