Hagen. Für eine Therapie sind zwei Frauen in Hagen, sie sind erschrocken über die Zustände. Physio Steffen Barth fordert, dass sich etwas ändert.
„Abends würden wir hier nicht mehr rausgehen, da fühlt man sich unsicher“, sagen die beiden Frauen, die namentlich nicht genannt werden möchten. Sie waren zu Besuch in Hagen, wohnten in einem Hotel am Hauptbahnhof, seien vor dem Besuch völlig unvoreingenommen gewesen. Die Tochter (M.) ist kleinwüchsig und durch ihre Krankheit (MPS) teilweise auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie macht eine teilstationäre Therapie im Physiotherapie-Zentrum von Steffen Barth in Eilpe. „Wir waren schon einmal hier, aber in einem anderen Hotel. Wir kommen aufgrund der guten Arbeit her - aber hier leben wollen? Nein, auf keinen Fall …“ sagt ihre Mutter.
Auch andere Patienten, die sich im Bahnhofsbereich einquartiert hatten, wären schon früher abgereist, sagt Steffen Barth. „Das kann doch nicht sein. Es muss sich einfach etwas ändern“, fordert der Unternehmer, der sich nach den Schilderungen der beiden Frauen an die Redaktion gewandt hatte.
Respektloses Verhalten: Keiner macht Platz
Die Tochter und ihre Mutter hätten am Anreisetag zum Abendessen zu Fuß vom Bahnhof aus in Richtung Stadt gehen wollen. „Es standen mehrere Gruppen junger Männer auf dem Bürgersteig. Keiner hat für den Rollstuhl Platz gemacht. Sie standen da mit verschränkten Armen und wir mussten mit dem Rollstuhl auf die Straße runter“, ärgern sich die beiden Frauen über das respektlose Verhalten. Sie hätten die Stimmung als „aggressiv“ wahrgenommen. Letztlich sei ihnen nichts passiert, aber „wir würden im Dunkeln diesen Weg nicht noch einmal gehen“, sagt die junge Frau.
„Es gibt viele Frauen, die abends nicht mehr alleine rausgehen würden - so kann es doch nicht weitergehen.“
Ein Gefühl, das Steffen Barth auch von weiteren Patienten oder anderen Hagenern gespiegelt bekommen hat. „Es gibt viele Frauen, die abends nicht mehr alleine rausgehen würden - so kann es doch nicht weitergehen.“ Er sei nicht rechts, betont er. „Wir beschäftigen Mitarbeiter aus sieben Nationen und sind froh über jeden einzelnen. Aber es gibt eben auch viele Zuwanderer, die sich nicht benehmen können.“ Für ihn stünden dabei vor allem die Themen Sauberkeit und Sicherheit im Fokus. „Es muss einen klaren Fahrplan geben, wie es in Hagen weitergehen soll. Wenn irgendwo Müll abgeladen wird, dann muss notfalls die Stadt säubern und den Verursachern eine Rechnung schicken, oder Sicherheitsbeauftragte in Angsträumen einsetzen“, fordert er.
Er zieht für sich die Konsequenz, seinen Patienten künftig sofort davon abzuraten, sich im Innenstadtbereich einzuquartieren, wenn sie eine teilstationäre Therapie bei ihm antreten. „Hagen ist von der Lage und Infrastruktur eine tolle Stadt. Aber hier läuft leider auch vieles schief“, hebt er auf die anhaltende Zuwanderung und „Brennpunkte“ ab, in denen er den größten Handlungsbedarf sieht. „Die Menschen möchten nicht immer nur hören, dass alles sicher ist. Das spiegelt einfach nicht die Gefühlslage wider.“
Hoher Kontrolldruck durch Polizei-Schwerpunktdienst
Auch die Polizei weiß um das fehlende Sicherheitsgefühl in einigen Bereichen der Stadt. Es sei daher ein wesentliches Ziel, „die öffentliche Sicherheit im Bereich des Hagener Hauptbahnhofes zu verbessern und damit auch das subjektive Sicherheitsgefühl zu optimieren“, sagt Sprecher Tim Sendler. Dazu sei bereits vor mehreren Jahren ein umfangreiches Maßnahmenkonzept erstellt worden. Zuletzt hätte das Präsidium ein neues Konzept vorgestellt, bei dem mit individuellen Waffentrageverboten gegen Messertäter vorgegangen werden soll. Aktuell befänden sich bereits sechs Anträge auf Waffentrageverbote im Prüfungsprozess.
„Im Umfeld des Hagener Hauptbahnhofes sind Polizistinnen und Polizisten regelmäßig und engmaschig sowohl uniformiert als auch zivil im Einsatz“, betont Sendler mit Blick auf das Bahnhofsumfeld. In der Dienststelle „Polizeisonderdienste“, die seit 2023 in der Wache Mitte angesiedelt ist, sei auch der Schwerpunktdienst angegliedert. „Es finden regelmäßig Kontrolleinsätze statt, bei denen am Hauptbahnhof, aber auch in den Stadtteilen Altenhagen und Wehringhausen mit einer ,Null-Toleranz-Strategie‘ vorgegangen wird“, so Sendler.
„Am und um den Hagener Hauptbahnhof herrscht ein hoher Kontrolldruck“
Die Polizei werde bei Kontrolleinsätzen auch durch die Bereitschaftspolizei unterstützt. „Im Jahr 2024 war das bislang bei knapp 20 Einsätzen der Fall. Besonders hervorzuheben sind aber auch die Kontrolleinsätze, bei denen der Schwerpunktdienst gemeinsame Kontrollen mit dem städtischen Ordnungsdienst durchführt“, resümiert die Polizei. Derartige Einsätze fänden so gut wie jede Woche statt. „Zusammengefasst herrscht am und um den Hagener Hauptbahnhof ein hoher Kontrolldruck“, so Sendler. Die Polizei weise immer wieder darauf hin, dass das subjektive Sicherheitsgefühl stark von persönlichen Erfahrungen, Emotionen und Wahrnehmungen geprägt sei. „Bei Betrachtung der objektiven Sicherheit, die auf messbaren Daten beruht, ist festzustellen, dass im Bereich der Straßenkriminalität am Hagener Hauptbahnhof durchschnittlich weniger als eine Straftat pro Tag erfasst wird“, betont Sendler mit Blick auf die Zahlen (siehe Grafik).