Hagen-Mitte. Erst 2023 hatte der Autor und Dramaturg von Dario Weberg übernommen. Nun gibt er auf. Das hat gleich mehrere Gründe.
Stephan Schroeder ist ehrlich und gerade heraus. „Ich kann mit weniger Arbeit mehr Geld erwirtschaften“, sagt der 47-Jährige, der das Theater an der Volme erst zum Jahresbeginn 2023 als Intendant übernommen hatte. Die kleine Kulturstätte, die seit 2011 auf dem Elbersgelände besteht, hat große Herausforderungen vor sich. Was vor allem mit einem bislang nur schwierig zu erklärenden Zuschauerverhalten nach der Corona-Pandemie zu tun hat. Stephan Schroeder streicht bereits in seinem zweiten Jahr die Segel. „Das dominiert in einer Art mein Privatleben, wie ich es für die Zukunft nicht möchte.“
Aufgabenvielfalt ist riesig
Sie strahlten Zuversicht aus, als sie Ende 2022 in die Kamera lächelten. Theater-an-der-Volme-Gründer Dario Weberg wollte nach Jahren der Rackerei in der von ihm gegründeten Spielstätte Verantwortung abgeben. Schroeder, der als Autor, Regisseur, Dozent und Dramaturg tätig ist, erklärte, sich künftig um sämtliche wirtschaftliche Angelegenheiten kümmern zu wollen, aber auch weiterhin zu schreiben und auch selbst auf der Bühne zu stehen. Schroeder zapfte Fördergelder für Kindertheater- und pädagogik an, stellte diesen Zweig neu auf. Im Sommer versuchte er den Werdringer Sommer aufzuziehen, doch der floppte. Wenn 50 Besucher kamen, war das viel.
Viel ist es für Stephan Schroeder auch, was rund um das Theater an der Volme so alles anfällt. „Und ich bin nicht der Typ, der sich weniger Arbeit machen will. Wenn ich etwas mache, dann richtig oder gar nicht. Ich habe aber auch zwei Kinder, die vor ihren Schulabschlüssen stehen. Und wenn ich feststelle, dass ich davon nicht so viel mitkriege, wie ich eigentlich will, dann ist das ein klares Zeichen, zu handeln.“ Und handeln heißt für ihn: Rückzug.
„Ich bin nicht der Typ, der sich weniger Arbeit machen will. Wenn ich etwas mache, dann richtig oder gar nicht. Ich habe aber auch zwei Kinder, die vor ihren Schulabschlüssen stehen. Und wenn ich feststelle, dass ich davon nicht so viel mitkriege, wie ich eigentlich will, dann ist das ein klares Zeichen, zu handeln.“
Zuschauerverhalten hat sich geändert
Dazu kommt, dass der Zuschauerandrang sich stark verändert hat nach Corona. „Zum einen hat sich in den vergangenen vier Jahren ein Unsicherheitsgefühl ausgebreitet, das auch auf die Kultur ausschlägt. Corona, Krieg, Klima, Flut. Dieses Krisenbewusstsein - so meine These - führt dazu, dass sich viele von der Teilhabe am öffentlichen Leben verabschieden. Daneben habe ich aber auch das Gefühl, dass die Menschen nicht mehr so vom Theater überrascht werden wollen“, hatte Schroeder erst jüngst gegenüber der WP gesagt.
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Es gab Tage in der vergangenen Spielzeit, da besuchten höchstens zwölf Zuschauer das Theater an der Volme. Das Leid der Kleinkultur ist groß - nicht nur am Theater an der Volme. Gleichzeitig spielen weltweite Musikstars gleich drei, vier, fünf Konzerte in Stadien der Region und Menschen sind bereit, 200 Euro für Eintrittskarten auszugeben.
Es ist nicht das Aus
Schroeders Rückzug zum Jahresende bedeutet nicht das Aus für das Theater an der Volme. Denn sein Gründer Dario Weberg kehrt zurück. „Nur über meine Leiche wird dieses Theater geschlossen“, sagt der 68-Jährige, der an dem Spielplan ab seiner Wieder-Übernahme zum Jahresbeginn längst geschraubt hat. „Ich möchte nicht mehr alles“, sagt Weberg. „Ich mache kleinere Produktionen, kann mit meinen Soloprogrammen gut leben und muss dabei auch niemanden bezahlen.“
Weberg als künstlerische Ich-AG sozusagen. Auf der Bühne: Weberg. Im Mittelpunkt: Weberg. Dreh- und Angelpunkt: Weberg. Das birgt die Gefahr, dass alles zusammenbricht, wenn Weberg mal ausfällt, macht das Theater aber auch sehr individuell und zielgruppengerecht steuerbar.
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Ein kleines Helferteam
Drei Bundesfreiwilligendienstler und ein kleines Helferteam von fünf Leuten stützen das Theater, das sich laut Weberg wirtschaftlich „ordentlich“ trägt. Bis Ende des Jahres stehen Stücke wie „Merci, Udo Jürgens“ (sein Leben, seine Lieder), „Ein Herz und eine Seele“, die 50er- und 60er-Revue „Auf der Vespa nach Rimini“, „Misery“ (nach Roman von Stephen King) oder „Ein Mord wird angekündigt“ (Agatha Christie) auf dem Plan. Zwischendurch Gastspiele. Zum Beispiel die Lesung mit Musik von Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg.
Im kommenden Jahr präsentiert Dario Weberg dann zum Beispiel die 80er-Revue „Ich will Spaß“, die „Swinging Rat Pack Story“, die Komödie „Wenn das Glück die Volme runtergeht“ oder „Das Phantom des Theaters“. Den gesamten Spielplan gibt es unter www.theaterandervolme.de.