Hohenlimburg. Lange suchte Thyssenkrupp Hohenlimburg nach einem Abnehmer für die Exponate ihres Werksmuseums - ohne Erfolg. Nun sind sie eingelagert:

Still und leise hat Hohenlimburg sein letztes Museum verloren. Wer das Werksmuseum im Gästehaus von Thyssenkrupp Hohenlimburg am Langenkamp ansteuern will, der steht dort heute vor Büros der Thyssenkrupp Kompetenzwerkstatt. Dieser Knotenpunkt der Aus- und Weiterbildung des Mittelband-Spezialisten ist jüngst von seinem bisherigen Standort in einem Letmather Gewerbepark in die Räume umgezogen.

Werksmuseum in alter Walzhalle

Das Gästehaus in dem wuchtigen roten Backsteinbau am Langenkamp war früher die Walzhalle von Hoesch Hohenlimburg. In mehreren Räumen bewahrte das Werksmuseum mehr als drei Jahrzehnte das Andenken an die Hoesch-Historie vor Ort. Ein Sammelsurium an Exponaten, von alten Fotos bis zu Kleidungsstücken des Werkschores. Neuerdings sind die Exponate im Historischen Archiv Krupp eingelagert, stets verfügbar für interessierte Aussteller. Damit endet vorerst die lange Geschichte des Werksmuseums in Hohenlimburg.

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Museums 2023 geschlossen

Bereits seit Frühjahr 2023 war das Werksmuseum im Gästehaus geschlossen. In öffentlichen Museumsführern nicht ausgewiesen, richtete sich das Museum generell in erster Linie an Besuchergruppen, die direkt bei Thyssenkrupp anfragten. Besucherzahlen für das Museum liegen dieser Zeitung aus den Jahren 2007 bis 2010 vor. In dieser Zeit wuchs die Besucherzahl von überschaubaren 37 Gästen im Jahr 2007 auf immerhin 1.094 Gäste im Jahr 2010. Geführt wurden sie von erfahrene Hoeschianern, die mit dem Unternehmen über Jahrzehnte eng verbunden waren. Viele Jahre als Arbeitnehmer, zuletzt als Ruheständler.

Auch Altersgründe führten vor eineinhalb Jahren zu dem Beschluss, das Museum zu schließen. Nicht ganz konfliktfrei, denn einer der im Museum tätigen Senioren schaltete danach einen Arbeitsrechtler ein. Man einigte sich außergerichtlich.

„Uns war klar, das grob die Hälfte der Ausstellung historisch nicht interessant ist, die andere Hälfte aber sehr wohl.“

Markus Zobel,
Thyssenkrupp Hohenlimburg, hat einen Abnehmer für die Exponate des Werksmuseums gesucht

Exponate für die Öffentlichkeit

„Innerhalb der Geschäftsführung haben wir beschlossen, das Museum aufzulösen und die historisch-wertvollen Exponate zu erhalten und an einem anderen Ort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, berichtet Markus Zobel, Geschäftsführung Thyssenkrupp Hohenlimburg. „Uns war klar, dass grob die Hälfte der Ausstellung historisch nicht interessant ist, die andere Hälfte aber sehr wohl.“

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Das Werksmuseum war im Gästehaus von Thyssenkrupp untergebracht. Der langgezogene Backsteinbau am Langenkamp war früher die Walzhalle von Hoesch Hohenlimburg. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Absagen mehrerer Museen

Oberstes Ziel sei gewesen, die Exponate im Ort zu halten. Daher habe man Kontakt zu Schloss Hohenlimburg, dem Freilichtmuseum und städtischen Museen aufgenommen. Unterstützung gab es dabei vom Historischen Krupp-Archiv in Essen und Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann. „Wir haben alle Register gezogen“, berichtet Eisermann, der nach dem Umzug des Kaltwalzmuseums von Hohenlimburg ins Hagener Freilichtmuseum zumindest das Andenken an Hoesch Hohenlimburg gerne im Bezirk gehalten hätte. „Es war aber leider nicht von Erfolg gekrönt und ich bedauere das außerordentlich.“

Denn zu einer Einigung kam es in keinem der Fälle. Im Falle von Schloss Hohenlimburg konnte sich das Fürstenhaus zwar vorstellen, die Exponate in eine größere Ausstellung zum Schloss einzubinden, berichtet Markus Zobel, Thyssenkrupp Hohenlimburg. Letztlich kamen beide Seiten bei der Frage der Finanzierung aber nicht überein. Man habe beabsichtigt, gemeinsam Fördermittel für eine Ausstellung zu akquirieren, sagt Schlossherr Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg. „Letztlich bestand jedoch seitens des Unternehmens der Wunsch nach einer schnellen Lösung“, sagt der Schlossherr, weshalb man den Gedanken einer Kooperation vorerst zurückgestellt habe. „Dies bedauern wir sehr.“

Die Suche nach einer neuen Heimat für die Exponate des Werksmuseums führte bis zum Hoesch-Museum in Dortmund und zur Burg Altena. „Grundsätzlich hat der Märkische Kreis den Erwerb von Ausstellungsstücken für seine Museen bereits seit Jahren drastisch reduziert. Der Grund: akuter Platzmangel in unserem Museumsmagazin“, erläutert Kreissprecherin Ursula Erkens. Neuerwerbungen könnten nur in Ausnahmefällen in die aktuelle Ausstellung integriert werden.

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Exponate eingelagert

Schließlich kamen die Exponate aus dem Werksmuseum in das Historische Archiv Krupp. Insgesamt 291 Objekte haben die Krupp-Archivare übernommen. Einzelne „flache“ Dokumente wurden in der Villa Hügel in Essen eingelagert, der Großteil im Außenmagazin des Archivs in Duisburg-Ruhrort verwahrt. Eigentümer aller Museumsstücke bleibt Thyssenkrupp Hohenlimburg. „Gemeinsames Ziel aller Beteiligten war, den Bestand für künftige potenzielle Nutzungen oder Präsentationen gut zu erhalten“, sagt Archivchef Ralf Stremmel. „Das Historische Archiv Krupp unterstützt mit seinen Möglichkeiten gern künftige Nutzungen im Sinne eines Sichtbarmachens von Geschichte für eine breite Öffentlichkeit.“

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Dokumente digitalisiert

Interesse meldet nun überraschend die Stadt Hagen an. Eine offizielle Anfrage der Firma Thyssenkrupp zum Werksmuseum hinsichtlich der Museumsbestände sei nicht bekannt, Kontakt zwischen dem Unternehmen und dem Stadtarchiv habe jedoch bereits 2020 stattgefunden, bei dem auch das Werksmuseum Thema war. „Der Kontakt ist aus diversen Gründen, unter anderem wegen der Einschränkungen durch die Coronapandemie, abgebrochen“, sagt Stadtsprecherin Charlien Schmitt auf Anfrage. „Das Stadtarchiv hat aber weiterhin Interesse daran, interessante Exponate in seinen Bestand aufzunehmen und wird zeitnah Kontakt zu dem Unternehmen aufnehmen, um weitere Informationen über den Museumsbestand zu erhalten.“