Hohenlimburg. 50 Jahre später tauchen die Bilder plötzlich in einer Auktion auf. Sie tragen noch den Stempel aus Hohenlimburg. Wie kann das sein?
Zehn Werke aus der Hand des berühmten Künstlers Friedensreich Hundertwasser kommen diesen Samstag in einem Düsseldorfer Auktionshaus unter den Hammer. Startgebot: 5000 Euro. Soweit, so gut. Allerdings lässt ein Stempel aufhorchen, der sich auf den Bildern befindet und die ‚Stadtbücherei Hohenlimburg‘ u. Städtisches Heimatmuseum Hohenlimburg‘ als Herkunft ausweist, aus dem Jahr 1971/72. Da war Hohenlimburg noch eine selbstständige Stadt. Und genau dort verschwand der Hundertwasser vor rund 50 Jahren auf mysteriöse Weise. Eine Spurensuche.
Berühmter Künstler
Es waren damals die großen Jahre des österreichischen Universalkünstlers und Architekten Friedensreich Hundertwasser, der im Jahr 2000 verstarb und mit seinen bunten Farben und ungeraden Linien auch posthum noch Menschen fasziniert. So lockte vor neun Jahren eine Ausstellung von Hundertwasser-Werken mehr als 65.000 Besucher in das Hagener Osthaus-Museum - ein Riesenerfolg. Nicht mit dabei war ein Mappenwerk des Künstlers, das sich Anfang der 1970er im Inventar der damals noch eigenständigen Stadt Hohenlimburg befand. Konkret handelt es sich um zehn Farbserigraphien, bzw. Siebdrucke aus dem Portfolio „Look at it on a rainy day“.
Diese Siebdrucke sind in Hundertwassers Werkverzeichnis registriert. Ihr Versicherungswert wird mit jeweils 3000 Euro (für stempelsignierte Exemplare) bzw. 5000 Euro (für handsignierte Exemplare) angegeben, so die Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung in Wien auf Anfrage dieser Zeitung.
Auflage von 3000 Exemplaren
„Das Portfolio ‚Look at it on a rainy day‘ wurde 1971 als druckgraphisches Werk mit einer Auflage von 3000 Exemplaren gedruckt. Es existierten also ursprünglich 3000 Mappen von ‚Look at it on a rainy day‘ des Künstlers Friedensreich Hundertwasser“, erläutert Dr. Andrea Fürst von der Hundertwasser Privatstiftung in Wien. Ein druckgraphisches Werk wird in einer Auflage gedruckt und entsteht aus dem Zusammenspiel von Künstler und Drucker. Mit Günter Dietz fand Hundertwasser einen kongenialen Partner, um gemeinsam neue technische Möglichkeiten des Siebdrucks zu erforschen.
„Das Mappenwerk ist mittlerweile selten geworden, weil viele Mappen aufgelöst und die Blätter einzeln verkauft wurden. Die Einzelblätter sind praktisch ständig in den unterschiedlichen Auktionshäusern im Angebot und finden auch immer Käufer.“
Alle Exemplare einer Auflage sind vom Künstler signiert und nummeriert, meist händisch, manchmal drucksigniert. Das Mappenwerk „Look at it on a rainy day“ sei mittlerweile selten geworden, sagt Dr. Andrea Fürst, „weil viele Mappen aufgelöst und die Blätter einzeln verkauft wurden. Die Einzelblätter sind praktisch ständig in den unterschiedlichen Auktionshäusern im Angebot und finden auch immer Käufer.“
Häufige Auktionsobjekte
So kamen Ausgaben von „Look at it on a rainy day“ unter anderem in Auktionshäusern in Mühlheim, München, Hamburg und Köln unter den Hammer und erzielten dabei Erlöse zwischen 9000 Euro und 17.700 Euro. Wie viel Geld jenes Exemplar bringt, das sich einst im Besitz der Stadt Hohenlimburg befand, das wird die für den 14. Dezember angesetzte Auktion des Düsseldorfer Auktionshauses zeigen.
Doch wie kam es überhaupt, dass eine Mappe mit Kunstwerken aus dem Inventar der Stadt Hohenlimburg fünf Jahrzehnte später bei einer Auktion in Düsseldorf auftaucht?
Herkunft aus Privatsammlung
„Das Mappenwerk stammt aus einer Nordrhein-Westfälischen Privatsammlung, in der es sich bereits seit über 15 Jahren befindet“, so das federführende Auktionshaus Hargesheimer Kunstauktionen auf Anfrage dieser Zeitung. „Weitere Informationen liegen uns nicht vor oder können aus Gründen des Datenschutzes nicht offenbart werden.“ Das Mappenwerk von Friedensreich Hundertwasser stamme aus einer Editionsauflage von insgesamt 3000 Exemplaren, die durchaus häufiger bei Auktionen angeboten werden. „Der Wert der Mappe bewegt sich je nach Zustand zwischen 8000 und 15.000 Euro.“
Auch interessant
Politik hakt nach
Wie es mit der Herkunft der Hundertwasser-Werke aussieht, das interessiert auch Michael Schuh, Fraktion Die Partei/Bürger für Hohenlimburg, der hierzu eine Anfrage an den Kulturausschuss stellte. Die ernüchternde Antwort: Die Stadt Hagen weiß wenig, im Fachbereich lägen keine Informationen vor. „Wir können keinen Eigentumsanspruch der Stadt Hagen nachweisen“, so die Verwaltung. Die Mappe sei erst 1971 erschienen, wurde 1975 für Hohenlimburg erworben und dann aus dem Bestand entnommen. Bewusst oder unbewusst? Unklar.
Auch interessant
Stadt hat keine Hinweise
„Es gibt keinen Ausscheidungs-Stempel“, sagt Professor Rainer Stamm, Leiter des Osthaus-Museums, im Kulturausschuss. Es könnte auf unrechtmäßigem Wege weitergegeben worden sein. Belege liegen allerdings nicht vor. Weitere Energie in die Spurensuche nach Eigentumsansprüchen dieser Kunstmappe aus den 1970ern zu stecken, das ist aus Sicht der Stadt zwecklos. „Nach 15 Jahren wäre es ohnehin verjährt.“
Für Michael Schuh, Die Partei/Bürger für Hohenlimburg, bleibt Ernüchterung. „Dies ist aber ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, Bestand vernünftig zu katalogisieren.“ Wer hier vor Jahrzehnten einen Fehler gemacht hat, ob in Hagen oder Hohenlimburg, sei ohnehin nicht mehr nachzuweisen. Er wolle das Thema aber weiter verfolgen. „Vielleicht tut sich ja noch was.“
Mehr aus Hagen und Breckerfeld
- Sperrmüll einfach am Schulzentrum abgeladen
- Wie Mütter bei der Sparkasse Hagen Karriere machen
- Kultiger Weihnachtsbaumverkauf in Breckerfeld
- Neue Brücke in Badstraße vorerst ohne Busspur geplant
- Neue Schule für rund 1000 Schüler in Hagen entsteht
- Zoll stößt auf Schwarzarbeit in Hagen
- Wirbelwind Tilda hält ganze Familie auf Trab
- Fußballspektakel: Der MSV Duisburg kommt nach Hagen
- Turm der alten Jugendherberge Hohenlimburg soll leuchten