Hagen. Die Firma Grueber baut Teile für die Bahn - und will mit einer digitalen Stahlfeder für mehr Sicherheit in Zügen und Erdbebengebieten sorgen. Alle Infos:
Egal ob in Autos, Waschmaschinen oder Toastern: „Smarte“ Digitaltechnik begegnet dem geneigten Verbraucher mittlerweile an jeder Ecke. Dass sich ein Mittelständler aus Hagen nun anschickt, auch die klassische Stahlfeder zu einem intelligenten Produkt zu machen, lässt allerdings aufhorchen. Doch nicht weniger hatten die Federnwerke Grueber aus dem Lennetal im Sinn, als sie jüngst auf der Fachmesse für Verkehrstechnik „Innotrans“ in Berlin die sogenannte „I-Spring“ präsentierten. Eine „weltweite Federn-Innovation“, wie das Unternehmen stolz verkündete.
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Sensor kontrolliert Feder
Dabei handelt es sich um eine Stahlfeder, die dank fest montiertem Mini-Sensor jederzeit digital über ihren „Gesundheitszustand“ informieren kann. Die zugrundeliegende „i-Spring“-Technologie hat das Hagener Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten gemeinsam mit der befreundeten Schweizer Federnfabrik Schmid entwickelt, erläutern Martin Lange und Titus Waterstradt, Geschäftsführer der Federnwerke Grueber. „Man kann anhand von Sensoren die Dehnung, Spannung und Torsion an den Federn als digitale Messdaten unter extremer Belastung auswerten.“
„Man kann anhand von Sensoren die Dehnung, Spannung und Torsion an den Federn als digitale Messdaten unter extremer Belastung auswerten.“
Mit der „intelligenten Feder“ will das fast 200 Jahre alte Unternehmen aus dem Lennetal auch seine Innovationskraft im digitalen Zeitalter beweisen. In einem von Fachkräftemangel und Marktkonkurrenz in Inland und Ausland geprägtem Umfeld können solche Erfindungen gute Argumente liefern, gerade diesen Federnmacher aus dem Lennetal in den Blick zu nehmen.
In seinen Werkshallen an der Buschmühlenstraße fertigt Grueber mit rund 180 Mitarbeitern jährlich bis zu 10.000 Tonnen warm- und kaltgewalzte Stahlfedern und Biegeteile. Die Kunden kommen etwa aus der Bahntechnik, der Gebäude Schwingungsisolierung, dem Fahrwerks-Tuning, dem Maschinenbau und der Landtechnik.
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Federn stützen Elbphilharmonie
So sind Federn der Firma Grueber nicht nur in Fahrwerken von Regionalbahnen und Inter-City-Zügen der Deutschen Bahn im Einsatz, sondern schützen auch den Konzertsaal der Elbphilharmonie in Hamburg und die Millennium-Brücke in der britischen Metropole London vor den Erschütterungen eines möglichen Erdbebens.
In solchen Bereichen sieht Grueber auch potenzielle Einsatzfelder für die „intelligente Feder“. So könnten die smarten Federn zum Beispiel helfen, Messdaten von Zugfedern in Schnellzügen während der Fahrt zu liefern, um so künftig bessere Schienen und Federn zu bauen, die nicht zuletzt die Sicherheit für Bahnreisende erhöhen.
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Schutz bei Erdbeben erhöhen
In erdbebengefährdeten Gebieten könnte die „smarte“ Feder die Schwingungen an Gebäuden erkennen und melden, wenn sie einer zu hohen Belastung ausgesetzt sind - und so die Sicherheit von Bewohnern und Rettungskräften erhöhen. Möglich scheint vieles - und auch bei ihren Kunden stoße die innovative Feder bereits auf Interesse, berichtet Geschäftsführer Martin Lange. „Wir wollen die ‚i-Spring‘ künftig individuell zugeschnitten auf die Bedürfnisse unserer Kunden anbieten. Dazu befinden wir uns bereits in guten Gesprächen.“
Energiepreise bereiten Sorge
Wie der Markt dieses neue Produkt annimmt, das werden die nächsten Monate und Jahre zeigen. So oder so will das Unternehmen aber sein Kerngeschäft nicht aus den Augen verlieren und am Standort in Hagen weiter solide Federn und Biegeteile für verschiedene Branchen fertigen. Wenngleich auch bei diesem Mittelständler die massiv gestiegenen Energiepreise für Kopfzerbrechen sorgen.
„Wir benötigen Gas für die Wärmeerzeugung in der Produktion. Dabei müssen wir in den Öfen eine Temperatur von über 900 Grad halten, um unsere Federn zu formen. Die Energiekosten sind zuletzt allerdings explodiert.“ Die induktive Erwärmung als Alternative führt zu einem hohen Strombedarf; parallel hoffe man für die Zukunft auf Wasserstoff. „Dazu braucht es aber erstmal Klarheit, wie dieser Wasserstoff zu uns ins Lennetal kommen soll.“