Neheim. In der Gemeinde St. Johannes Baptist stehen nötige Veränderungen an, es muss gespart werden. Warum der Prozess Mut braucht und spannend sein kann

„Je länger man hier in der Gemeinde tätig ist, umso mehr entwickelt man einen Tunnelblick“, sagt Ann-Christin Lemke. Seit 2021 fungiert sie als Verwaltungsleiterin der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Neheim und Voßwinkel. Nun wartet auf sie und die übrige Führungsspitze in der Pfarrei eine gewaltige Aufgabe - die Transformation der angegliederten Gemeinden, um sie fitzumachen für die Zukunft.

Mehr zum Thema

Gemeinsam mit Detlef Trompeter, dem Geschäftsführer des Kirchenvorstands, und Pfarrer Stephan Jung gehört Lemke der Projektgruppe „Zukunft gestalten - 2033“ an. Komplettiert wird das neu geschaffene Gremium von Dr. Frank Brüggemann, Guido Reffelmann, Martin Risse und Felix Hüffer. Diese vier waren vorher keinem kirchlichen Gremium in der Gemeinde angehörig. Doch das soll kein Nachteil sein - im Gegegenteil, wie Trompeter unterstreicht. „Es tut uns gut, Menschen in der Projektgruppe zu haben, die ganz andere Blickwinkel auf die kirchliche Zukunft haben.“ In den ersten Gesprächen habe man dies schnell feststellen können.

Während in der benachbarten Pfarrei St. Petri Hüsten die Planungen zum neuen Immobilienkonzept auf die Zielgerade abbiegen, fängt man in Neheim erst mit der Ideensammlung an. Ohnehin schätzt man in St. Johannes Baptist die Vergleichbarkeit beider Pfarreien als gering ein. „Wir sind hier städtisch geprägt. Die Distanz zwischen den Kirchen und Pfarrheimen ist längst nicht so groß wie das in Hüsten mit den dazugehörigen Gemeinden. Dort ist alles ländlicher. Das trifft bei uns lediglich in Ansätzen auf Bachum und Voßwinkel zu“, unterstreicht Lemke.

In Bachum findet die Auftaktveranstaltung am 16. April statt.
In Bachum findet die Auftaktveranstaltung am 16. April statt. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Trompeter und Lemke wollen diese Unterscheidung nicht falsch verstanden wissen. „Mir tun die Kollegen in Hüsten leid, denn sie mussten auf unbekanntem Terrain Erfahrungen machen, von denen die Experten vom Erzbistum Paderborn ebenso profitieren wie auch wir indirekt“, so Detlef Trompeter. Verwaltungschefin Lemke deutet an, dass es auch ein Austauschgespräch mit den Hüstenern gegeben hat.

Ohnehin wagt man in Neheim einen anderen Ansatz. „Wir wollen in den nächsten Monaten das Pastorale in den Fokus nehmen. Welche Schwerpunkte können wir setzen, was wird von den Gemeindemitgliedern gewünscht und mitgetragen und wie kann die Perspektive aussehen“, sagt Lemke. „Unser Ziel ist es, nicht auf Sicht zu fahren, sondern vielmehr langfristig zu planen“, ergänzt Trompeter.

Es geht um unsere Pfarrei, deshalb wollen wir das auch selbst in die Hand nehmen.
Detlef Trompeter - Mitglied der Projektgruppe

Anders als in Hüsten, wo vor allem der finanzielle Druck treibende Kraft für den Immobilienprozess ist, sieht man sich in Neheim noch in der komfortablen Situation der Handlungsfähigkeit. „Wir können jetzt noch frei handeln“, habe Dr. Frank Brüggemann in einem der Treffen der Projektgruppe klar geäußert. Ganz ohne den Blick auf die Zahlen kann man aber auch in Neheim diesen Entwicklungsprozess nicht anschieben. Die Ist-Zahlen der Gebäudeflächen werden gerade gesammelt und dann gelte es zu schauen, wie man die gewünschte Flächenreduzierung von rund 20 Prozent realisiert bekommt. Diese Vorgabe wurde aus Paderborn zur Vorgabe gemacht, damit der jeweiligen Gemeinde künftig noch Fördergelder zum Erhalt der Gebäude gezahlt werden.

Auftakt in Bachum

Die Auftaktveranstaltung zum Prozess „Zukunft gestalten - 2033“ findet am Dienstag, 16. April, um 18.30 Uhr in der Schützenhalle Bachum, Zum Heimerich 16 statt. Die Veranstaltung wird von Detlef Trompeter moderiert.

Auf der Agenda steht ein Rückblick auf bisher Geschehenes, die Zukunftsaussichten kirchlichen Lebens von Voßwinkel bis Moosfelde, die Vorstellung der Flächenberechnung durch das Erzbistum Paderborn sowie ein offener Meinungsaustausch.

„Ich weiß, dass an dieser Stelle schnell Panik bei den Menschen in den Gemeinden aufkommt. Ich kann versprechen, dass überall wo Pastorale notwendig ist, auch eine Lösung gefunden wird. Das kann auch die Kooperation mit anderen Gruppen und Institutionen bedeuten. Dann muss man sich von Gebäuden nicht trennen, sondern kann sich vielleicht einmieten oder die Kosten teilen“, deutet Ann-Christin Lemke einen Lösungsweg an.

Aktuelles aus Arnsberg und Sundern

Die neu geschaffene Projektgruppe sucht den Dialog in der Gemeinde. Deshalb habe es vor der Auftaktveranstaltung am 16. April in Bachum auch Gespräche mit Gruppen aus dem kirchlichen Leben in Neheim und Voßwinkel gegeben. „Wir haben in diesen Gesprächen jede Menge Input bekommen. Dadurch ist auch unsere Projektgruppe angewachsen, weil wir mehr Meinungen einbeziehen wollen“, erklärt Detlef Trompeter.

„Es gibt keine leichte Lösungen in diesem Prozess, weshalb wir von Anfang an auf Transparenz setzen. Dieser Dialog soll die ganze Zeit erfolgen, gemeinsam mit dem Pfarrgemeinderat, dem Pastoralteam, den Gemeindeausschüssen und den einfachen Gemeindemitgliedern“, wünscht sicht Trompeter. „Es geht um unsere Pfarrei, deshalb wollen wir das auch selbst in die Hand nehmen.“

Was passiert mit der Kirche auf Bergheim? Die Antwort dazu soll der Veränderungsprozess in der Gemeinde in den kommenden Wochen und Monaten geben.
Was passiert mit der Kirche auf Bergheim? Die Antwort dazu soll der Veränderungsprozess in der Gemeinde in den kommenden Wochen und Monaten geben. © Eric Claßen/WP | Eric Claßen

Das Erzbistum Paderborn billigt den Neheimern mehr Freiheiten als in anderen Prozessen zu - wohl auch ein Lernprozess, nachdem man sich bei der Immobilienstrategie in Hüsten Volkes Zorn zuzog, weil man in der Moderation der ein oder anderen Veranstaltung nicht immer die glücklichste Figur machte. „Wir brauchen trotzdem die fachliche Unterstützung aus Paderborn in Sachen Gebäuden, Finanzen und auch im Pastoralen. Ohne sie geht es nicht!“, macht Lemke deutlich.

„Ein fertiges Konzept liegt nicht in der Schublade. Es gibt keine Denkverbote, wir gehen völlig unvoreingenommen in den Prozess hinein“, versichert Trompeter. Auch beim Zeitplan setzt man auf Flexibilität. Man hofft, im September ein erstes Bild präsentieren zu können. „Aber wenn die Gespräche etwas länger dauern, dann nehmen wir uns die Zeit“, bekräftigt Ann-Christin Lemke.