Hohenlimburg. Der Ansturm auf die freie Wohnung auf Schloss Hohenlimburg ist groß. Wie das Wohnen in der Burg ist, erzählt eine ehemalige Schlossbewohnerin

Die freie Wohnung auf Schloss Hohenlimburg stößt auf großes Interesse. In der ersten Woche, seit die Annonce auf dem Markt ist, hätten sich rund 60 Bewerber gemeldet, so die Fürstliche Kanzlei. Zwei Kandidaten sind bereits in der engeren Auswahl. Auch erste Besichtigungen hat es gegeben. „Unsere Mitarbeiterin weiß gar nicht, wie sie das handhaben soll“, blickt Maximilian Fürst zu Bentheim-Tecklenburg auf die vielen Besichtigungstermine, die es noch zu organisieren gilt. „Es ist eigentlich nicht zu machen. Wir brauchen nur einen einzigen Mieter dafür.“

Vergangene Woche ging das Fürstenhaus mit der Absicht, die Wohnung im Torhaus vermieten zu wollen, an die Öffentlichkeit. Das sogenannte „Nassauer Schlösschen“ stand sieben Jahre leer und soll nun durch neue Mieter belebt werden. Annoncen auf Immobilienportalen im Internet wurden geschaltet. Der Preis für die 200 Quadratmeter große Wohnung liegt laut Inserat bei 850 Euro (Kaltmiete), zuzüglich 149 Euro Nebenkosten, Heizkosten und 30 Euro Miete für einen Stellplatz.

Vier Jahre im Schloss gewohnt

Die Nachricht von der freien Wohnung auf Schloss Hohenlimburg weckte bei Monika Schulte viele Erinnerungen an ihre Kindheit. Denn Schulte lebte als Jugendliche vier Jahre auf dem Schloss. „Mein Vater hat in einem Stahlwerk gearbeitet und wurde dann arbeitslos. Er bekam auf dem Schloss eine Anstellung als Hausmeister“, sagt Schulte, die ursprünglich in Haspe gewohnt hatte. Mit den Eltern zog sie in eine Fachwerk-Wohnung am Schlosshof und verbrachte dort ihr 14. bis 18. Lebensjahr. Eine schöne Zeit, wie sie sagt, verbunden mit vielen Erinnerungen.

Die Hagenerin Monika Schulte hat vier Jahre auf Schloss Hohenlimburg gelebt.
Die Hagenerin Monika Schulte hat vier Jahre auf Schloss Hohenlimburg gelebt. © Westfalenpost | Privat

So könne sie sich noch gut an eine Begegnung mit der alten Fürstin Sissi erinnern. Die habe plötzlich vor ihrer Tür gestanden, weil sie den Ersatzschlüssel zur Fürstenwohnung brauchte. „Sie trug einen Lodenmantel und Gummistiefel“, erinnert sich Schulte. „Ich habe nur gesagt, da kann ja jeder kommen – und machte die Tür zu. Eine Fürstin hatte ich mir damals glamouröser vorgestellt“, sagt sie und lacht.

Sowieso sei das Wohnen auf einem Schloss nicht immer so traumhaft, wie es sich für Außenstehende anhört. „Es ist eben eine alte Höhenburg, da ist es auch kalt und zieht gewaltig.“ Andererseits sorgte die Abgeschiedenheit mitten in der Natur auch für Begegnungen, wie sie mitten in der Stadt selten vorkommen. „Wir hatten die Küche zum Garten hinaus. Durch das Fenster konnte man Rehe und Füchse sehen.“ Und eine Eule saß plötzlich auf dem Stuhl, als sie mit ihrer Mutter auf dem Dachboden war. Derweil hatte die abgelegene Lage auf dem Schlossberg für eine Jugendliche Licht und Schatten. „Ich bin weiter in Haspe zur Schule gegangen. Zwar hat mich mein Vater in der Regel abgeholt, aber ich musste vom Bahnhof aus auch häufig den Berg hochlaufen.“ Im Gepäck dann keinen handlichen Wohnungsschlüssel, wie ihre Schulkameraden, sondern zwei große Schlüssel, um die massiven Eisentore des Schlosses zu öffnen.

Andererseits: „Wir haben dort auch viele Feste gefeiert. Zum Beispiel fand unsere Abschlussfeier von der Kaufmannschule im Keller unter dem Fürstensaal statt, das war legendär.“

Verbundenheit bis heute

Heute, mehrere Jahrzehnte später, wolle sie nicht noch mal auf Schloss Hohenlimburg wohnen. „Es wäre mir zu einsam“, blickt die Mutter auch auf ihre Familie. Die Verbundenheit zum Schloss sei aber geblieben und auch Events wie den Weihnachtsmarkt besuche sie weiter gerne. Daher habe sie sich auch gefreut, dass die Wohnung im Torhaus vermietet wird. Es wäre schön, wenn dort wieder mehr Leben einkehrt, sagt sie – und fügt mit Blick auf ihre Jahre auf dem Schloss hinzu: „Es war eine schöne Zeit, aber jetzt sind andere dran.“

Renovierungsbedürftig: Das Badezimmer im Nassauer Schlösschen, dem Torhaus von Schloss Hohenlimburg
Renovierungsbedürftig: Das Badezimmer im Nassauer Schlösschen, dem Torhaus von Schloss Hohenlimburg © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Zuletzt vor 30 Jahren saniert

Die Wohnung im Torhaus besteht aus sieben Zimmern auf zwei Etagen. Die letzte Sanierung war laut Inserat vor 30 Jahren.

Der Name „Nassauer Schlösschen“ geht auf die erste Bewohnerin im 17. Jahrhundert zurück, Johannetta Elisabeth aus dem Hause Nassau-Dillenburg.