Hagen. Rainer Wegner (71) aus Hagen hat Long Covid. Eine Krankheit, die ihn fast in den Rollstuhl gebracht hätte. Doch jetzt spielt er wieder Tennis.
Bis zum Jahresende 2022 war die Welt für Rainer Wegner noch in Ordnung. Doch dann bekam der 71-jährige leidenschaftliche Tennisspieler aus Hagen eine folgenschwere Diagnose. Der Rentner hat seit etwa zwei Jahren Long Covid. Eine Erkrankung, die sein Leben völlig auf den Kopf gestellt hat. Seit der Diagnose hat er nicht nur mit vielen neuen Herausforderungen zu kämpfen, sondern er sollte nach Meinung seines Arztes auch nie wieder Tennis spielen können.
Schock im Urlaub
Für den Hagener Tennisspieler war die Diagnose ein großer Schock. An die Anfänge seiner Erkrankung erinnert er sich noch gut: „Ich war mit meiner Frau im Urlaub und ich wollte mir nur die Nase putzen“, schildert Wegner einen unangenehmen Zwischenfall: „Und als ich das Taschentuch in meine Hosentasche stecken wollte, bin ich langsam zur Seite gekippt, dann bin ich umgefallen und kurze Zeit später war ich weggegtreten.“
Ein Gastronom rief einen Notarzt und Wegner kam ins Krankenhaus. Dann stellte sich heraus: Eine Corona-Infektion war der Auslöser für den Anfall, der einen langen Leidensweg nach sich zog. Denn Wegner stürzte Anfang 2023 noch einmal und hatte danach sofort Auffälligkeiten in seinem Gesicht bemerkt. Seine linke Gesichtshälfte hing herunter: „Da lag der Verdacht auf einen Schlaganfall erstmal nahe“, sagt Wegner. Wieder musste er ins Krankenhaus und er wurde gründlich untersucht. Nach mehreren Untersuchungen war klar, dass es sich um Longcovid handelt.
Was ist Long Covid?
Long Covid bezeichnet anhaltende Symptome, die Wochen bis Monate nach einer akuten Covid-19-Infektion bestehen bleiben oder neu auftreten. Die Beschwerden sind vielfältig und umfassen unter anderem Erschöpfung, Atembeschwerden, Konzentrationsprobleme, Muskelschmerzen und Herz-Kreislauf-Störungen. Auch wenn die ursprüngliche Infektion abgeklungen ist, kämpfen Betroffene oft mit stark eingeschränkter Lebensqualität. Long Covid kann sowohl nach milden als auch schweren Verläufen auftreten, und die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, da es bisher keine spezifische Therapie gibt.
Long Covid betrifft laut Schätzungen etwa eine Million Menschen deutschlandweit. Es ist eine der Nachwehen der Corona-Pandemie, die mehrere Symptome mit sich bringen kann, unter anderem Schlappheit und Kurzatmigkeit. Rainer Wegner hat mehrere Symptome. Durch die Krankenhausaufenthalte und mangelnde Bewegung sei insbesondere seine Beinmuskulatur geschrumpft. Ansonsten macht ihm vor allem die Kurzatmigkeit zu schaffen: „Wenn ich drei Schritte gehe, japse ich sofort nach Luft“, sagt der 71-Jährige.
Mehrere Ärzte stellten in Zweifel, ob er jemals wieder einen Tenniscourt betreten könnte. Für kurze Zeit sah es sogar so aus, als könne er im schlimmsten Fall im Rollstuhl landen. Doch ein Angebot eines Teamkameraden hat ihn regelrecht wach gerüttelt: „Ein Tennis-Freund hat mich gefragt, ob ich mit ihm mal 15 Minuten Tennis spielen will. Ich wusste nicht, ob ich auch nur ein bis zwei Minuten durchhalten würde, aber er hatte kurz davor eine Knieoperation und wollte auch locker wieder einsteigen, also dachte ich mir, dass ich das versuchen kann“, sagt Wegner. Vom Ergebnis war er überrascht: „Und was soll ich sagen? Aus einer Viertelstunde wurde eine ganze Stunde. Seitdem ist bei mir im Kopf ein Schalter umgelegt worden. Da waren Glücksgefühle im Spiel, die ich nicht beschreiben kann.“
„Es ist schön, dass wir über Inklusion sprechen. Aber es wird Zeit, dass wir etwas tun.“
Seitdem spielt er wieder aktiv Tennis, wenn auch recht langsam und ohne allzu große Anstrengung. Da er aber primär im Doppel spielt, muss er nicht das ganze Feld bedienen. Insofern sei er froh, dass er weiter Sport treiben kann. Immer wieder denkt er darüber nach, dass er möglicherweise in Zukunft doch noch auf einen Rollstuhl angewiesen sein könnte.
Rollstuhl-Tennis beim TSV
Deshalb hat er für seinen Tennis-Club Schwarz-Gelb (TSV Hagen 1860) einen Aktionstag organisiert, der Betroffenen ein Angebot machen soll: Am 6. Oktober wird auf dem TSV-Areal an der Hoheleye von 10 bis 16 Uhr Rollstuhl-Tennis gespielt. Wer körperlich eingeschränkt ist, kann die Sportart in lockerer Atmosphäre ausprobieren.
Rainer Wegner wird dann auch das erste Mal im Rollstuhl spielen: „Ich möchte den Menschen Mut machen, denn man sollte sich nicht hängen lassen und versuchen, das Beste aus der eigenen Situation zu machen. Es ist schön, dass wir über Inklusion sprechen. Aber es wird Zeit, dass wir etwas tun“, findet er.