Brilon/Berlin. Dirk Wiese wird als möglicher SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag genannt. Amtsinhaber Rolf Mützenich sei ausgelaugt, schreibt der „Spiegel“.

Ein Fraktionsvorsitzender einer großen deutschen Volkspartei stammt bereits aus dem Sauerland. Bald auch ein zweiter? Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ spekuliert jedenfalls, dass der SPD-Politiker Dirk Wiese als möglicher Nachfolger des angeschlagenen Fraktionschefs Rolf Mützenich gehandelt wird. Der 39-Jährige (Wiese hat heute Geburtstag) stammt wie CDU-Chef Friedrich Merz aus Brilon und zählt zu den acht Fraktionsvizes der Sozialdemokraten im Bundestag.

Mützenich, der sein Amt mit großen Vorschusslorbeeren angetreten hatte, sei ausgelaugt, ja sogar amtsmüde, schreibt der „Spiegel“. Der 63-Jährige setze in der Fraktion keine Akzente, heißt es. Das gelte vor allem in der Außen- und Verteidigungspolitik – ausgerechnet in diesen Zeiten.

Neulich vertrat Vize Matthias Miersch seinen Chef, um den Medien Grundsätzliches über den SPD-Part in der Ampelkoalition zu berichten. Mützenich hockte mit Corona zuhause. Das wirkte, „als wäre der Machtwechsel in der SPD-Fraktion bereits vollzogen“, schreibt das Blatt.

Linkes Lager gegen die Konservativen

Miersch (53) gilt tatsächlich als erster Kandidat für eine mögliche Nachfolge. Genannt wird aber auch der Name Dirk Wiese. Der Wahlkreis-Nachfolger von Franz Müntefering im Hochsauerland ist Sprecher des einflussreichen konservativen Seeheimer Kreises und sitzt seit fast zehn Jahren im Bundestag. Kurzzeitig war der Sprecher der Südwestfalen-SPD Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie Russland-Koordinator der Bundesregierung.

Die Nachfolge ist auch eine Frage der Parteiströmungen: Miersch wird dem linken Lager zugerechnet. Er, so hört man aus der Fraktion, warte nur auf den richtigen Zeitpunkt. Gut vorbereitet sei Miersch jedenfalls. Mützenichs Wahlperiode läuft in etwas mehr als einem Jahr ab. So lange wollen viele in der Fraktion nicht mehr warten.

In der Fraktion sei aber, so der „Spiegel“, aufmerksam registriert worden, dass Wiese nach der Wahl auf einen möglichen Posten in der Regierung verzichtet habe und als stellvertretender Vorsitzender in der Fraktion geblieben sei.

Der Sauerländer selbst will bei den Gedankenspielen nicht mitmachen. „Wer Corona hat, ist nicht amtsmüde. Rolf Mützenich hält die Fraktion zusammen und leistet gute Arbeit. An sonstigen Spekulationen beteilige ich mich grundsätzlich nicht“, sagte er dieser Zeitung. Seinen Sommerurlaub verbringt Wiese an der deutschen Küste. Für den Fall, dass er schnell mal nach Berlin reisen muss. Das hat vor allem mit einer drohenden Energiekrise zu tun. Aber vielleicht nicht nur.