Hagen. Viel zu klein und zu leicht war Tilda bei ihrer Geburt. Doch der aufgeweckte Wirbelwind hat einen starken Willen. Und der Bunte Kreis Hagen hilft

Eine rührende Geschichte. . . Ihre Freundinnen sind beinahe einen Kopf größer als sie, und auch in der Kita ist Tilda das kleinste und zierlichste Mädchen, „aber unser Wirbelwind schlägt sich wacker und ist bei allen beliebt“, lächelt Janina Heger, Tildas Mutter, glücklich. Timo Heger streicht seiner Tochter, die aufgeweckt von hier nach da blickt, über die Haare. Und schon ist Tilda wieder weg, flitzt flink durchs Wohnzimmer und lässt sich durch niemanden bremsen.

Spätfolgen sind enorm

Trotzdem: „Die Spätfolgen, die viele Frühchen haben, sind enorm. Bei Tilda leider auch.“ Das Kind hat Probleme beim Essen, mit der Verdauung und sieht auf einem Auge mit nur 20 Prozent. „Aber wenn man bedenkt, dass Tilda fast drei Monate zu früh auf die Welt gekommen ist, 970 Gramm leicht und 30 Zentimeter klein war, hat sie sich gut entwickelt“, sagt Janina Heger stolz.

„ Wenn man bedenkt, dass Tilda fast drei Monate zu früh auf die Welt gekommen ist, 970 Gramm leicht und 30 Zentimeter klein war, hat sie sich gut entwickelt.“

Janina Heger
brachte Tilda in der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt

Die 35-Jährige erinnert sich nur ungern an die Monate im Herbst und Winter 2022, „es war eine schwierige Zeit. Mein Mann war krank, wir sind umgezogen, und ich hatte keine gute Schwangerschaft“.

Ein Frühchen kämpft sich durch; WP-Weihnachtsaktion
Janine und Timo Heger sind auf ihre Tochter Tilda stolz, „sie ist ein starkes Frühchen, das sich durchkämpft“. © Alex Talash | Alex Talash

Notkaiserschnitt wurde durchgeführt

Am 15. November 2022 kam Janina Heger mit extrem hohem Blutdruck ins Krankenhaus, hatte Wasseransammlungen im Körper, Sprachstörungen und eine Schwangerschaftsvergiftung. Am 2. Dezember wurde schließlich ein Notkaiserschnitt durchgeführt. Tilda wurde also bereits in der 29. Schwangerschaftswoche geboren, kam in einen Inkubator (Brutkasten), später in ein Wärmebettchen und wurde über eine Magensonde ernährt.

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Am 13. Januar konnten die Hegers die Kleine, die damals 35 Zentimeter groß war, nach Hause holen. Die beiden älteren Kinder - Finn war damals zehn, Emma acht - schauten ihren Eltern bei allem, was sie mit Tilda machten, zu. Die Geschwister wollten bei der Gewichtskontrolle und beim Füttern helfen, „das war schon rührend“, sagt Timo Heger.

Angst vor Atemaussetzern

Der Produktionshelfer schaut zu Larissa Burgdorf. Die Kinderkrankenschwester beim Bunten Kreis Hagen, die sich eine Weile um die Hegers gekümmert hat, nickt: „Natürlich sind wir für das Kind da, aber auch für die ganze Familie.“ Die 37-jährige weiß, welche Ängste besonders Janine Heger zu schaffen gemacht haben. Sie hatte stets Angst, dass Tilda Atemaussetzer hätte oder frieren würde, „obwohl wir damals ja schon zwei Kinder hatten, hab‘ ich kaum geschlafen und war nervlich angeschlagen“, blickt die Mutter zurück.

Ein Frühchen kämpft sich durch; WP-Weihnachtsaktion
Dass Tilda mal ruhig am Tisch sitzt und spielt oder bastelt, ist selten, „meist flitzt sie durch die Wohnung“, erzählen ihre Eltern, die dankbar sind, dass sich der kleine Wirbelwind so gut entwickelt hat. © Alex Talash | Alex Talash

WP-Aktion „Starthilfe für kleine Kämpfer“

Im Rahmen ihrer diesjährigen Weihnachtsaktion berichtet die Stadtredaktion Hagen unter dem Motto „Bunter Kreis - Starthilfe für kleine Kämpfer” über Familien mit schwerstkranken Kindern und bittet Leser um finanzielle Unterstützung für die wichtige Arbeit der Organisation „Bunter Kreis Hagen“. 

Etwa 150 Familien werden pro Jahr von dem 22-köpfigen Team betreut. Pro Familie werden 20 Stunden für insgesamt drei Monate von der Krankenkasse gewährt.

„Fahrzeiten, Spritkosten, Sachkosten und die ganze Organisation im Hintergrund müssen wir selbst stemmen. Die Kostendeckung des Vereins liegt bei ca. 75 Prozent, den Rest - etwa 30.000 Euro - müssen wir durch Spenden hereinholen“, erklärt Marion Keßler vom Bunten Kreis.

Viele Familien seien auch noch etliche Monate nach der Geburt eines Kindes stark belastet und mit der Versorgung überfordert, „wir vom Bunten Kreis bemühen uns dann, den Familien ihr Selbstvertrauen zurückzugeben“, erklärt Larissa Burgdorf. Die Kinderkrankenschwester hat den Eltern gezeigt, wie sie Tilda, die anfangs nicht trinken und später auch nicht essen wollte, am besten füttern, „wir haben verschiedene Saugeraufsetzer und Techniken ausprobiert, und mit der Zeit klappte es etwas besser“.

Die Familie isst gemeinsam

Da das Mädchen eine Verengung im Darm hat, quälen es oft Verdauungsprobleme, „und auch heute noch nimmt Tilda ausschließlich kalte Nahrung - egal, ob Milch, Brei, Nudeln oder Gemüse - zu sich, und sie kaut kaum“, sagt Janine Heger. Die früher als medizinische Fachangestellte tätige Frau lächelt ihren Mann an, „aber mittlerweile wissen wir, mit Tildas Vorlieben und Abneigungen umzugehen. Ihr Essen kommt immer 15 Minuten vor unserem Essen auf den Teller. Denn uns ist wichtig, dass die Familie gemeinsam isst.“

Das Spendenkonto für die WP-Weihnachtsaktion:

Empfänger: WP-Weihnachtsaktion

Verwendungszweck: Aktion Bunter Kreis

Spendenkonto: DE71 4505 0001 0100 1800 00

Spender, die eine Quittung erhalten möchten, müssen unbedingt ihre Adresse und das Stichwort „WP-Weihnachtsaktion“ auf dem Überweisungsträger vermerken.