Fröndenberg. Dachse haben den Bahndamm in Fröndenberg untergraben. Wer aber ist dieser tierische Baumeister, der ein ganzes Schienensystem lahmlegt?

Dachse haben auf dem elf Kilometer langen Bahndamm zwischen Fröndenberg und Unna für einen Millionenschaden gesorgt. Die Tiere haben den Damm durchlöchert und unterhöhlt. Die Sanierung kommt einem Neubau gleich, die Strecke bleibt auf Jahre unpassierbar. Wer aber ist dieser tierische Baumeister, der ein ganzes Schienensystem lahmlegt? Die Deutsche Wildtier Stiftung stellt den familienfreundlichen Tiefbauspezialisten vor, dessen Burgen unter Tage manchmal mehr als 100 Jahre alt werden und mehrere Dachs-Generationen gleichzeitig beherbergen können.

Im gigantischen Dachsbau in Fröndenberg fanden Gutachter 140 Erdlöcher

Dachse sind nachtaktive Tiere und kommen mit Ausnahme besonders feuchter Lebensräume wie zum Beispiel Mooren überall in Deutschland vor. Ihre Bauanlagen liegen häufig innerhalb von Waldgebieten, manchmal aber auch in der offenen Feldflur.In dem gigantischen Dachsbau zwischen Fröndenberg und Unna fanden die Gutachter 140 Erdlöcher „Dachse sind bekannt für ihre architektonischen Meisterwerke unter Tage“, sagt Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung.

Die Schäden durch die Dachse am Bahndamm in Fröndenberg sind deutlich schwerwiegender als zunächst gedacht.
Die Schäden durch die Dachse am Bahndamm in Fröndenberg sind deutlich schwerwiegender als zunächst gedacht. © Menden | Tobias Schürmann

Nicht selten erreichen die Burgen unter der Erde einen Durchmesser von bis zu 50 Metern. Den großen Wohnkessel, der mit Moos, Blättern und Farnen warm ausgepolstert ist, legt der Tiefbauspezialist in bis zu fünf Metern unter dem Erdboden an. Dazu kommen oft kleinere Kessel in verschiedenen Etagen, deren Luftzufuhr über das verzweigte Gangsystem geregelt wird.

Dachse können bis zu 20 Kilogramm schwer werden

Dachse, die zur Familie der Marder gehören und bis zu 20 Kilogramm schwer werden können, sind perfekt an ihre Bautätigkeit angepasst: Die langen Nägel an ihren Pfoten sind perfekte Grabwerkzeuge - die die für Dachse charakteristische Fußspur hinterlassen. Mit ihrem kompakten Körper schieben die Tiere die ausgegrabene Tunnelerde aus der Burg.

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In ihrem verzweigten Bau leben Dachse verschiedener Generationen miteinander: Neben den beiden Elterntieren gehören der jüngste Nachwuchs und die Jungen des vorherigen Jahres zum Clan. Ist der Boden stabil und der Lebensraum geeignet, bleiben die Burgen in der Familie. Jede Generation erweitert das Gangsystem.

Bahnstrecke lahmgelegt

Bereits seit mehr als einem Jahr geht auf der Bahnstrecke zwischen Fröndenberg und Unna nichts mehr. Dachse haben auf dem elf Kilometer langen Bahndamm für immense Schäden gesorgt. Seit Freitag steht fest: Es ist völlig unklar, wann dort wieder Züge rollen.

Bürgermeisterin Sabina Müller und SPD-Bundestagsabgeordneter Oliver Kaczmarek wollen sich für eine zügige Instandsetzung der Strecke einsetzen. Unter anderem fordern sie ein schlankes Planfeststellungsverfahren.

Eine Besonderheit sind die Dachs-Latrinen. Für ihre Hinterlassenschaften legen die reinlichen Tiere außerhalb des Baus flache Mulden an. Die echten Löcher dienen aber nicht nur dem Dachs, sondern werden oft auch von anderen gegraben und genutzt. Denn Dachse leben manchmal in einer Art Wohngemeinschaft: „Sie teilen sich ihre Baue mitunter mit anderen höhlenbewohnenden Wildtieren, etwa Füchsen“, so Kinser.

Sie teilen sich ihre Baue mitunter mit anderen höhlenbewohnenden Wildtieren, etwa Füchsen
Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung

Der Dachs ist also auch im vorliegenden Fall möglicherweise nicht der alleinige Verursacher, heißt es vonseiten der Deutschen Wildtier Stiftung. Für Schäden an wallartiger Infrastruktur, zu denen auch Dämme und Deiche gehören, kämen übrigens in Deutschland neben dem Dachs auch Biber, Bisam, Nutria und Wildkaninchen in Frage.

Mehr Infos über den Dachs im Steckbrief der Deutschen Wildtier Stiftung: https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/dachs