Marsberg. Die Folgen können fatal sein: Die DEKRA hat in Marsberg gezeigt, was passiert, wenn der Fahrrad-Akku Feuer fängt. Was Biker dann tun sollten.

Einfach nur das Fahrrad durch einen Tritt auf die Pedale in Bewegung zu setzen, das ist nicht mehr. Heute wird sein großer Bruder, das E-Bike, per Elektromotor mit Lithium-Akkus angetreten. Die motorisierte Unterstützung zaubert dem Radler auch bergan ein entspanntes Lächeln ins Gesicht. Und immer mehr Deutsche kaufen E-Bike. Die Zweirad-Industrie kommt kaum nach. Gerade während der zweijährigen Corona-Hochphase stiegen viele auf das E-Bike um.

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Die DEKRA Stuttgart warnt jedoch davor, dass es immer mal wieder zu Bränden durch die Akkus von Elektrofahrrädern kommt. So wie im Januar bei Hannover. Nach Polizeiangaben hatte sich der offenbar defekte Akku des E-Bikes beim Aufladen selbst entzündet. Angeschlossen war der Akku in der Bibliothek des Hauses. Die Flammen erfassten die Bücher. Die Alarmanlage wurde ausgelöst und warnte noch rechtzeitig die Bewohner. Schaden: 1,5 Millionen Euro. „So etwas kommt wirklich nicht oft vor“, möchte Friedhelm Schwicker, Pressesprecher der DEKRA das Problem aber nicht kleinreden.

Dreh für ZDF Wiso zeigt das Experiment

Der Fahrrad-Akku hat Feuer gefangen.
Der Fahrrad-Akku hat Feuer gefangen. © Thomas Küppers | Thomas Küppers

Was passiert, wenn ein Fahrrad-Akku anfängt zu brennen, was dazu führt und wie man sich im Brandfall verhalten soll, zeigte eine Versuchsvorführung der DEKRA in Marsberg. Vor laufenden Kameras wurden für das ZDF-Verbrauchermagazin Wiso und Bike-Bild zwei Akkus zum Brennen gebracht. Der Vorplatz des Feuerwehrgerätehauses in der Marsch verwandelte sich dazu am Freitag in ein Hochsicherheits-Drehort.

Die Feuerwehrkameraden hatten den Platz professionell abgesichert. Hinter feuerfesten Glasscheiben wurde zuerst ein Brandfall inszeniert, der durch Herabfallen des Akkus verursacht wurde. Denn auch das kann ein Grund dafür sein, dass ein Fahrradakku Feuer fängt, sagt Tilo Eilers, DEKRA-Sachverständiger für Fahrräder und E-Bikes.

Beim zweiten Versuch war Überhitzung des Akkus Ursache des Feuers. Alle am Dreh beteiligten Leute, Kameramänner, Mitarbeiter der Fernsehproduktionen, Feuerwehrleute, beobachteten aus sicherer Entfernung, wie zuerst eine Akku-Zelle anfing zu brennen mit ordentlicher weißer Rauchentwicklung. Nach wenigen Minuten griff das Feuer mit einer Stichflamme auf die restlichen Zellen über. Meterhohe Flammen entstanden. Schwarze, stinkenden Rauchschwaden zogen Richtung Innenstadt.

„Bloss nicht löschen“ – de DEKRA gibt Tipps, was zu tun ist

„Wenn der Akku einmal brennt, bloß nicht versuchen zu löschen“, warnt Friedhelm Schwicker in feuerfester

Friedhelm Schwicker, Pressesprecher der DEKRA, drückt mit dem Fuß auf den roten Knopf und löst die Versuchsreihe aus.
Friedhelm Schwicker, Pressesprecher der DEKRA, drückt mit dem Fuß auf den roten Knopf und löst die Versuchsreihe aus. © Annette Dülme | Annette Dülme

Schutzkleidung. Denn das würde nicht funktionieren, weiß DEKRA-Sachverständige Eilers. Durch eine chemische Reaktion würden die Akku-Zellen eigenen Sauerstoff produzieren. Er rät dem E-Biker: „Bloß nicht in Panik verfallen. Wenn der Akku im Haus aufgeladen wurde und anfängt zu brennnen, schnell das Haus verlassen. Abwarten, bis das Feuer von selber erlischt.“ Das war nach wenigen Minuten der Fall. Der Dreh war im Kasten, dank Selbstauslöser der vor den feuerfesten Scheiben stehenden Fernsehkameras.

„Die Ursachen für Akku-Brände lassen sich unter der Überschrift Kälte, Hitze und Handhabungsfehler zusammenfassen“, erklärt Tilo Eilers. Die Energiespeicher seien zwar im Allgemeinen sicher, jedoch anfällig für technische Defekte. Diese können zum Beispiel durch mechanische Beschädigungen, niedrige Temperaturen oder Tiefenentladung hervorgerufen werden.

Akku sollte nie vollständig entladen werden

Friedhelm Schwicker: „Man sollte nie den Akku sich vollständig entladen lassen.“ Die meisten Brände würden in der Ladephase entstehen. Deshalb rät die DEKRA: „Wenn das Fahrrad den Winter in der kalten Garage verbracht hat, sollte bei den ersten Ladevorgängen etwas genauer hingeschaut werden.“ Zur Sicherheit Lithium Akkus immer auf einer nicht brennbaren Unterlage laden und darauf achten, dass der Raum einen Rauchmelder hat.

Die DEKRA rät

Um erst gar keinen Akku-Brand entstehen zu lassen, rät die DEKRA: Auf jeden Fall die Herstellerangaben beachten, immer nur Original-Ladegeräte und -kabel verwenden. Lithium-Akkus nicht in der Nähe von brennbaren Materialien laden. Die Akkus immer auf eine nicht brennbare Unterlage legen und Rauchmelder auch in Nebenräumen installieren, wo Lithium-Akkus geladen werden.

Schwicker: „Wenn es bei der E-Bike-Tour richtig kalt war, nicht direkt in der Garage oder im Haus den Akku aufladen, sondern erst, wenn er Raumtemperatur angenommen hat. Dann ist die Spannung weg.“
Neben Frost können auch hohe Temperaturen Auswirkungen haben. Die Akkus sollten vor dauernder Sonneneinstrahlung geschützt werden. In den meist schwarzen Gehäusen kann es schnell zu einem Wert von 70 Grad Celsius kommen. Schwicker gibt Entwarnung: „So ohne weiteres aber geraten die Akkus nicht in Brand.“