Hagen. Die Stadt schreibt die OGS-Trägerschaften für alle Grund- und Förderschulen neu aus. Bei Eltern sorgt das für Unsicherheit. Die Hintergründe:
Die Stadt schreibt die OGS-Trägerschaften für 25 Hagener Grundschulen sowie drei Förderschulen neu aus. An vier Standorten steht allerdings schon jetzt fest, dass dort künftig die Stadt Hagen die Trägerschaft übernehmen wird. Die Entscheidung sorgt bei bisherigen Trägern und Eltern für Unsicherheit: „Die Kinder haben Vertrauen zu ihren Bezugspersonen aufgebaut, jetzt sollen sie möglicherweise aus ihrem bekannten Umfeld rausgerissen werden“, sagt Mutter Zejneba Begic verärgert. Sie hat eine Petition gestartet - und bereits mehr als 2000 Unterschriften gesammelt.
„Die Kinder haben Vertrauen zu ihren Bezugspersonen aufgebaut, jetzt sollen sie möglicherweise aus ihrem bekannten Umfeld rausgerissen werden.“
Ihr Kind besucht die Emil-Schumacher-Schule, wo künftig die Stadt als Träger eingesetzt werden soll (wie auch an der Grundschule Karl-Ernst-Osthaus am Hauptstandort und Teilstandort sowie Grundschule Henry-van-de-Velde). „Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Unsicherheit groß“, ärgert sich Begic. Denn Mitarbeiter, die derzeit für einen anderen Träger (wie in diesem Fall Ev. Jugend) arbeiten, müssten theoretisch zur Stadt wechseln, um weiter in der Einrichtung arbeiten zu können.
Finanzielle Hintergründe
Der Hintergrund: „Aufgrund der steigenden Personalkosten im sozialen Bereich hat die Stadt im Vorfeld Vertragsverhandlungen mit den freien Trägern der Jugendhilfe geführt“, teilt die Stadt dazu mit. Aus diesen bzw. der Förderrichtlinie des Landes NRW ergebe sich die Verpflichtung, die Trägerschaften neu auszuschreiben. Man habe im Rahmen einer Leistungsbeschreibung Qualitätsstandards ausgearbeitet, die die Strukturen festigen sollen.
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Mit einer Vergabe der Trägerschaft wird im Frühjahr gerechnet. Bewerben darum kann sich theoretisch jeder Träger - auch die, die bisher an den Standorten tätig waren. Bei Mitarbeitenden und Familien bestünden Unsicherheiten bezüglich möglicher Veränderungen. „Die Stadt Hagen verdeutlicht, dass der Betrieb der OGS-Angebote durch den bisherigen Träger für alle betroffenen Kinder und ihre Familien sowie die Mitarbeitenden in diesem Schuljahr in gewohntem Umfang gesichert ist. Darüber hinaus bietet der Fachbereich Jugend und Soziales ein Kontaktangebot für Schulleitungen, Mitarbeitende und Eltern an, um die vorhandenen Unsicherheiten und offenen Fragen bestmöglich aufzufangen“.
„Der Betrieb der OGS-Angebote durch den bisherigen Träger für alle betroffenen Kinder und ihre Familien sowie die Mitarbeitenden in diesem Schuljahr ist weiterhin in gewohntem Umfang gesichert.“
Aus Sicht der Eltern ist das zu schwammig: „Die ganze Situation ist überaus unzufriedenstellend“, sagt eine Mutter von der Karl-Ernst-Osthaus-Schule. „Die OGS läuft super, das Team und die Angebote sind toll - wieso sollte man das auseinanderreißen?“, befürchtet auch sie, dass die Kinder ihre Bezugspersonen verlieren könnten, wenn diese nicht bereit sind, perspektivisch den Arbeitgeber zu wechseln.
Verunsicherung beim Träger
Die Ev. Jugend im Kirchenkreis Hagen wird künftig drei Standorte sicher verlieren: Bislang waren die OGS-Standorte Emil-Schumacher, KEO Haupt- und Teilstandort in ihrer Trägerschaft. „Sehr gerne hätten wir uns an diesen Standorten weiterhin engagiert“, sagt Andrea Doehring, Bereichsleitung OGS. „Es schmerzt, dass unsere wichtige Arbeit an diesen OGS-Standorten mit diesem Schuljahr 24/25 endet. Insbesondere unsere Mitarbeitenden vor Ort sind enttäuscht und frustriert über diese Entscheidung“.
„Insbesondere unsere Mitarbeitenden vor Ort sind enttäuscht und frustriert über diese Entscheidung.“
Superintendent Henning Waskönig ergänzt: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben weiterhin einen Vertrag mit der Ev. Jugend im Ev. Kirchenkreis Hagen. Anderes können wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. Wir prüfen aber intensiv im Sinne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was möglich ist.“ Die Ausschreibung führe beim Träger zu großer Verunsicherung. Seit 20 Jahren sei man verlässlich in dieser Arbeit aktiv und habe an der Entwicklung der Standards mitgearbeitet, zeigt man sich dort irritiert.
Bei der Caritas - immerhin Träger von bislang 15 Standorten - kann man die Unsicherheit der Eltern nachvollziehen, betont aber auch: „Wir setzen uns seit 20 Jahren in diesem Bereich ein und können nur von einer engen und guten Zusammenarbeit berichten, auch mit der Stadt. Wir würden uns gerne weiter in dem Bereich engagieren und hätten das am liebsten auch am Standort Henry-van-de-Velde getan. Die Entscheidung liegt bei der Stadt und ist nun anders gefallen“, so Vorstand Torsten Gunnemann. Aktuell prüfe man die Ausschreibung und befinde sich in Gesprächen mit Mitarbeitern. Mehr könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Hintergrund für vorzeitige Übernahme
Die Stadt hatte die Eltern der betroffenen OGS-Standorte in einem Brief darüber informiert, dass die Trägerschaft wechselt. Sprecher Michael Kaub: „Zudem wird es Anfang des kommenden Jahres, voraussichtlich im Februar, ein Partizipationsverfahren geben, in dem wir uns mit den Eltern zu deren Wünschen austauschen werden.“ Hintergrund der Entscheidung, drei Schulen vorab in städtische Trägerschaft zu überführen, seien mögliche Änderungen durch neue Trägerschaften sowie neue Qualitätsstandards. Als Fachaufsicht sei die Stadt „für die pädagogisch sinnvolle Implementierung der Angebote verantwortlich“ und wolle die freien Träger unterstützen, „um im kommenden Schuljahr ein deutlich verbessertes Angebot im Offenen Ganztag anbieten zu können, das auch finanziell mit deutlich mehr Mitteln hinterlegt ist, sodass die Qualität entsprechend ausgebaut werden kann“, so Kaub.
Die stufenweise Implementierung beinhalte auch die Übernahmen. „Als Beispiel: Aufgrund der Nähe zum bereits vorhandenen Angebot in der GS Wehringhausen fiel die Wahl auf die benachbarte Emil-Schumacher-Schule. Dort hat der Fachbereich die Schulsozialarbeit und das Familiengrundschulzentrum als Angebote vor Ort in der praktischen Umsetzung. Bei allen Standorten handelt es sich um fachliche Entscheidungen, die gemeinsam mit den Verantwortlichen aus dem Bereich Schule getroffen wurden.“ Man wolle ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot schaffen – dies schließe auch die gesicherte Halbtagesbetreuung ein. Man wolle dazu eine Bedarfsabfrage starten. „Was wir aber schon jetzt sagen können: dass das Angebot zu den bisherigen Konditionen bestehen bleiben wird“, so Kaub.
Zusammenarbeit mit OGS-Trägern
Die Stadt Hagen arbeitet im Stadtgebiet mit den drei OGS-Trägern Caritas, Ev. Jugend im Kirchenkreis Hagen und ev. Jugendhilfe Iserlohn/Hagen zusammen. Die Evangelische Jugendhilfe Iserlohn/Hagen übernahm bislang an fünf Einrichtungen die Trägerschaft, die Evangelische Jugend im Kirchenkreis Hagen an 17 Einrichtungen, die Caritas an 15 und Stadt Hagen - mit Wehringhausen - bislang an nur einer Einrichtung.