Brilon. Dekra möchte Grundschüler über Gefahren des Toten Winkels aufklären: Kinder dürfen dazu in Lkw Probe sitzen. Was noch in Planung ist.
Im vergangenen Jahr verunglückten laut Statista über 22.000 Kinder bei Verkehrsunfällen auf deutschen Straßen. Die Zahl hat sich seit 1980 mehr als halbiert, jedoch sind es immer noch zu viele. Das sieht auch Jan Varnhagen als Initiator der Dekra-Niederlassung in Meschede so und hat zusammen mit der Polizei NRW und der Stadt Brilon die Aktion „Toter Winkel“ ins Leben gerufen, um Kindern den richtigen Umgang im Straßenverkehr näherzubringen.
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Die Dekra-Niederlassung in Soest machte vor, wie es geht: Dort wurde die Aktion zum ersten Mal durchgeführt und kam so gut an, dass Jan Varnhagen sie die Region übernehmen wollte. Bis die finale Umsetzung jedoch klappte, sollte es noch eine Weile dauern. „Ende 2020 fand bereits das erste Gespräch mit dem Bürgermeister statt, aber dann kam Corona uns bei der Planung dazwischen und es hat sich verzögert“, so Jan Varnhagen.
Polizei, Schulen und Dirk Wiese mit ins Boot geholt
Daraufhin folgten viele weitere Gespräche -zum Beispiel mit dem Schulamt und den Briloner Schulleitern. Bundestagsabgeordneter Dirk Wiesewurde als Schirmherr mit ins Boot geholt. Da polizeiliche Maßnahmen sonst nur in der Radfahrausbildung und der frühkindlichen Verkehrserziehung erfolgen, brachte sich auch die Polizei NRW mit ein, um typische Rechtsabbiegerunfälle in Zukunft zu vermeiden.
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Seit einem guten halben Jahr ist die Aktion nun stichfest. Vom 15.-17. August von jeweils 9-12 Uhr erlernen die Briloner Grundschüler der vierten Klassen an der Gemeindehalle in Alme, was ein Toter Winkel ist, wo die Gefahren liegen und wie sie sich am besten verhalten, sodass es nicht zu einem Unfall kommt. „Wir haben uns erstmal auf die Viertklässler beschränkt, weil sie danach den Fahrrad-Führerschein machen und ein Gespür für den Straßenverkehr brauchen“, erklärt der Dekra-Initiator. Für sie solle die Aktion dann jedes Jahr zum Schulanfang stattfinden, damit die Kinder auch für die weiterführende Schule gewappnet sind. Viele der Kinder werden die öffentlichen Verkehrsmittel dann zunehmend nutzen und sollen vorbereitet werden.
Jedes Kind soll auf Fahrersitz Platz nehmen
Die Firma Witteler, die Spedition Klaholz und das Entsorgungsunternehmen Lobbe waren direkt mit von der Partie und stellen drei Lkw und einen Sprinter mit Anhänger zur Verfügung. „Jedes Kind soll an diesen drei Tagen einmal auf dem Fahrersitz Platz nehmen und dadurch erkennen, dass der Fahrer einen großen Bereich vor, neben und hinter dem Fahrzeug nicht einsehen kann“, so Varnhagen. Sie wollen mithilfe von Planen und Pylonen zeigen, dass zum Beispiel eine ganze Schulklasse in den toten Winkel passen würde.
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Dazu stellen die Partner auch Personal bereit, das die Situation beaufsichtigt und ihre Erfahrungen mit den Kindern teilt - pro Lkw stehen daher zwei Erwachsene zur Verfügung. „Es kommen immer drei Klassen pro Stunde, damit wir genug Zeit haben, ihnen alles zu erklären“, sagt der Dekra-Initiator. Im Anschluss an die Veranstaltung werden die Klassen mit Bussen zurück zu den Grundschulen gebracht. Die Resonanzen der Schulen für die geplante Aktion seien durchweg positiv: Statt nur theoretisches Wissen im Klassenraum zu besprechen, wäre dies eine Möglichkeit, ihnen praktisch etwas beizubringen und die Zahl der verunglückten Kinder im Straßenverkehr nachhaltig zu senken.