Fröndenberg. Nachdem Dachse mit weit über 100 Löchern Bahndämme zwischen Fröndenberg und Unna demoliert haben, könnte es einen Lichtblick geben.
Das Dachsproblem auf der Bahnstrecke zwischen Fröndenberg und Unna wird - zumindest aus Sicht von Bürgermeisterin Sabina Müller - zur Chefsache. Denn inzwischen hat die Deutsche Bahn für die vorübergehend außer Betrieb gesetzte Strecke einen groben Zeitplan mit Blick auf die Sanierung präsentiert. Gleichzeitig sorgt der Kreis Unna mit einer Entscheidung für neue ÖPNV-Angebote. Wie es um Bahnstrecke und Schienenersatzverkehr bestellt ist.
Pendler müssen weiterhin mit Einschränkungen rechnen
Sie buddeln, wühlen und schaufeln. Eine Höhle nach der anderen, einen Gang nach dem anderen. Wie stark Dachse die Bahnstrecke samt mehrerer Dämme unterhöhlt haben, das ist auch gut zwei Jahre nach Bekanntwerden der Probleme noch immer nicht bis ins Detail geklärt. 39 Eingänge zählten die Experten 2022 auf gut 100 Metern Bahnstrecke. Mittlerweile sind es 140. Auf dem gesamten, gut elf Kilometer langen Abschnitt. Bei mehreren Terminen vor Ort haben Bahn-Verantwortliche allerdings versucht, einen Überblick zu geben - und deutlich gemacht, dass alles außer einer Sperrung fahrlässig wäre. Bürgermeisterin Sabina Müller will sich in der Sache als Macherin präsentieren, hebt das Thema bei vielen Gelegenheiten aufs Tableau. Nun gibt die Bahn einen weiteren Zwischenbericht.
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„Wir betrachten die gesamte Strecke der RB 54 im Ganzen. Die Bodengutachten liegen vor. Die Vergabe weiterer Gutachterleistungen hatte sich im Sommer etwas verzögert, inzwischen hat der Gutachter aber seine Arbeit aufgenommen und arbeitet sehr intensiv daran“, erklärt Tobias Hauschild in einem Gespräch mit der Chefin der Fröndenberger Verwaltung. Ein entsprechender Sanierungsplan sei mittlerweile beauftragt. „Wir erwarten bis Februar 2025 das Sanierungskonzept. Darin wird festgelegt, welcher Abschnitt in welcher Reihenfolge saniert wird und welche Abschnitte am Damm nach welchem Verfahren wiederhergestellt werden können“, betont Hauschild.
„Wir erwarten bis Februar 2025 das Sanierungskonzept. Darin wird festgelegt, welcher Abschnitt in welcher Reihenfolge saniert wird und welche Abschnitte am Damm nach welchem Verfahren wiederhergestellt werden können.“
Wenngleich das für Pendlerinnen und Pendler längst keine Entwarnung ist, macht die Bahn in diesem Zusammenhang nochmal deutlich, dass eine Stilllegung der Strecke nicht in Frage kommt. „DB-Regio und NWL sind dabei, den Schienenersatzverkehr weiter zu optimieren“, so der Netzleiter Betrieb der DB. Dass die Einschränkungen wohl auf Jahre weitergehen werden, hatte die Bahn bereits zu Beginn der vorübergehenden Schließung der Strecke bekannt gegeben.
Übergangslösungen für das Fröndenberger Dachsproblem
In Fröndenberg selbst wollte die CDU zuletzt das Verfahren beschleunigen und ehrenamtlichen Jägerinnen und Jägern Fallen für die Dachse zur Verfügung stellen. Doch in der letzten Ratssitzung des Jahres entschied sich der Rat gegen die 12.000 Euro für die Lebendfallen (WP berichtete). Stattdessen könnte nun der neue Nahverkehrsplan im Kreis Unna für Abhilfe sorgen. Für den Schienenverkehr ist der Zweckverband Nahverkehr-Westfalen-Lippe (NWL) zuständig; für den ÖPNV auf der Straße ist der Kreis Unna federführend - und mit ihm die kreiseigene Verkehrsgesellschaft (VKU). Um Verbindungen und Verkehrsströme besser aufeinander abzustimmen, ist alle fünf Jahre ein sogenannter Nahverkehrsplan nötig. Und genau diesen hat der Kreis Unna kurz vor Weihnachten noch beschlossen - ebenfalls in seiner letzten Sitzung des Jahres. Teil des Plans sind sogenannte X- und Y-Linien. Die X-Busse der VKU gelten dabei als „Premiumprodukt im ÖPNV auf der Straße“, die Y-Busse fungieren als Zubringer zu den X-Routen. Die Linie X7 von Fröndenberg bis nach Unna ist zwischen 5 und 20 Uhr im 60-Minuten-Takt unterwegs und ersetzt die RB54.
Die X7-Linie wird im beschlossenen Nahverkehrsplan auch weiterhin als Ersatz für die marode Bahnstrecke geführt. Das Problem aus Sicht der Stadt: Es ist eine Linienführung über die Straßen „Eulenstraße“ und „Von-Steinen-Straße“ geplant. „Die Eignung dieser Straßen für eine Schnellbuslinie sollte auf Grund des derzeitigen Zustandes und der Fahrbahnbreite kritisch geprüft werden“, so die Stadtverwaltung in ihren Anmerkungen zum Nahverkehrsplan. Zudem könnte das neue Netz dafür sorgen, dass bereits mit Fördermitteln barrierefrei umgebaute Haltestellen nicht mehr angefahren werden. Das wiederum könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Stadt die Fördermittel wieder zurückzahlen muss. Allerdings signalisiert der Kreis hierbei Entgegenkommen und will für eine Lösung sorgen.