Hagen-Mitte. Die größte Modernisierung der Hagener Innenstadt seit ihrer Entstehung steht an. Die Bürger hatten das Wort - und haben Ideen geliefert.
Seitdem die Hagener City durch einen Architektenwettbewerb entstand, befand sie sich nie wieder vor einer solchen Veränderung, die jetzt auf sie zukommen wird. Im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) haben erste Bürgerbeteiligungen stattgefunden. Ein gastronomischer Projektentwickler hatte bereits eine erste Bewertung abgegeben (wir berichteten). Sie fiel schlecht aus. Was sich die Bürger wünschen, zielt auf ganz unterschiedliche Bereiche ab.
Zum Jahreswechsel 2023/24 hatte sich die Stadtverwaltung auf den Weg gemacht, den Innenstadt- und Beteiligungsprozess zu starten. Verschiedene Beteiligungsformate haben bereits stattgefunden. Bislang waren dies die Einbeziehung von Fachakteuren im Rahmen des Formats „Hagen handelt“, die Beteiligung von Gewerbetreibenden und Eigentümern in Ideenwerkstätten sowie die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in eigenen Werkstätten.
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Immer wieder das Pflaster
Immer wieder ist es das Pflaster. Der Bodenbelag in der Elberfelder Straße bewegt die Bürger schon länger. Diese Zeitung hatte das Thema bereits öfter aufgegriffen. Nur im Bereich der Hohenzollernstraße sind in der Hagener City große, helle Steinplatten verlegt worden, die sich deutlich von den aus der Zeit gefallenen Pflastersteinen abheben, die den Boden zwischen Adolf-Nassau-Platz und Mittelstraße säumen. Das vorhandene Pflaster, so die Bürger, weise viele Stolperfallen auf, Unebenheiten und Fehlstellen.
Debatte über Pflaster-Kosten
Der Unternehmerrat hatte beispielsweise immer wieder darauf hingewiesen, dass der Bodenbelag in der Innenstadt auch Effekte auf das Wohlbefinden der Besucher und auf den Handel im Allgemeinen haben könnte. Die Verwaltung hatte spitz gerechnet, dass eine Erneuerung des Pflasters in der City rund 30 Millionen Euro kosten könnte, was die Unternehmer für ein „inszeniertes Totschlagargument“ halten.
Unternehmerrat widerspricht
„Bei der Fläche zwischen Commerzbank und Johanniskirchplatz handelt es sich um 15.000 Quadratmeter, bis zum Theater kommen noch einmal 2000 Quadratmeter für die Gehwege hinzu. Bei einem Quadratmeterpreis von 200 Euro kommen da gerade einmal 3,4 Millionen Euro zusammen“, rechnete Unternehmerratssprecher Winfried Bahn im vergangenen Dezember vor.
Jene Stolperfallen, die durch die Erneuerung der Baumscheiben entstanden sind, werden von den Bürgern besonders in den Fokus gerückt. Dazu die Idee, Sitzgelegenheiten um die Bäume herum zu schaffen. Vorgeschlagen wurde auch eine Begrünung in Form von weiteren Baumpflanzungen, Fassadenbegrünung und Hochbeeten, wobei die saisonal vorhandenen Blumenampeln von den Befragten positiv hervorgehoben wurden.
Wasserspiele für die City
Auch das Thema Wasser spielt eine wichtige Rolle. Die Nähe zur Volme werde in der Fußgängerzone nicht deutlich. Es sei daher wünschenswert, durch Wasserelemente oder kleine Wasserspielplätze nicht nur den Bezug zu den Gewässern herzustellen, sondern auch weitere Spielmöglichkeiten in der Innenstadt zu schaffen.
Am Volkspark oder auf der „Betonwüste“ Adolf-Nassau-Platz neben C&A könnte überdies ein jugendgerechter Freizeitplatz entstehen, den es so in der City nicht gebe. Also nicht für Kinder, sondern für Jugendliche. Auch ein Outdoor-Fitnessbereich sei denkbar. Zudem fehle es an Flächen für temporäre Attraktionen und die Möglichkeit einer legalen Graffiti-Wand.
Stadtmobiliar ist auf dem Weg
Bereits jetzt, schon vor der Beantragung von Fördermitteln aus der Städtebauförderung, arbeitet die Verwaltung über verschiedene Kanäle an einer Aufwertung der Innenstadt. Dabei geht es zunächst um das Aufstellen sogenannter Stadtmöbel. So sollen in der Elberfelder Straße Pflanzelemente mit umlaufenden Sitzmöglichkeiten aufgestellt werden. In der Mittelstraße sollen die Sitzelemente in U-Form um den Pflanzkübel so angebracht werden, dass die Seite zur Fahrbahn frei bleibt.
Die alten Pavillons in der Elberfelder Straße wurden ebenfalls intensiv diskutiert. Eine optische Aufwertung halten die Befragten für gut. Der Pavillon am Nassau-Platz, in dem jahrzehntelang ein Reisebüro untergebracht war, solle verstärkt in den Fokus rücken. „Ich wünsche mir hier schon lange ein Café“, erklärte Bezirksbürgermeister Ralf Quardt zuletzt in der Bezirksvertretung Mitte. Gespräche darüber werden geführt.
Ein Kreativmarkt fehlt
Vielen Befragten fehlt neben Geschäften für Haushaltswaren, Bekleidung und höherwertiger Gastronomie auch ein Kreativmarkt. 2019 hatte am Theater-Karree der beliebte „Creativ-Markt“ nach 36 Jahren geschlossen. Das Betreiber-Paar hatte sich zur Ruhe gesetzt. Ein Nachfolger versuchte sich am selben Ort - das war aber nur von kurzer Dauer.
Ebenso wünschen sich die Teilnehmer der Bürgerformate auch eine Veränderung in den Galerien, da diese großen Leerstand aufweisen. Die Bürger-Idee, die Galerien zusammenzulegen und soziale Angebote für Kinder und Jugendliche, bspw. ein Spiele-Center sowie Dienstleistungen, Outlets und Kunst- und Gastronomieflächen einzurichten, dürfte aber ein Luftschloss bleiben. Seit vielen Jahren bestehen die Galerien parallel zueinander. Bewegung in eine derartige „Fusionsrichtung“ hat es nie gegeben.
So viel Geld steht zur Verfügung
Hagen hatte zuletzt aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren in NRW“ Geld erhalten. 580.000 Euro stehen bereit, um die Neuansiedlung von Stores und Gastrobetrieben anzukurbeln. Und 200.000 Euro können für die Anschaffung von u.a. Outdoor-Mobiliar und Grünelementen eingesetzt werden.