Sundern. Investor kann Gastwirtschaft erneuern. Doch vor dem finalen Go gibt es noch letzte Verhandlungen zwischen Verwaltung und Investor.

In einer außerordentlichen Ratssitzung am Mittwochabend hat sich eine Mehrheit im Sunderner Stadtrat für den Verzicht der Stadt auf das Vorkaufsrecht beim ehemaligen Wildparkgelände am Sorpe-Vorbecken ausgesprochen. Dieser Verzicht betrifft auch benachbarte Grundstücke, die derzeit als Parkplätze genutzt werden und auch künftig in dieser Funktion geplant sind. Allerdings ist der Verzicht auf das Vorkaufsrecht an die Auflage geknüpft, dass die Erste Beigeordnete der Stadt Sundern, Dr. Jacqueline Bila, mit dem lokalen Investor Johannes Becker noch wichtige Details verhandelt.

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„Wir wollen diesem besonderen Projekt nicht den Boden entziehen durch die Nutzung unseres Vorkaufsrechts. Nach eingehender Beratung mit unseren Juristen kommen wir zur Erkenntnis, dass das Ziehen des Vorkaufsrechts erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen würde“, erklärt Bila. Sie hatte in der Ratssitzung deshalb empfohlen, für den Verzicht auf das Vorkaufsrecht zu stimmen.

Nach eingehender Beratung mit unseren Juristen kommen wir zur Erkenntnis, dass das Ziehen des Vorkaufsrechts erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Jacqueline Bila - Erste Beigeordnete der Stadt Sundern

Der Investor Johannes Becker hatte Ende Dezember 2023 mit der mittlerweile insolventen Helma Eigenheimbau GmbH sowie deren Tochter, der Helma Ferienimmobilien GmbH, einen Kaufvertrag über den Erwerb des ehmaligen Wildpark-Geländes sowie der Parkflächen in einer Größe von rund 5300 Quadratmetern ausgehandelt. In Gesprächen hatte der Investor der Stadt Sundern angeboten, für den Fall des Verzichts auf das Vorkaufsrecht, dass die Stadt die Parkflächen pachten und über die Sorpesee GmbH bewirtschaften könne.

Johannes Becker ließ einen gewünschten Pachtzins von 11,50 Euro pro Quadratmeter übermitteln, welches Pachtzahlungen in Höhe von rund 61.400 Euro im Jahr für die Stadt Sundern bedeuten würde. Allerdings würden rund 15.400 Euro nach dieser Rechnung wieder abgezogen, da der Investor für seine Gastronomien Heimathafen (20) und den umgebauten Wildpark 18 Stellplätze nachweisen muss. Dementsprechend müsste die Stadt 46.000 Euro zu Lasten des Ergebnishaushalt einplanen.

Das Areal gegenüber dem Heimathafen in Amecke soll entwickelt werden.
Das Areal gegenüber dem Heimathafen in Amecke soll entwickelt werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Stadt wiederum übermittelte in Person von Jacqueline Bila ihre Vorstellungen. In der Ratssitzung hieß es, dass es noch am Mittwochnachmittag einen Austausch zwischen Johannes Becker, der derzeit im Urlaub ist, und der Sunderner Verwaltungsspitze gegeben hat. Bila hatte dem Investor über dessen Notar einen Vorschlag mit anderen Konditionen unterbreitet. So schlägt die Stadt einen Pachtzins von 10 Euro pro Quadratmeter vor. „Wir haben uns Informationen durch den Gutachterausschuss eingeholt, der diesen Betrag als ortsübliche Pacht einschätzt und den Vorschlag von Herrn Becker am oberen Rand einsortiert“, so Bila.

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Würde man die 10 Euro pro Quadratmeter für die Pacht zugrunde legen, dann würden die jährlichen Pachtzahlungen nur noch 53.500 Euro betragen. Zieht man davon den Anteil für die Stellplätze am Heimathafen und am Wildpark durch den Investor ab, bliebe ein Ergebnis von 39.500 Euro, die pro Jahr zu Lasten der Stadt gehen. Außerdem will Sundern mit dem Investor darüber verhandeln, dass eine indexorientierte Pachterhöhung in den Vertrag aufgenommen wird. Das bedeutet, dass sich die Pachterhöhung am Verbrauchindex orientiert.

Bila deutete in der Ratssitzung an, dass Johannes Becker ein grundsätzliches Okay für die Wünsche der Stadt gegeben und Verhandlungsbereitschaft signalisiert hat. Besprochen werden soll auch, wer für die Pflege und Verkehrssicherung der Parkplätze zuständig sei. Von beiden Seiten sei eine Pachtzeit von 30 Jahren mit der Option auf eine zehnjährige Verlängerung beabsichtigt. Verwaltung und Investor glauben, dass man durch die Parkbewirtschaftung jährlich Einnahmen im hohen fünfstelligen Bereich generieren kann. Insgesamt 120 Parkplätze sind vorhanden.

Auf dem ehemaligen Wildpark-Gelände soll eine neue moderne Gastronomie entstehen.
Auf dem ehemaligen Wildpark-Gelände soll eine neue moderne Gastronomie entstehen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Teil des Verhandlungssgespräch soll auch die Löschung einer Rückauflassungsvormerkung für eine Teilfläche auf dem Ursprungsgrundstück 92 am Sorpe-Vorbecken sein. Nach Ansichten der Juristen ist die Löschung bei der Teilfläche nicht möglich, vielmehr beträfe es das gesamte Grundstück 92. „Damit wäre das Verfahren gegen die Helma auf Rückübertragung obsolet“, betont Bila. Der lokale Investor hatte der Stadt Sundern ein mündliches Angebot zum Verzicht auf die Rückauflassungsvormerkung unterbreitet. Die Stadt soll 145 Euro pro Quadratmeter der besagten Fläche erhalten. Unter diesen Bedingungen würde die Stadt eine einmalige Zahlung in Höhe von knapp 320.000 Euro erhalten.

Guido Simon von den Grünen: „Wir wollen nicht das Gefühl haben, mit Maximalforderungen durch den Investor erpresst zu werden.“ Hans Klein von „Wir sind Sundern“ sagt: „Das Angebot ermöglicht der Stadt, einmalig eine sechsstellige Summe zu erhalten und auch mittel- und langfristig zusätzliche Einnahmen zu erzielen.“ Michael Stechele von der SPD betont, dass die „jährliche Einnahmen nach derzeitigem Stand unklar sind“. Er werte das Entgegenkommen Beckers als Erfolg für Politik und Verwaltung, gebe aber auch zu bedenken, dass man seiner Meinung nach mit überschaubaren Kosten ein Invest hätte tätigen können, welches langfristig hohe Rendite verspreche, wenn man die Parkplätze nicht pachte, sondern komplett selbst vermarkte. Stefan Lange von der CDU sagt: „Ich halte es für eine vernünftige und richtige Entscheidung. Der Investor ist ein Mittelständler aus der Stadt, kein weltweit agrierendes Aktienunternehmen.“

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Sollte es nach den Verhandlungen über die letzten Details zu einer Einigung zwischen Stadt und Investor kommen, könnte es mit den Arbeiten am ehemaligen Wildparkgelände schnell vorangehen. Auf Nachfrage der Politik, antwortete die Verwaltung, dass dann zeitnah die Umbaumaßnahmen starten sollen. Entgegen ursprünglicher Gerüchte soll das Bestandsgebäude umgebaut und saniert werden.