Hohenlimburg. Jörg Pesch hat eine App für seine Apotheke entwickeln lassen, die das Bestellen einfach machen soll. Denn ein Trend sorgt für weniger Kunden:
Das rosafarbene Papierrezept ist passé - und das spüren auch Apotheken in Hohenlimburg. Denn das neue E-Rezept macht seit bald einem Jahr die klassischen Wege hin zum Arzt und weiter zur Apotheke hinfällig. Apotheker Jörg Pesch will auf diesen Trend reagieren und hat deshalb eine eigene App für seine Apotheke in Hohenlimburg entwickeln lassen.
Onlinehandel floriert
Er betreibt die Alte Apotheke gegenüber vom Rathaus Hohenlimburg. Dass seit Jahresbeginn 2024 die Patienten in den Praxen ein elektronisches Rezept für ihre Medikamente ausgestellt bekommen, blieb nicht ohne Folgen. Der Onlinehandel mit Medikamenten floriert und setzt inhabergeführte kleine Apotheken unter Druck - auch in Hohenlimburg. Vorbei die Zeiten, als Patienten zum Arzt gingen, dort Medikamente verschrieben bekamen und diese bei der Apotheke nebenan kauften. „Seit es das E-Rezept gibt, haben sich die Kundenströme so sehr verändert, dass wir einen deutlichen Rückgang bemerken“, sagt Pesch.
Kundenverhalten geändert
Zwar müssen Patienten noch einmal im Quartal persönlich in den Praxen erscheinen, um ihre Krankenkassenkarte zu aktualisieren. Doch alle Folgerezepte im Quartal können vom heimischen Sofa per Smartphone bestellt werden - und das macht sich bemerkbar. „Wer nicht mehr in die Praxis geht, der kommt danach auch nicht mehr zwingend zu uns“, sagt Pesch. „Vielmehr lösen die Leute ein E-Rezept ein, wenn sie ohnehin an einer Apotheke vorbeikommen. Sie fahren nicht gezielt zur Apotheke.“
„Seit es das E-Rezept gibt, haben sich die Kundenströme so sehr verändert, dass wir einen deutlichen Rückgang bemerken.“
Hier setzt die neue App an, die er allein für seine Apotheke hat entwickeln lassen. Seine Kunden können dabei nicht nur E-Rezepte einlösen, sondern auch Angebote aus der Apotheke sichten und bestellen. Abholen oder Nach-Hause-Lieferung per Botendienst, beides ist möglich. „Wir haben schon früher bei einzelnen Kunden, die nicht mobil sind, die Medikamente nach Hause geliefert“, berichtet Pesch. „Aber nun wird dieser Service auf alle Kunden ausgeweitet, die unsere App nutzen.“ Die App ist erst seit wenigen Wochen im Netz, die Nutzerzahlen sind noch überschaubar. Pesch hofft aber, hier ein sinnvolles Mittel gefunden zu haben, um auf die Zeichen der Zeit zu reagieren: „Die Leute werden immer bequemer und man muss dieser Bequemlichkeit entgegenkommen.“
Liefergebiet wird ausgeweitet
Die Alte Apotheke in eine bestehende Apotheken-App mit mehr Reichweite einzutragen, in der auch viele weitere Apotheken aus dem Stadtgebiet gelistet sind, das sei keine Option gewesen. „Ich wollte nicht, dass Leute zufällig mit einem Klick die Apotheke wechseln und dann nicht mehr bei mir landen.“ Bislang macht die neue App nur einen kleinen Teil der Bestellungen aus, etwa ein bis zwei Buchungen pro Tag. „Doch hier steckt noch viel Potenzial.“ Das Liefergebiet für Bestellungen will Pesch in Kürze ausweiten - über Hohenlimburg, Berchum, Holthausen und Halden hinaus in Richtung Hochschulviertel in Hagen.
Apps werden wichtiger
Zwar gehen die meisten Kunden noch in die Apotheke vor Ort, doch als zusätzlichen Vertriebsweg werden Apps an immer mehr Standorten genutzt, berichtet auch Katharina Klaas, Sprecherin der Hagener Apothekerschaft: „Die Apotheken stehen in den Startlöchern. Wir gehen den Trend mit.“ Mittlerweile gebe es verschiedene Anbieter, die gezielt Kooperationen mit lokalen Apotheken anbieten: „Teils nutzen Apotheken auch mehrere Apps, um zu schauen, welche App die Kunden am meisten nutzen.“