Breckerfeld. In der Hansestadt räumt die CDU über 31 Prozent ab. Doch weder dort noch bei den Grünen und der SPD spricht man über sich selbst.

„Ich finde das katastorphal. Ich bin total schockiert“, sagt Peter Gerbothe von der Breckerfelder SPD. Und der Mann hat in der Politik nun wirklich schon viel erlebt. Aber dass die AfD, in Breckerfeld personell überhaupt nicht vertreten, in der Hansestadt an der 20-Prozent-Marke schnuppert, „das muss uns doch schwer zu denken geben. Und damit meine ich auch die anderen Parteien.“ Das sieht man dort übrigens genau so. Auch bei den Breckerfelder Siegern, der CDU. Die Europawahl in der Hansestadt.

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„Natürlich freuen wir uns wahnsinnig über das starke Abschneiden in Breckerfeld“, sagt Ulrike Borowski von der CDU. „Wir hatten ja stark befürchtet, dass viele Stimmen an die AfD gehen würden. Und in Breckerfeld hat es ja im Vorfeld auch viele Schmierereien mit Hakenkreuzen auf Wahlplakaten gegeben. Deshalb sind wir froh, noch über 30 Prozent geholt zu haben.“

Die AfD in Breckerfeld gar nicht vertreten

Borowski blickt aber auch sorgenvoll auf die kommende Zeit. 15,9 Prozent für die AfD in einer Stadt, in der es sie noch nicht mal gibt. „Sie haben die SPD überholt hier bei uns. Das finde ich erschreckend“, sagt Ulrike Borowski. Bislang wisse sie nichts von möglichen Kandidaturen der AfD für die Kommunalwahl im kommenden Jahr. „Da blicke ich sehr gespannt drauf.“

Ernüchterung bei den Grünen. Für die spricht Michael Peyinghaus in Breckerfeld. „Ich hatte Hoffnung, aber ich habe mich emotional auch schon auf das schlechte Ergebnis vorbereitet. Dazu kommt dann einfach noch das Abschneiden der AfD. Nach den vielen Skandalen im Vorfeld hatte ich gedacht, dass das Einfluss auf ihr Ergebnis nimmt. Es ist schockierend, dass eine Partei hier fast 20 Prozent holt, obwohl sie hier gar nicht vertreten ist. Wir müssen jetzt sehen, dass wir bis zur Kommunalwahl gute Politik machen und Themen setzen.“

„Wir machen eigentlich gute Politik“

Gute Politik, die sehen sie eigentlich alle in Breckerfeld. „Die AfD ist ja nicht so stark geworden, weil wir hier in Breckerfeld schlechte Politik machen. Das hat ja andere und bundesweite Gründe“, sagt Peter Gerbothe (SPD). Da wird er recht haben. Es gibt aber noch dazu auch bemerkenswerte Unterschiede zwischen Breckerfeld und dem EN-Kreis. Denn die AfD kommt EN-weit „nur“ auf 14,3 Prozent, packt in Breckerfeld also noch mal satte fünf Prozentpunkte drauf. Und die Grünen sind in Breckerfeld zwei Prozent schwächer als EN-Kreis, während die CDU in Breckerfeld deutlich stärker als im Kreis ist - vier Prozent um genau zu sein.

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Bei der letzten Europawahl 2019 hatte das alles noch ganz anders ausgesehen. Da kam die CDU im Kreis nur auf 23 Prozent. Die Grünen waren mit der gleichen Zahl hingegen der gefühlte Sieger in einer Zeit, als der grüne Wind durch Deutschland wehte. Die AfD kam auf 9,2 Prozent, spielte also noch keine nennenswerte Rolle. Dieses Blatt hat sich gewendet.

„Ich finde, dass wir - und damit meine ich alle beteiligten Parteien - in Breckerfeld eigentlich eine Politik machen, die alle abbildet und alle Menschen mitnimmt. Ich hoffe nicht, dass diese Parteienlandschaft hier künftig mit rechtsextremen Kräften auskommen muss“, blickt Michael Peyinghaus von den Grünen durchaus sorgenvoll auf die Kommunalwahl im Jahr 2025.