Hagen. Es ist ein besonderes Lied zur Fußball-Europameisterschaft - „Spiel mir den Ball“. Neben der BVB-Legende Dedê sind viele Hagener daran beteiligt.
Es ist nur eine Szene, die beispielhaft zeigt, worauf es ankommt: Mohammad Al Haji, ein junger Mann aus Hagen, der in Syrien geboren wurde, wirbelt waagerecht auf der Asche eines Bolzplatzes. Der Tänzer, dessen rechtes Bein ab dem Knie durch eine Prothese verlängert wird, kickt mit dem linken den Ball. Der landet bei Dedê, eine BVB-Legende, die aus Brasilien stammt. Er stoppt auf der Südtribüne den Ball mit der Brust, lässt die Kugel fallen und reicht sie weiter an Sajeda Muradeine, eine junge Frau, die im Rollstuhl sitzt.
Spiel mir den Ball“ - so heißt er, dieser ganze besondere Song zur Fußball-Europameisterschaft, in dem es um so viel mehr als nur den Fußball geht. „Spiel mir den Ball“ - dieser Satz, der an den legendären Ausspruch „Gib mich die Kirsche“ von Ex-BVB-Spieler Lothar Emmerich erinnert - wird durch diese Szene mit Leben gefüllt.
Es mangelt nicht an EM-Songs
Wie das so ist im Vorfeld eines großen, des größten Fußball-Turniers des Jahres: Es mangelt nicht an Songs. TV-Sender präsentieren ihre Versionen. Und es gibt natürlich ein offizielles Lied zur Fußball-Europameisterschaft. „Fire“ heißt dieser Song von Leony, Meduza und der Band One-Republic.
Es gibt ein offizielles Lied. Und es gibt dieses, in dem so viel Leidenschaft, so viel Hagen steckt. Weil Fans ihn geschrieben haben, weil Fans ihn singen und ihn performen. Menschen, die nicht gecastet wurden für ein Video. Menschen, die es wirklich gibt und die so bunt sind wie das Leben und das Gastgeberland selbst.
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BVB-Legende im Video
Da ist Mo, der Tänzer, der nach einer abenteuerlichen Flucht aus Syrien in Hagen gelandet ist. Da ist Daria Serdiuk, die sich vor dem Krieg in der Ukraine in Sicherheit gebracht hat. Da sind Davide Reale, Delshad Temo und Jason Henke und all die anderen. Sie alle haben kleinere und größere Rollen - vor oder hinter der Kamera. Und sie alle haben zu einem EM-Song beigetragen, in dem - anders als im Video zum offiziellen Song - keine Sponsoren platziert werden müssen, indem Kinder sich aus den Papier-Tüten eines großen Discounters Fußball-Tore basteln.
„Für uns ist das Video wohl das Highlight des Jahres.“
Die Menschen sind echt. Der Song und das Video sind echt. Und die Botschaften, die die jungen Macher senden wollen, auch.
So viel Hagen steckt im EM-Song
Dass in diesem EM-Song viel Hagen steckt, hat mit der Formation „Lichter der Großstadt“, einer Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Behinderung, zu tun. Sie haben ihn geschrieben, und sie haben ihn gemeinsam mit dem Lernzentrum des Fanprojekts von Borussia Dortmund (ein außerschulischer Lernort unter der Südtribüne) und der Band „Sons of Gastarbeita“ produziert.
Das Video zum Song wurde im größten und wohl schönsten Fußballstadion der EM 2024 gedreht. Nicht in einer Arena, die wirkt, als sei sie vom Himmel gefallen. Sondern in einem 50 Jahre alten reinen Fußballstadion, das immer weiter gewachsen ist und heute über die größte Stehplatztribüne der Welt verfügt. Es wurde gedreht im Signal-Iduna-Park.
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Lernzentrum unter der Südtribüne
Kein Zufall - denn unter dem Drehort Südtribüne befindet sich das Lernzentrum des Fanprojekts von Borussia Dortmund, ein außerschulischer Lernort, der Jugendlichen besondere Erfahrungen und Begegnungen ermöglicht. Lernzentrum und Lichter der Großstadt arbeiten zusammen, seit die Jugendlichen im letzten Jahr unter dem Motto „Kick out Racism“ mit einem Video einen Wettbewerb gewonnen haben. „Für uns ist das Video wohl das Highlight des Jahres“, sagt Johannes Böing, der die Einrichtung leitet.
„Dass dann mehrere hundert Menschen zum Dreh gekommen sind - das war einfach der Wahnsinn.“
Dabei war die Gruppe aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der „Süd“ nicht allein. „Wir hatten vorher in den sozialen Netzwerken und im Freundeskreis nach Statisten gesucht“, sagt Jason Henke, „dass dann mehrere hundert Menschen zum Dreh gekommen sind - das war einfach der Wahnsinn. Darunter waren viele, die extra aus Hagen angereist sind.“
Aufwand hat sich gelohnt
Für Gandhi Chahine, Musiker und Sozialarbeiter, ein Beleg dafür, dass der Song Menschen bewegen kann: „Es geht in dem Text um das Gemeinsame, um das Interkulturelle, um das friedliche Miteinander - das ist gerade in dieser Zeit so wichtig. All die Arbeit und der Aufwand - das hat sich auf jeden Fall gelohnt.“
„Es geht in dem Text um das Gemeinsame, um das Interkulturelle, um das friedliche Miteinander - das ist gerade in dieser Zeit so wichtig. “
Und der war - die meisten aus der Gruppe sind Schüler und stehen vor Abschlussprüfungen - nicht ohne: „Allein für die Tanzperformance haben wir fast zwei Wochen lang vier bis fünf Stunden geübt“, sagt Daria Serdiuk.
Dafür gibt es einen Lohn: der Besuch des EM-Spiels Portugal gegen Türkei und des nächsten BVB-Heimspiels gegen Bayern. Und ein Video, das nun auf YouTube die Herzen der Fußball-Fans erobern soll.