Halden. Zu schwere Verkehre haben das bisherige Pflaster zerstört. Jetzt soll es wieder so verlegt werden. Gegen fachliche Meinungen.

Dass die Bungstockstraße in Halden nun endlich saniert wird, ist eine gute Nachricht für ihre Anwohner. Nach einigen Verschiebungen verschwindet damit wieder eine weitere Schlaglochpiste in dieser Stadt. Und durch die Gesetzes-Änderung werden die Bürger auch nicht dafür zur Kasse gebeten. Doppelt gut also. Doch während der Haldener Lokalpolitiker Detlef Reinke (CDU) jüngst noch einmal Wert darauf legte, dass die Bungstockstraße auch ja in Asphaltbauweise saniert werde, wird bei einer der Hauptschlagadern des Ortsteils - der Berchumer Straße - ein ganz anderer Maßstab angelegt. Ist das nicht ein Fehler?

Die BErchumer Straße führt durch Haldens Ortskern und entlang am Arcadeon.
Die BErchumer Straße führt durch Haldens Ortskern und entlang am Arcadeon. © WP | Michael Kleinrensing

Der Umleitungsverkehr während der Baustelle für die Lennetalbrücke, die ja bekanntlich neu errichtet worden ist, war ihr Sargnagel. Die Umleitung führte Hunderte schwere Lkw, die auf der Dolomitstraße nicht wie gewohnt Richtung Buschmühlenstraße weiterfahren konnten, über den Haldener Ortskern. Die Sudfeld- und die Berchumer Straße sind eigentlich nur für ein Fahrzeuggewicht bis zu 3,5 Tonnen ausgelegt. Durch die Gestattung und die Umleitung musste das helle Pflaster aber häufig mehr als das Drei- oder Vierfache aushalten.

Hier sieht man deutlich, wie oft schon versucht wurde, die Bungstockstraße in Hagen befahrbar zu halten.
Hier sieht man deutlich, wie oft schon versucht wurde, die Bungstockstraße in Hagen befahrbar zu halten. © WP | Michael Kleinrensing

Diese Art von Pflastersteinen wurde einst auf der Berchumer Straße gelegt, um durch ihre Optik den dörflichen Charakter Haldens zu erhalten. Straßen-Fachleute erklärten aber bereits 2015, dass dieser Pflasterstein für schwerere Fahrzeuge ungeeignet ist. Vor diesem Hintergrund erscheint es umso merkwürdiger, dass die Straße zum Beispiel von der Hagener Straßenbahn befahren wird. Das wird auch künftig der Fall sein. Und auch schwerer Lkw-Verkehr, der ja in Hagen zum Dauerproblem wird, ist nicht auszuschließen.

Die marode Bungstockstraße in Halden wird saniert. Damit wird auch endlich die Flickschusterei an der Wohnstraße beendet.
Die marode Bungstockstraße in Halden wird saniert. Damit wird auch endlich die Flickschusterei an der Wohnstraße beendet. © WP | Michael Kleinrensing

Dass der Landesbetrieb Straßen NRW für die Sanierung der Straße aufkommt, weil sie durch seine Baustelle an der Lennetalbrücke indirekt zerstört wurde, ist nur eine Seite der Medaille. Dass die Sanierung aber nun wieder mit Pflastersteinen geschehen sollen, sorgt für Fragezeichen bei Fachleuten. Zum Beispiel auch beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). Der erklärte schon vor neun Jahren, sie nicht wieder mit Pflastersteinen, sondern mit einer Asphaltdecke zu sanieren, wenn er verantwortlich wäre.

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Eine Dauerkaosten-Falle?

„Das gilt so immer noch“, sagt WBH-Chef Hans-Joachim Bihs. „Wir würden auf keinen Fall Pflastersteine nehmen. Aber die Politik pocht darauf.“ Der WBH – so er denn in der Verantwortung wäre – würde im Sanierungsfall asphaltieren. Dass das neue Pflaster - im Gegensatz zur gebundenen Asphaltdecke - durch den Busverkehr und andere Lkw-Anlieferverkehre zu Betrieben und Firmen an der Berchumer Straße (nicht zuletzt das Arcadeon) wieder verformt und zerdrückt wird, gilt aus fachlicher Sicht als gesichert. Wird die Straße damit nicht zur Dauerkosten-Falle?

„Dazu sage ich nichts“, gibt sich WBH-Chef Hans-Joachim Bihs bedeckt. In der Politik war es vor allem Detlef Reinke, der Mehrheiten für diese Entscheidung herstellen konnte, in dem er davon sprach, dass der Erhalt des Pflasters für die Haldener Bürger „sehr, sehr wichtig“ gewesen sei. In der Bezirksvertretung Hohenlimburg, die formal zuständig für Halden ist, war das Ganze mehrheitlich entschieden worden. „Ich habe dazu viele Hinweise erhalten. Das helle Pflaster prägt den Ortskern“, sagt Reinke auf Anfrage. Wie viele Haldener sich gemeldet hätten, lasse sich nicht mehr sagen. Gegenstimmen habe er keine vernommen. Eine Art Bürgerbefragung hatte es nicht gegeben.