Hohenlimburg/Letmathe. Während Thyssen-Krupp die Ausbildung in Hohenlimburg neu organisiert, ist die Ungewissheit bei 900 Federnwerke-Kollegen weiter groß.
Zugegeben: So ganz auf Hohenlimburger Gebiet steht die neue „Kompetenzwerkstatt Hohenlimburg“ von Thyssen-Krupp nicht mehr. Genauer gesagt liegt sie kurz hinter dem Oeger Umspannwerk, im „Gewerbepark auf der Insel“ in Iserlohn. Aber dieser Standort soll kein Zeichen gegen Hohenlimburg sein, sondern vielmehr verdeutlichen: Hier wurde ein neues Konzept geschaffen. Die Frage ist nur, was steckt dahinter?
„Wir wollen die eigene Aus- und Weiterbildung optimieren“, so Geschäftsführer Markus Zobel. Künftig soll deshalb die Ausbildung der aktuell mehr als 90 Azubis komplett über die „Kompetenzwerkstatt“ koordiniert und organisiert werden. Diese eigenständige Gesellschaft der Warmwalz-Werke von ThyssenKrupp Hohenlimburg soll aber nicht nur Kapazitäten für die eigenen Auszubildenden schaffen, sondern möchte durch Kooperationen mit mittelständischen Unternehmen in der Region über die eigenen Werksgrenzen hinaus funktionieren.
Denn, so Zobel, „alle Unternehmen stehen zurzeit vor einer ähnlichen Situation. Wir haben es mit einem großen Wandel zutun“. So seien die Anforderungen der jungen Ausbildungs-Generation gänzlich andere als die vorhergehender Generationen. Stichworte wie mobiles Arbeiten, Flexibilität, Wahlmöglichkeiten spielten eine immer größere Rolle.
Um den Anforderungen gerecht zu werden, brauche es gemeinsames, koordiniertes Handeln – und das Potenzial dafür sei rund um Hohenlimburg sehr groß. „Im unmittelbaren Umfeld gibt es eine ganze Reihe von kleinen mittelständischen Unternehmen, die mangels interner Kapazität und Fachwissen selbst keine Ausbildung betreiben.“
Heißt: Die „Kompetenzwerkstatt“ organisiert die Ausbildung für kleine Unternehmen. „Dadurch erhoffen wir uns auch außerbetriebliche Einsatzmöglichkeiten für unsere eigenen Azubis – also eine Win-Win-Situation.“ Und die klügsten Köpfe bleiben bei Thyssen-Krupp? Zobel schüttelt mit dem Kopf.
„Wenn es in eine Krise geht, gehen wir hier mehr oder weniger alle gemeinsam hinein und gehen alle gemeinsam auch wieder heraus. Eine Konkurrenz gibt es auf dem Weltmarkt, aber nicht hier in der Region.“
So optimistisch und zuversichtlich die Ausbildung nun in der jungen Kompetenzwerkstatt Hohenlimburg startet, so unsicher ist die Situation der Dachmarke „ThyssenKrupp“ im Allgemeinen. Zuletzt kündigte der Stahlproduzent bei seiner Bilanz-Pressekonferenz einen massiven Stellenabbau in der Essener Konzernzentrale an. Und auch die knapp 900 Mitarbeiter der Thyssen-Krupp Federnwerke in Oege und Olpe kämpfen um ihre Zukunft. „Wir sind mit den Kollegen aus Olpe weiter dran, ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Produktion an beiden Standorte zu erarbeiten“, so Thomas Oberste-Lehn, Vorsitzender des Betriebsrates der Thyssen-Krupp Federnwerke Oege. „Wir gehen von Termin zu Termin.“
Am 20. Dezember soll es eine gemeinsame Belegschaftsversammlung mit den Olper Kollegen geben. „Danach sehen wir weiter.“
Die Keimzelle in Hohenlimburg
In diesem Jahr feiert ThyssenKrupp Hohenlimburg sein
400-jähriges Bestehen.
Im Jahr 1619 wurde als „Keimzelle“ des traditionsreichen Vorgängers Hoesch das Drahtwerk Hohenlimburg gegründet.
Thyssen-Krupp Hohenlimburg ist unter anderem Spezialanbieter für warmgewalzten Bandstahl. Seit Anfang 2019 wird dieses Produkt vom Werk an der Oeger Straße unter dem Namen „Precidur“ vertrieben.