Hohenlimburg/Letmathe. Risse und Wilke expandiert nach China: Mit neuen Kooperationen und Vertriebsbüro in Shanghai will der Kaltwalzer seine Zukunft sichern
Mit 95 Quadratmetern ist der erste Fußabdruck eher klein, den das Unternehmen „Risse + Wilke“ auf chinesischen Boden gesetzt hat. Doch dieses frisch bezogene Büro der „Risse + Wilke (Shanghai) Cold Rolled Steel Co., Ltd.“ in der Metropole Shanghai soll künftig wachsen und neue Märkte erschließen. Arbeitsplätze daheim soll diese Expansion nicht kosten. Im Gegenteil: Vielmehr soll der asiatische Markt einen Beitrag dazu leisten, die Existenz des hiesigen Kaltwalzunternehmens mit rund 330 Mitarbeitern für die Zukunft zu sichern.
„Langfristig streben wir in Asien mindestens den Marktanteil an, den wir auch in Deutschland haben.“
Sie sind nach China gekommen, um zu bleiben, versichert Jörg Lohölter, Mitgeschäftsführer und Gesellschafter von Risse + Wilke und verantwortlich für das China-Geschäft. „Langfristig streben wir in Asien mindestens den Marktanteil an, den wir auch in Deutschland haben.“
Absatzmarkt lockt
Es lockt ein vielversprechender Absatzmarkt: So rechnen Prognosen des Weltstahlverbandes mit einer stabilen Entwicklung in Ländern wie China und den USA, während in der Europäischen Union (EU) und insbesondere in Deutschland derzeit „die größten Herausforderungen in der Stahlkonjunktur“ liegen, so die Wirtschaftsvereinigung Stahl in einer Mitteilung vom April. Zwar erhole sich die Stahlnachfrage auch in der EU, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau.
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Stahlbandhersteller gekauft
Auch die Kaltwalzer von „Risse + Wilke“ rechnen nicht damit, dass die Nachfrage auf dem europäischen Markt wieder das hohe Niveau vergangener Zeiten erreicht. Um Geschäfte in China zu machen, dazu müsse man aber vor Ort sein, betont Jörg Lohölter, Risse und Wilke. Schon vor sechs Jahren knüpfte das Unternehmen erste Kontakte ins Reich der Mitte, übernahm die Firma GBS aus Italien, die pro Jahr rund tausend Tonnen besonderen Sägenbandstahl fertigte und nach China exportiert. „Sie war für Risse und Wilke das Einfallstor in den chinesischen Markt.“
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Kooperation mit Kaltwalzer
Schritt für Schritt baut „Risse + Wilke“ seither seine Aktivitäten auf dem chinesischen Markt aus. Eher zufällig traf man im vergangenen Jahr auf einen chinesischen Kaltwalzer, der in der Hafenstadt Guangzhou eine Vergüterei zu einem kleinen Kaltwalzwerk ausgebaut hat. Im Frühjahr schloss Risse und Wilke einen Kooperationsvertrag mit dem aufstrebenden Kaltwalzer aus China, um die Zusammenarbeit zu festigen.
Invests in Letmather Werk
Gleich selbst ein ganzes Kaltwalzwerk auf chinesischem Boden zu errichten, wie es ein Mitbewerber vor zehn Jahren nahe Shanghai tat, war derweil keine Option - nicht zuletzt wegen der hohen Kosten. „Wir waren bisher eher wenig international tätig“, sagt Lohölter. „Das hat aber auch etwas damit zu tun, was man sich leisten kann.“ Investitionen seien nach dem Kauf von „Risse + Wilke“ im Jahr 1998 sukzessive eher in das Letmather Hauptwerk geflossen.
Eine neue Härtelinie für 7 Millionen Euro, ein neues Nachwalzgerüst für 11 Millionen Euro, zwei Walzenschleifmaschinen für 3,5 Millionen Euro, ein Vorwalzgerüst für 13 Millionen Euro. „Aktuell denken wir über eine Schere für unser Werk nach, die würde nahezu einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.“
Präsenz in China ausbauen
Die Übernahme einer bekannten Sägenband-Marke in China, die Kooperation mit einem Kaltwalzer aus Guangzhou und das eigene Unternehmen in Shanghai - eine Mischung, mit der „Risse + Wilke“ langfristig ein breites Kundensegment auf dem asiatischen Markt ansprechen und seine Präsenz in China festigen will. „Wir können uns aber nicht vorstellen, in China eine eigene Produktion aufzubauen, um damit den europäischen Markt zu beliefern“, betont Jörg Lohölter. „Ich glaube, das würde auch nicht funktionieren“, denkt er etwa an hohe Einfuhrzölle und den Co2-Ausstoß, der bei der Produktion und den Lieferwegen anfällt.
Absatz ausweiten
Bereits im nächstes Jahr will „Risse + Wilke“ rund tausend Tonnen in China verkaufen. Zum Vergleich: Im Stammwerk in Letmathe werden 115.000 Tonnen pro Jahr produziert. Ziel sei, aus dem Vertriebsbüro in Shanghai heraus künftig eine mittlere vierstellige Tonnage pro Jahr abzusetzen. Kein leichtes Unterfangen, ist Lohölter sicher. „Jede Tonne muss hart erarbeitet werden.“