Hagen-Mitte. Martin Bender liebt Kunst an Fassaden. Der Maler hat sich in Hagen nun Karl Ernst Osthaus „vorgeknöpft“. Alles zum Motiv und wer die Kosten trägt
Ein Blick in die Innenstadt: „Osthaus für alle“, so könnte man das Projekt betiteln, an dem der Street-Art-Künstler Martin Bender derzeit arbeitet. Die Rede ist von dem großen Porträt des bekannten Kunstsammlers und Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus, das eine Fassade in der Innenstadt ziert. An der Wand des Gebäudes an der Ecke Hoch-/Böhmerstraße hat Martin Bender die Figur Osthaus‘ peu à peu skizzenhaft wachsen lassen. Aufgrund des wechselhaften Wetters in den vergangenen Tagen musste der 38-Jährige seine Arbeit an der Fassade immer wieder unterbrechen.
Großformatiges Wandbild
Zum Hintergrund: Der in Hagen geborene Karl Ernst Osthaus wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden. Grund für Osthaus-Sympathisanten, an ihn zu erinnern und im Alltag sichtbar werden zu lassen - in Form eines großformatigen Wandbildes, Mural genannt.
Osthaus im feinen Zwirn
„Zuerst habe ich die Wand grundiert und mit Kreide ein Raster gezeichnet, um die Proportionen zu übertragen“, erläutert Martin Bender. Das Motiv - Osthaus im feinen Zwirn, aufgestützt auf einen Tisch - habe er dann auf das Raster übertragen. Das skizzenhafte Bild ist nach der Vorlage des Gemäldes „Karl Ernst Osthaus“ der Künstlerin Ida Gerhardi im Jahr 1903 entstanden; es hängt dauerhaft im Osthaus-Museum.
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„Ich habe mir vom Museum die Erlaubnis geholt, dass ich ein Remake machen darf. Die Kunst-im-öffentlichen-Raum-Arbeit hab‘ ich extra in Schwarz-Weiß gehalten, da ich so den Fokus mehr auf die Struktur lenke und das Werk auch besser in die Umgebung passt“, sagt Bender. Das Mural in Mischtechnik (der Grundanstrich ist wasserbasiert, Flächen werden mit Lack gesprüht oder mit Dispersionsfarbe gerollt) erstreckt sich beinahe über die gesamte etwa 18 Meter hohe und zwölf Meter breite Wand. Martin Bender inspiziert seine Arbeit genau, nickt zufrieden, „übrigens mag‘ ich das Wort sprühen nicht besonders. Ich male, auch wenn ich sprühe. Ich male, egal mit welchen Mitteln“.
Apropos Mural: Vor gut drei Jahren wurde in Hagen das Street-Art-Mural-Projekt von dem damaligen Phoenix-Basketballer Javon Baumann, selbst künstlerisch tätig, sowie anderen Künstlern umgesetzt. Die Kunstaktion wurde von Projektpartnern (u.a. die Stadt Hagen, der Verein der Freunde des Osthaus-Museums sowie heimischen Sponsoren) unterstützt. Zehn Fassaden, zum Beispiel der Durchgang vom Parkhaus zum Elbersgelände, wurden mit Wandgemälden gestaltet. Finanziell gefördert wurde das „Hagen Mural Projekt“ durch das NRW-Heimat-Ministerium.
Fortsetzung des „Hagen Mural Projekt“
„Und im Rahmen des Hagener Heimatpreises haben wir ebenfalls Geld bekommen, davon haben wir noch etwas übrig gehalten und ermöglichen dadurch nun die neue Arbeit“, erklärt Lena Eckhoff vom „Hagen Mural Projekt“. 3000 Euro des Preisgeldes, außerdem 4000 Euro von der Sparda-Bank sowie 1500 Euro von den Freunden des Osthaus-Museums fließen in die Realisierung des Osthaus-Porträts. „Die Fassade nicht weit entfernt vom Osthaus-Museum hatten wir schon länger im Blick. Wir haben uns mit dem Eigentümer der Immobilie in Verbindung gesetzt, und er hat uns die Wand zur Verfügung gestellt“, erklärt Lena Eckhoff und fügt an: „Wir möchten dadurch das Hagener Stadtbild verschönern.“
Vor 150 Jahren in Hagen geboren
Der Kunsthistoriker Karl Ernst Osthaus wurde vor 150 Jahren in Hagen geboren. Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Kunstmäzene und Kunstsammler des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Osthaus erstes kulturelles Projekt in Hagen war die Errichtung eines Museums, das den Namen Folkwang-Museum trug. Das Kunstmuseum wurde 1902 eröffnet; an gleicher Stelle ist heute das Osthaus-Museum untergebracht. Bereits 1901 erfolgte die Gründung der Folkwang-Malschule. Künstler wie Christian Rohlfs, Jan Thorn Prikker und Milly Steger wurden von Osthaus nach Hagen eingeladen, um sich hier künstlerisch zu betätigen. 1907 gehörte Osthaus zu den Gründungsmitgliedern des „Deutschen Werkbunds“.
Durch vorbildliche Bauwerke versuchte Osthaus, die Menschen zu modernem Bauen anzuregen. Durch ihn entstanden Bauprojekte wie die Gartenstadt Hohenhagen mit dem Hohenhof (zwischen 1906 und 1908 nach Plänen von Henry van de Velde erbaut), die Arbeitersiedlung Walddorfstraße sowie das Krematorium in Delstern.
Der durch Osthaus geprägte „Hagener Impuls“ ist ein fester Begriff in der Kunstgeschichte; die Tradition wird heute im Osthaus-Museum fortgesetzt.
1916 wurde Osthaus zum Kriegsdienst eingezogen, zog sich schwere Leiden zu und starb 1921 in Meran.
Javon Baumann, der vor knapp einem Jahr das Café Pottblümchen (früher Restaurant Novy‘s) im Kunstquartier eröffnet hat, flankiert das Mural-Projekt. So fand am Samstag, 28. September, in dem nur einen Steinwurf entfernt liegenden Gastrobetrieb eine Veranstaltung mit Live-Musik statt, bei der ein Kleinformat von Martin Bender, das ebenfalls die Person Karl Ernst Osthaus zeigt, versteigert wurde.
Mitglied der Kooperative K
Und Martin Bender? Der in Witten lebende und weit über die Region bekannte Street-Art-Künstler, der Mitglied der Künstlergruppe Kooperative K in Haspe ist, mag und gestaltet Kunst im öffentlichen Raum, da sie für jedermann sichtbar ist und das Umfeld aufwertet. Wie „Osthaus an der Wand“. . .