Hagen. Ab wann bin ich depressiv? Wann ist die Anfälligkeit am höchsten? Was kann ich tun? Dieses FAQ gibt die wichtigsten Antworten.
Wenn man allein der gesetzlichen Krankenkasse AOK folgt, dann leiden bereits 16 Prozent aller Hagener unter Depressionen - und da sind all jene Betroffene, die woanders versichert sind, noch gar nicht bedacht. Die Zahlen in Westfalen-Lippe steigen wie fast überall im Bundesgebiet weiter an: Zwischen 2017 und 2022 wuchs der Anteil der wegen Depressionen behandelten Menschen von 11,7 auf 13,2 Prozent. In Hagen ist der Anteil wegen an Depressionen erkrankter Menschen im südwestfälischen Vergleich übrigens am höchsten. Dr. Philipp Görtz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Katholischen Kliniken, gibt Antworten auf die 11 wichtigsten Fragen rund um das Thema Depressionen.
1. Was sind erste Anzeichen für eine Depression?
Erste Anzeichen können über zwei Wochen bestehende Schlaflosigkeit und Lustlosigkeit, Appetitlosigkeit ohne klaren Auslöser sein. Dies wird dann begleitet von Konzentrationsproblemen, Müdigkeit, Niedergestimmtheit und einem geringen Selbstwertgefühl.
2. Gibt es klassische Auslöser für eine Depression?
Es gibt keine klassischen Auslöser. Genauso wie jede Person an Krebs erkranken kann, kann jede Person an einer Depression erkranken. In Deutschland erleidet jeder fünfte Erwachsene in seinem Leben eine depressive Episode. Das Risiko kann bei belastenden Lebensereignissen wie der Verlust eines geliebten Menschen, chronischen Belastungen oder traumatischen Erlebnissen erhöht sein.
3. Gibt es typische Verhaltensweisen, die eine Depression begünstigen?
Ja, Rückzug von sozialen Kontakten, Vernachlässigung von Hobbys, übermäßiger Alkohol-, Cannabis und Drogenkonsum oder andere ungesunde Bewältigungsstrategien können das Risiko einer Depression erhöhen.
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4. Wie kann ich eine Depression als Außenstehende (z.B. Angehörige) bei meinem Gegenüber feststellen?
Eine Depression ist mit untypischen Änderungen des gewohnten Verhaltens verbunden. Achten Sie auf auffällige Veränderungen im Verhalten, wie anhaltende Traurigkeit, Rückzug, Reizbarkeit, Interessenverlust und körperliche Symptome wie Schlafstörungen oder Appetitveränderungen.
5. Ist die Anfälligkeit höher, wenn es in der Familie bereits Fälle gegeben hat?
Ja, eine familiäre Vorgeschichte kann das Risiko erhöhen. Ein Teil des Risikos wird als Veranlagung vererbt, es muss jedoch nicht zu einer Depression führen. So haben Menschen mit hoher Sensibilität, Kreativität, Verantwortungsgefühl und Empathie ein erhöhtes Risiko zu erkranken.
6. Ist eine Depression ansteckend, beispielsweise beim Ehepartner?
Depression ist nicht ansteckend im klassischen Sinne. Allerdings kann der emotionale Stress eines depressiven Partners eine Belastung für seine soziale Umgebung wie Partnerschaft und Familie haben.
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7. Gibt es unterschiedliche Symptome bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen?
Ja, bei Kindern drücken sich depressive Symptome oft als Reizbarkeit, Wutanfälle oder Rückzug von sozialen Aktivitäten aus, während Erwachsene häufig Traurigkeit und Antriebslosigkeit zeigen. Die genaue Diagnose kann jedoch nur eine therapeutische Fachkraft stellen, da diese Symptome bei Kindern auch Ausdruck einer normalen Entwicklung sein können.
8. Wie kann ich einer Depression vorbeugen?
Der stärkste Schutz ist die Fähigkeit, sich selbst mit Liebe und Respekt zu begegnen. Dazu muss man nicht vollkommen sein. Wer sich akzeptiert wie er selbst ist, kann seine Bedürfnisse erkennen und sich mit Mitgefühl behandeln. Das schafft ein Fundament um widerstandsfähig gegenüber Belastungen des Lebens zu sein.
9. Kann ich durch eine bestimmte Ernährung meine psychische Gesundheit beeinflussen?
Eine gesunde Ernährung spiegelt einen respektvollen Umgang mit sich selbst wieder. Ein ungesunder Ernährungsstil führt zu einem langfristigen Unwohlsein und körperlichen Beeinträchtigungen wie mangelnde körperliche Fitness oder Adipositas. Wichtig ist es jedoch auch, sich etwas gönnen zu können, schmackhaftes Essen trägt durchaus zum Wohlbefinden bei und kann die Lebensfreude erhöhen. Hier gilt es eben das richtige Maß zu finden. Spezielle Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel oder besondere Lebensmittel gegen Depressionen gibt es nicht!
10. Stimmt es, dass Sport auch vor Depressionen schützt?
Ja, regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, das Risiko einer Depression zu senken. Die Aktivität selber kann Freude bereiten, insbesondere Sport mit anderen unterstützt die soziale Zufriedenheit. Es ist auch nachgewiesen, dass während Sport Hormone ausgeschüttet werden, die antidepressiv wirken.
11. Kann ich schon bei Kindern Verhaltensweisen mitgeben, um sie vor der Krankheit zu schützen?
Ja, eine fürsorgliche und liebevolle Erziehung führt bei Kindern zu einem positiven Selbstbewusstsein. Dieses ist der wichtigste Schutz eine Depression zu entwickeln