Breckerfeld. Ein Investor will in Breckerfeld einen riesigen Solarpark bauen. Warum das Projekt auf der Kippe steht.
Die Firma DVP Solar will in Breckerfeld einen großen Solarpark bauen. Das wohl größte Projekt in der gesamten Region soll auf Flächen südlich des Wengerbergs - zwischen L 528 und der Dahlerbrücker Straße - umgesetzt werden. Die Rede ist von einem 12,18 Hektar großen Areal, auf dem künftig aus dem Licht der Sonne Strom gewonnen werden soll.
Allerdings gibt es durchaus Vorbehalte. Eine Entscheidung darüber, ob die Photovoltaikanlage, die groß genug wäre, um rund 4000 Haushalte mit Öko-Strom zu versorgen, tatsächlich kommt, darf oder muss - anders als zuletzt beim Windrad an der Landwehr - der Rat der Stadt fällen. Und da zeichnet sich ab, dass es mit einer Mehrheit für das Projekt eng werden könnte.
CDU-Ratsherren mit unterschiedlicher Position
Besonders brisant: Die Wiesen, auf denen die Anlage entstehen soll, gehören André Poth, der sich wiederum an DVP gewandt hat. Poth, der das Areal verpachten würde, sitzt für die CDU im Stadtrat, gilt bei der Entscheidung allerdings als befangen und darf folglich bei der entscheidenden Abstimmung am 10. Dezember seinen Arm nicht heben. Eine Stellungnahme wollte er auf Anfrage angesichts der Situation auf Anfrage unserer Zeitung nicht abgeben.
Der schärfste Kritiker des Solarparks wiederum ist ebenfalls CDU-Ratsherr und gleichzeitig Ortslandwirt: Heiner Born stört sich vor allem an dem „immensen Verbrauch von Flächen“, die derzeit noch landwirtschaftlich genutzt werden könnten und künftig eben nicht mehr. „Auf dieser Fläche kann man Milch für 7000 Menschen produzieren“, rechnete Born hoch, „dieses Areal jetzt anders zu nutzen, kann man der Landwirtschaft vor Ort nicht zumuten.“
Geld für den Haushalt der Stadt
Gaylord Höhne von der Berliner Firma DVP hatte zuvor im Bauausschuss das Projekt und die Flächen präsentiert. Die Bodenqualität der Flächen sei ohnehin nicht hoch - insofern seien sie quasi prädestiniert für eine andere Nutzung. Das gen Süden ausgerichtete, leicht abschüssige Areal sei bereits einer Vorprüfung unterzogen worden. „Aus unserer Sicht ist das ein Paradefall für die Nutzung durch Solarenergie“, so Höhn.
„Wir sind bereit, pro Jahr und Hektar 2000 Euro freiwillig an die Gemeinde zu zahlen, um die Akzeptanz für den Solarpark zu erhöhen.“
Ein Netzanschlusspunkt befinde sich zwar nicht in unmittelbarer Nähe. Eine Leitung könne aber von der Anlage über die Wiesen aus westlich des Wengebergs bis zu einer 30-Kilovolt-Trafostation verlegt werden. „Wir sind bereit, pro Jahr und Hektar 2000 Euro freiwillig an die Gemeinde zu zahlen, um die Akzeptanz für die Solaranlage zu erhöhen“, so Höhne. In 30 Jahren käme so knapp eine dreiviertel Millionen Euro zusammen. Dazu addiere sich nach 15 Jahren, wenn die Anlage schwarze Zahlen schreibe, die Gewerbesteuer, die vor Ort verbleibe. Auch die Dienstleistungen rund um den Solarpark sollten an Unternehmen vor Ort vergeben werden. „Letztlich ist diese Anlage auch eine Chance, sich als eine fortschrittliche Region zu zeigen“, so Höhne.
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Stromnetz gerät an seine Grenzen
Dass die Produktion von Ökostrom die Netzkapazitäten und das Umspannwerk in Breckerfeld perspektivisch an die Grenzen bringen könne - darauf verwies Markus Kosch vom Versorger AVU, der am Rande erwähnte, dass in der Hansestadt derzeit 528 private Photovoltaikanlagen Strom ins Netz einspeisen. „Neben dem Windrad an der Landwehr speisen ja auch künftig die Anlagen am Rafflenbeuler Kopf und in Kuhweide, die auf dem Gebiet der Stadt Hagen stehen, in das Netz ein“, so Kosch. Weitere Windräder plant die Enervie an der Hasper Talsperre.
„Mit einer Anlage an dieser Stelle tun wir uns schwer.“
Hinzu kommt, dass drei Potenzialflächen im neuen Regionalplan ausgewiesen sind, auf denen mögliche Investoren Anlagen bauen könnten. „Wenn dann künftig noch jemand daher kommt und eine Photovoltaikanlage auf seiner Scheune realisieren will, müssten wir ablehnen“, so Kosch. „Dabei ist ja eigentlich unser Ziel, die Energiewende zu ermöglichen.“
Keine politische Mehrheit für Projekt
Über das „grundsätzliche Ziel“, Flächen für regenerative Energie zur Verfügung zu stellen, sprach Bürgermeister André Dahlhaus. Aber letztlich könne der Rat aus wichtigen Gründen eine Freiflächen-Photovoltaikanlage ablehnen. In diesem Fall werde das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigt. Im Übrigen müssten bei einem positiven Votum Flächennutzungsplan und Regionalplan geändert werden.
Während Grüne und SPD dem Projekt positiv gegenüberstehen, hat die Wählergemeinschaft angesichts der Einspeisesituation noch Gesprächsbedarf. FDP und CDU, die gemeinsam im Rat eine Mehrheit haben, lehnen das Projekt ab. „Mit einer Anlage an dieser Stelle tun wir uns schwer“, so der Unions-Fraktionsvorsitzende Axel Zacharias.